Verbrennung so viel Leichenbrand übriggeblieben war, daß er die gesamte Urne zu füllen
vermochte.
Mehrfach zeigte sich, daß der Leichenbrand nicht gerade, symmetrisch in der Urne lag,
sondern seitlich verschoben war. Beim Einfüllen hatte man also die Urne schief mit der
Mündung zur Seite gehalten. Auf einen Abschluß der Urne nach oben kam es nach dem
damaligen Grabbrauch offensichtlich sehr an. Bei der Darstellung der Grabungsbefunde von
1967 ist bereits darauf hingewiesen worden, daß viele Urnen mit Steinen abgedeckt wur-
den, die z. T. auch die Oberteile dieser Urnen zerdrückten. In einigen wenigen Fällen sind
auch Steine in die Urne hineingelegt worden, beispielsweise bei Grab 247, dessen Urne fast
zur Hälfte von Steinen ausgefüllt wurde. Darunter lagen dann nur einige wenige Splitter Lei-
chenbrand sowie eine Eisenpfeilspitze und ein eisernes Messer. Das Niederlegen von Stei-
nen innerhalb der Urne kommt aber verhältnismäßig selten vor. Eine Urne, die von
Grab 95, erwies sich durch eine im oberen Viertel eingelegte Tonschicht, die aus mehreren
Teilschichten bestand, nach oben hin abgeschlossen (vgl. Taf. 16, 95). Diese Tonschicht war
so stabil, daß sie bei nach unten gehaltener Öffnung der Urne ein Herausfallen des Inhalts
verhinderte. Erst unterhalb dieses Urnenverschlusses begann die Sandfüllung mit dem Lei-
chenbrand. Ähnliche Funktionen mag auch der Verschluß der Urne mit einem Tondeckel
gehabt haben, wie er bei Grab 110 beobachtet wurde, überdies kann heute nicht mehr nach-
gewiesen werden, wie viele Urnen mit hölzernen Deckeln verschlossen oder aber durch
eingelegte organische Materialien nach oben abgeschlossen waren.
Hinsichtlich der Lage der Beigaben zeigen die im Leerungsprotokoll beschriebenen Ur-
nenfüllungen übereinstimmenden Befund: Es gibt keine irgendwie geordnete Form, die
Beigaben in der Urne niederzulegen. In allen sorgfältig untersuchten Urnenfüllungen ver-
teilten sich die Beigaben meist ganz zufällig innerhalb des mit Leichenbrand durchsetzten
Teiles der Urnenfüllung. Nirgends wurde beobachtet, daß die Beigaben etwa geschlossen
auf dem Leichenbrand oder unter diesem auf dem Urnenboden niedergelegt worden wären.
Im Gegenteil: Die in Issendorf sehr häufig als Grabbeigabe auftretenden Dreilagenkämme
waren stets zu dem Zeitpunkt, in dem sie in die Urne gegeben wurden, schon in viele
kleine Teile zerbrochen, die sich in allen Teilen der Leichenbrandfüllung verstreut wieder-
fanden, als die Urne geleert wurde (vgl. die Gräber 42, 56, 58, 69, 198, 243). Ursprünglich
zu einer Kette zusammengehörende Glasperlen treten in der gesamten, Leichenbrand füh-
renden Urnenfüllung verstreut auf. In Grab 281 lagen Bruchstücke der gleichen Bronze-
fibel in ganz verschiedenen Tiefen der Urne. Sie wiesen alte Brüche auf, die zur Zeit der
Beisetzung entstanden sein müssen. Glasperlen und Kammbruchstücke weisen oft im Ver-
gleich zueinander sehr verschiedene Grade der Verbrennung auf. Das zeigt, daß diese
Kämme und Perlenketten bereits im Scheiterhaufen als Bruchstücke verstreut gelegen ha-
ben müssen. Man kann daraus eigentlich nur schließen, daß sie bereits zerbrochen in den
Scheiterhaufen geworfen wurden, denn sonst könnten die verschiedenen, ursprünglich an-
einander passenden Teile eines Kammes nicht so unterschiedlich verbrannt sein, wie das
vielfach der Fall war. Damit scheint sich nun aber anzudeuten, daß diese Gegenstände, die
wir in den Urnen als Beigaben finden und die wir im allgemeinen als Ausdruck spezieller
Vorstellungen vom Weiterleben nach dem Tode auffassen, vielleicht weniger für den
Toten selbst gedacht waren, sondern daß sie im Rahmen der Beisetzungszeremonie eine
ganz aktuelle Funktion erfüllten. Sie erscheinen nach diesen Beobachtungen weniger als
Grabbeigabe im klassischen Sinne, also für den Gebrauch im Nachleben des Toten, sondern
als Gegenstände, die während der Beisetzung erforderlich waren, die also rituelle Bedeu-
tung hatten. Naturgemäß kann dieser Problemkreis weniger von den Bestattungen selbst
her untersucht werden, als vielmehr durch die Erforschung der Verbrennungsplätze, von
denen während der Grabung 1967 in Issendorf keiner gefunden werden konnte.
