erwächst den Kollegen an den beiden genannten Schultypen eine hohe und verantwor-
tungsvolle Aufgabe. Sie werden mehr noch als bisher ihren Unterricht so lebensvoll und
bildungswirksam zu gestalten haben, daß sich am Ende der Klasse 11 des mathematisch-
naturwissenschaftlichen Gymnasiums die Mehrzahl der Schüler für die Fortsetzung des
Lateiirunterrichts entweder in Gestalt des verbindlichen Unterrichtsfaches oder des
Wahlpflichtfaches entscheidet. Sie werden sich ferner ihrer Verantwortung gegenüber
den Universitäten in höchstem Maße bewußt sein und das Große Latinum nur den
Schülern zuerkennen, die die Lehrziele des Großen Latinums, nämlich
S i c h e r h e i t in der Elementargrammatik (also nicht nur in der Formenlehre, son-
dern aucli in der Syntax und syntaktischen Stilistik),
ausreichenden Wortschatz (nämlich ausreichend für die Lektüre der gleich ge-
nannten Autoren),
Verständnis nicht zu schwieriger Stellen aus Sallust, Livius und Cicero (gefordert
wird also Text- und Sinnverständnis, nicht nur Beherrschung der Übersetzungstechnik),
bei Anlegung eines strengen Maßstabes voll erreichen. Auch dadurch können
Schüler veranlaßt werden, den Lateinunterricht über die Klasse 11 hinaus fortzusetzen.
Man wird ferner die Eltern darauf hinzuweisen haben, daß es noch ungeklärt ist, wie
sich die Universitäten zu dem Wert eines 2 Jahre vor Beginn des Studiums erworbenen
Großen Latinums stellen werden. Der Hessische Altphilologenverband wird sich darum
bemühen, die Zuerkennung des Großen Latinums in jedem Fall von einer Prüfung ab-
hängig zu machen.
Die Kollegen am neusprachlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Gym-
nasiurn werden in Elternversammlungen vor der Wahl der 2. Fremdsprache in Klasse 7
darauf aufmerksam machen, daß es nur den intelligentesten Schülern bei äußerster An-
spannung möglich sein wird, im wahlfreien Unterricht ab Klasse 9 das Große Latinum
zu erwerben, ja daß es unabhängig davon ganz auf den Begabungsstand der jeweiligen
Klasse ankommen wird, ob die in den Bildungsplänen geforderten Lehrziele im Unter-
richt überhaupt erreicht werden können und ob nicht in den beiden letzten Jahren die
Wochenstundenzahl stark erhöht werden muß, was zu einer Überlastung der Schüler
in den beiden Primen führen würde. Sie werden auch darauf hinweisen, daß die beson-
deren Bildungswerte des Lateinischen, die für die spätere wissenschaftliche Arbeit aus-
schlaggebende Bedeutung haben, in einem wahlfreien Kurs von 15 Jahreswochenstun-
den oder bei Abbruch des Unterrichts in Klasse 11 vor Erreichung der nötigen geistigen
Reife kaum zur Auswirkung kommen können . . .
Methodische Handreichungen zum 7- und 5jährigen
Lateinunterricht 1
von Oberstudiendirektor Niels Wilsing, Wuppertal
1. Der 7- und 5jährige Lateinunterricht mit seinen teilweise noch verminderten
Stundenzahlen stellt uns vor eine neue Situation, in der es zwei entgegengesetzte Ge-
fahren zu meiden gilt:
a) Es wäre falsch, zu resignieren und diesen Unterricht nicht mehr sinnvoll zu ge-
stalten. Denn die Folge wäre, daß in Kürze ein von Lehrern, Schiilern und Eltern als
unbefriedigend empfundener Unterricht völlig beseitigt wiirde.
1 Als Resümee eines Tagungsvortrages iibernommen aus dem Mitteilungsblatt des
Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Jhg. 10, Hefl 1, Febr. 1962.
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tungsvolle Aufgabe. Sie werden mehr noch als bisher ihren Unterricht so lebensvoll und
bildungswirksam zu gestalten haben, daß sich am Ende der Klasse 11 des mathematisch-
naturwissenschaftlichen Gymnasiums die Mehrzahl der Schüler für die Fortsetzung des
Lateiirunterrichts entweder in Gestalt des verbindlichen Unterrichtsfaches oder des
Wahlpflichtfaches entscheidet. Sie werden sich ferner ihrer Verantwortung gegenüber
den Universitäten in höchstem Maße bewußt sein und das Große Latinum nur den
Schülern zuerkennen, die die Lehrziele des Großen Latinums, nämlich
S i c h e r h e i t in der Elementargrammatik (also nicht nur in der Formenlehre, son-
dern aucli in der Syntax und syntaktischen Stilistik),
ausreichenden Wortschatz (nämlich ausreichend für die Lektüre der gleich ge-
nannten Autoren),
Verständnis nicht zu schwieriger Stellen aus Sallust, Livius und Cicero (gefordert
wird also Text- und Sinnverständnis, nicht nur Beherrschung der Übersetzungstechnik),
bei Anlegung eines strengen Maßstabes voll erreichen. Auch dadurch können
Schüler veranlaßt werden, den Lateinunterricht über die Klasse 11 hinaus fortzusetzen.
Man wird ferner die Eltern darauf hinzuweisen haben, daß es noch ungeklärt ist, wie
sich die Universitäten zu dem Wert eines 2 Jahre vor Beginn des Studiums erworbenen
Großen Latinums stellen werden. Der Hessische Altphilologenverband wird sich darum
bemühen, die Zuerkennung des Großen Latinums in jedem Fall von einer Prüfung ab-
hängig zu machen.
Die Kollegen am neusprachlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Gym-
nasiurn werden in Elternversammlungen vor der Wahl der 2. Fremdsprache in Klasse 7
darauf aufmerksam machen, daß es nur den intelligentesten Schülern bei äußerster An-
spannung möglich sein wird, im wahlfreien Unterricht ab Klasse 9 das Große Latinum
zu erwerben, ja daß es unabhängig davon ganz auf den Begabungsstand der jeweiligen
Klasse ankommen wird, ob die in den Bildungsplänen geforderten Lehrziele im Unter-
richt überhaupt erreicht werden können und ob nicht in den beiden letzten Jahren die
Wochenstundenzahl stark erhöht werden muß, was zu einer Überlastung der Schüler
in den beiden Primen führen würde. Sie werden auch darauf hinweisen, daß die beson-
deren Bildungswerte des Lateinischen, die für die spätere wissenschaftliche Arbeit aus-
schlaggebende Bedeutung haben, in einem wahlfreien Kurs von 15 Jahreswochenstun-
den oder bei Abbruch des Unterrichts in Klasse 11 vor Erreichung der nötigen geistigen
Reife kaum zur Auswirkung kommen können . . .
Methodische Handreichungen zum 7- und 5jährigen
Lateinunterricht 1
von Oberstudiendirektor Niels Wilsing, Wuppertal
1. Der 7- und 5jährige Lateinunterricht mit seinen teilweise noch verminderten
Stundenzahlen stellt uns vor eine neue Situation, in der es zwei entgegengesetzte Ge-
fahren zu meiden gilt:
a) Es wäre falsch, zu resignieren und diesen Unterricht nicht mehr sinnvoll zu ge-
stalten. Denn die Folge wäre, daß in Kürze ein von Lehrern, Schiilern und Eltern als
unbefriedigend empfundener Unterricht völlig beseitigt wiirde.
1 Als Resümee eines Tagungsvortrages iibernommen aus dem Mitteilungsblatt des
Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Jhg. 10, Hefl 1, Febr. 1962.
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