quittungen werden wir den Mitgliedern jeweils am Jahresschluß ohne besondere Auf-
forderung zusenden.
Alle Überweisungen werden erbeten auf das Postscheckkonto der Gesellschaft: Ffm.
Nr. 73625 oder auf das Bankkonto der Gesellschaft: Bankhaus Heinrich Kirchholtes
u. Co., Frankfurt am Main, Konto Nr. 3270 (Postscheckkonto der Bank Ffm. Nr. 1203).
Die Geschäffsstelle der Gesellschaft befindet sich in Frankfurt am Main, Kletten-
bergstraße 21.
Der Vorstand: Professor Dr. phil. Gustav Ehrhart, Dr. rer. nat. h. c., Dr. med. h. c.,
Dr. med. vet. h. c., Bad Soden a. Ts. — Dr. phil. Karl Ringshausen, Oberstudiendirektor
am Lessmg-Gymnasium Frankfurt a. M. — Prof. Dr. phil. Elarald Patzer, Ordinarius
für klass. Philologie an der Joh. Wolfg. Goethe-Universität Frankfurt a. M. — Herbert
Schminck, Rechtsanwalt u. Notar, Frankfurt a. M. — Hans-Dieter Kirchholtes, Bankier,
Frankfurt a. M. — Gerhard Veidt, Studienleiter, Herborn. — Susi Hübsch, Hausfrau,
Frankfurt a. M.
Imprägnierung durch das Latein? ::‘
von Dr. H. Ryffel, Biel, Schweiz
Wir haben versucht, die einzigartige Leistung des Lateins, seinen durch keine andere
Sprachschulung zu ersetzenden Beitrag an die muttersprachliche Bildung etwas zu zer-
gliedern. Die Hauptleistung wurde erkannt in einem Bewußtwerden der muttersprach-
lichen Denkstruktur im Hineinwachsen in einen elementaren Ordnungsversuch der
sprachlichen Wirklichkeit, im Erfahren eines Modells gegliederter Aussage - inwiefern
darf man nun sagen, daß durch diese elementare philosophische Schulung eine Prägung
erfolgt ist? Vorweg miissen wir einschränken, indem wir deutlich abgrenzen, worin
diese Prägung nicht gesucht werden darf, auf welche Bereiche der Persönlichkeit sie sich
nicht zu erstrecken vermag: die charakterlich-ethische Schulung; es bleibt dabei, wie
Goethe es elementar formuliert hat: „Ein Lump bleibt freilich ein Lump, mag er nun
die alten Sprachen studieren oder nicht.“ Wir meinen damit, daß all das, was ein Ar-
beitsethos zu erzeugen vermag, auch durch jeden anderen Unterricht erreicht werden
kann, wenn er im Geist intellektueller Sauberkeit erteilt wird. Ebenso wird wohl von
niemandem ein Monopol beansprucht werden in Richtung auf Erziehung zur Mensch-
lichkeit, zur Humanität des homo humanus, trotz der gutgemeinten Erwartungen und
Begründungen der Ärzteschaft, die uns Altsprachlehrer damit viel eher beschämt und
in Verlegenheit bringt. Und doch möchte niemand von uns den Ärzten das Recht neh-
men, selber zu bestimmen, was für eine Form von Gymnasialbildung weiterhin als
Normalweg zum Medizinstudium fiihren soll, in einer Welt iiberbordender Technik, die
im Osten und Westen immermehr einem materialistischen Funktionalismus verfällt und
mithin auch die Formung des jungen Menschen durch das Gymnasium nur mehr als
Funktion zu erkennen vermag: als Funktion des künftigen Berufes der soziologischen
Eingliederung, der technischen Industriegesellschafl von morgen.
Worin liegt denn das Auszeichnende, Prägende der latein-konfrontierten Mutter-
sprachbildung? Warum spüren wir, daß doch die „Ärzte“ und nicht die „Mediziner“
recht haben? Die Wahl des Lateins wird, wie ich glaube, immer mehr zum Test, zu
einem einfachen, aber axiomatisch bedingten Test, verstanden als ein Bekenntnis zur
* Letzter Abschnitt eines Aufsatzes im Gymnasium Helveticum 16, 2, 1961/62 „Der
Beitrag des Lateins an die muttersprachliche Bildung“. Mit freundlicher Erlaubnis
des Verfassers übernommen.