Die Hoffnung, differenzierte Formen der Niederlegung von Beigaben in den Urnen in
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vermochte.
Mehrfach zeigte sich, daß der Leichenbrand nicht gerade, symmetrisch in der Urne lag,
sondern seitlich verschoben war. Beim Einfüllen hatte man also die Urne schief mit der
Mündung zur Seite gehalten. Auf einen Abschluß der Urne nach oben kam es nach dem
damaligen Grabbrauch offensichtlich sehr an. Bei der Darstellung der Grabungsbefunde von
1967 ist bereits darauf hingewiesen worden, daß viele Urnen mit Steinen abgedeckt wur-
den, die z. T. auch die Oberteile dieser Urnen zerdrückten. In einigen wenigen Fällen sind
auch Steine in die Urne hineingelegt worden, beispielsweise bei Grab 247, dessen Urne fast
zur Hälfte von Steinen ausgefüllt wurde. Darunter lagen dann nur einige wenige Splitter Lei-
chenbrand sowie eine Eisenpfeilspitze und ein eisernes Messer. Das Niederlegen von Stei-
nen innerhalb der Urne kommt aber verhältnismäßig selten vor. Eine Urne, die von
Grab 95, erwies sich durch eine im oberen Viertel eingelegte Tonschicht, die aus mehreren
Teilschichten bestand, nach oben hin abgeschlossen (vgl. Taf. 16, 95). Diese Tonschicht war
so stabil, daß sie bei nach unten gehaltener Öffnung der Urne ein Herausfallen des Inhalts
verhinderte. Erst unterhalb dieses Urnenverschlusses begann die Sandfüllung mit dem Lei-
chenbrand. Ähnliche Funktionen mag auch der Verschluß der Urne mit einem Tondeckel
gehabt haben, wie er bei Grab 110 beobachtet wurde, überdies kann heute nicht mehr nach-
gewiesen werden, wie viele Urnen mit hölzernen Deckeln verschlossen oder aber durch
eingelegte organische Materialien nach oben abgeschlossen waren.
Hinsichtlich der Lage der Beigaben zeigen die im Leerungsprotokoll beschriebenen Ur-
nenfüllungen übereinstimmenden Befund: Es gibt keine irgendwie geordnete Form, die
Beigaben in der Urne niederzulegen. In allen sorgfältig untersuchten Urnenfüllungen ver-
teilten sich die Beigaben meist ganz zufällig innerhalb des mit Leichenbrand durchsetzten
Teiles der Urnenfüllung. Nirgends wurde beobachtet, daß die Beigaben etwa geschlossen
auf dem Leichenbrand oder unter diesem auf dem Urnenboden niedergelegt worden wären.
Im Gegenteil: Die in Issendorf sehr häufig als Grabbeigabe auftretenden Dreilagenkämme
waren stets zu dem Zeitpunkt, in dem sie in die Urne gegeben wurden, schon in viele
kleine Teile zerbrochen, die sich in allen Teilen der Leichenbrandfüllung verstreut wieder-
fanden, als die Urne geleert wurde (vgl. die Gräber 42, 56, 58, 69, 198, 243). Ursprünglich
zu einer Kette zusammengehörende Glasperlen treten in der gesamten, Leichenbrand füh-
renden Urnenfüllung verstreut auf. In Grab 281 lagen Bruchstücke der gleichen Bronze-
fibel in ganz verschiedenen Tiefen der Urne. Sie wiesen alte Brüche auf, die zur Zeit der
Beisetzung entstanden sein müssen. Glasperlen und Kammbruchstücke weisen oft im Ver-
gleich zueinander sehr verschiedene Grade der Verbrennung auf. Das zeigt, daß diese
Kämme und Perlenketten bereits im Scheiterhaufen als Bruchstücke verstreut gelegen ha-
ben müssen. Man kann daraus eigentlich nur schließen, daß sie bereits zerbrochen in den
Scheiterhaufen geworfen wurden, denn sonst könnten die verschiedenen, ursprünglich an-
einander passenden Teile eines Kammes nicht so unterschiedlich verbrannt sein, wie das
vielfach der Fall war. Damit scheint sich nun aber anzudeuten, daß diese Gegenstände, die
wir in den Urnen als Beigaben finden und die wir im allgemeinen als Ausdruck spezieller
Vorstellungen vom Weiterleben nach dem Tode auffassen, vielleicht weniger für den
Toten selbst gedacht waren, sondern daß sie im Rahmen der Beisetzungszeremonie eine
ganz aktuelle Funktion erfüllten. Sie erscheinen nach diesen Beobachtungen weniger als
Grabbeigabe im klassischen Sinne, also für den Gebrauch im Nachleben des Toten, sondern
als Gegenstände, die während der Beisetzung erforderlich waren, die also rituelle Bedeu-
tung hatten. Naturgemäß kann dieser Problemkreis weniger von den Bestattungen selbst
her untersucht werden, als vielmehr durch die Erforschung der Verbrennungsplätze, von
denen während der Grabung 1967 in Issendorf keiner gefunden werden konnte.
Die Hoffnung, differenzierte Formen der Niederlegung von Beigaben in den Urnen in
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