11
forderung zusenden.
Alle Überweisungen werden erbeten auf das Postscheckkonto der Gesellschaft: Ffm.
Nr. 73625 oder auf das Bankkonto der Gesellschaft: Bankhaus Heinrich Kirchholtes
u. Co., Frankfurt am Main, Konto Nr. 3270 (Postscheckkonto der Bank Ffm. Nr. 1203).
Die Geschäffsstelle der Gesellschaft befindet sich in Frankfurt am Main, Kletten-
bergstraße 21.
Der Vorstand: Professor Dr. phil. Gustav Ehrhart, Dr. rer. nat. h. c., Dr. med. h. c.,
Dr. med. vet. h. c., Bad Soden a. Ts. — Dr. phil. Karl Ringshausen, Oberstudiendirektor
am Lessmg-Gymnasium Frankfurt a. M. — Prof. Dr. phil. Elarald Patzer, Ordinarius
für klass. Philologie an der Joh. Wolfg. Goethe-Universität Frankfurt a. M. — Herbert
Schminck, Rechtsanwalt u. Notar, Frankfurt a. M. — Hans-Dieter Kirchholtes, Bankier,
Frankfurt a. M. — Gerhard Veidt, Studienleiter, Herborn. — Susi Hübsch, Hausfrau,
Frankfurt a. M.
Imprägnierung durch das Latein? ::‘
von Dr. H. Ryffel, Biel, Schweiz
Wir haben versucht, die einzigartige Leistung des Lateins, seinen durch keine andere
Sprachschulung zu ersetzenden Beitrag an die muttersprachliche Bildung etwas zu zer-
gliedern. Die Hauptleistung wurde erkannt in einem Bewußtwerden der muttersprach-
lichen Denkstruktur im Hineinwachsen in einen elementaren Ordnungsversuch der
sprachlichen Wirklichkeit, im Erfahren eines Modells gegliederter Aussage - inwiefern
darf man nun sagen, daß durch diese elementare philosophische Schulung eine Prägung
erfolgt ist? Vorweg miissen wir einschränken, indem wir deutlich abgrenzen, worin
diese Prägung nicht gesucht werden darf, auf welche Bereiche der Persönlichkeit sie sich
nicht zu erstrecken vermag: die charakterlich-ethische Schulung; es bleibt dabei, wie
Goethe es elementar formuliert hat: „Ein Lump bleibt freilich ein Lump, mag er nun
die alten Sprachen studieren oder nicht.“ Wir meinen damit, daß all das, was ein Ar-
beitsethos zu erzeugen vermag, auch durch jeden anderen Unterricht erreicht werden
kann, wenn er im Geist intellektueller Sauberkeit erteilt wird. Ebenso wird wohl von
niemandem ein Monopol beansprucht werden in Richtung auf Erziehung zur Mensch-
lichkeit, zur Humanität des homo humanus, trotz der gutgemeinten Erwartungen und
Begründungen der Ärzteschaft, die uns Altsprachlehrer damit viel eher beschämt und
in Verlegenheit bringt. Und doch möchte niemand von uns den Ärzten das Recht neh-
men, selber zu bestimmen, was für eine Form von Gymnasialbildung weiterhin als
Normalweg zum Medizinstudium fiihren soll, in einer Welt iiberbordender Technik, die
im Osten und Westen immermehr einem materialistischen Funktionalismus verfällt und
mithin auch die Formung des jungen Menschen durch das Gymnasium nur mehr als
Funktion zu erkennen vermag: als Funktion des künftigen Berufes der soziologischen
Eingliederung, der technischen Industriegesellschafl von morgen.
Worin liegt denn das Auszeichnende, Prägende der latein-konfrontierten Mutter-
sprachbildung? Warum spüren wir, daß doch die „Ärzte“ und nicht die „Mediziner“
recht haben? Die Wahl des Lateins wird, wie ich glaube, immer mehr zum Test, zu
einem einfachen, aber axiomatisch bedingten Test, verstanden als ein Bekenntnis zur
* Letzter Abschnitt eines Aufsatzes im Gymnasium Helveticum 16, 2, 1961/62 „Der
Beitrag des Lateins an die muttersprachliche Bildung“. Mit freundlicher Erlaubnis
des Verfassers übernommen.
11