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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 6.1963

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Nr. 4
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Sacra Latinae Linguae Depositum, [2]
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.33064#0056
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Konzils nicbt mehr in Angriff genommen, jedoch seine Fertigstellung vom Konzil dem
Papst übertragen wurde. Die rasche Ausführung des Auftrags ist vor allem dem hl.
Kardinalbischof von Mailand Karl Borromäus zu danken; die erste Fassung durch
vier von Pius IV. bestellte Theologen, wahrscheinlich italienisch, war bereits 1564
fertig; die Humanisten G. Poggiani und P. Manuzio besorgten die Übertragung in
erstklassiges Latein. Der Katechismus ex decreto Concilii Tridentini ad parochos Pii V.
jussu editus erschien 1566 dann in Rom (vgl. J. Hofinger, Neues Lexikon für Theologie
und Kirche II (1958) 977).

Von diesem Katechismus ad parochos sagen die Ordinationes der Studienkongre-
gation in diesem § 4: Außerordentlich oft von Päpsten und Provinzialkonzilien emp-
fohlen, wurde dieser Katechismus bis ins letzte Jahrhundert in den Schulen als „Buch
goldener Latinität“ und zugleich hervorragendes Christenlehrbuch viel verwendet -
die Schüler sollen dieses Buch vom 3. Jahr ihres Lateinunterrichts an ständig in Händen
haben, wodurch sie unvermerkt die Ausdruckweise eines goldenen Latein zugleich
vereint mit der spezifisch-eigentümlichen und klaren Sprache der Dokumente und Vor-
schriften der Kirche lernen.

§ 5 Wenn der Lateinprofessor immer auch jeweils schon vor Beginn jeder Lektüre
und Erklärung eines lateinischen Autors in der Schule zunächst das Wesentliche aus
seinem Leben und von seinen Schriften den Schülern darlegt, muß der Lateinlehrer
doch vom 5. Jahr an die ganze lateinische Literaturgeschichte auch noch systematisch
im Gesamtzusammenhang vermitteln. Dabei sollen Leben, Werk, Geist und Gedanken
der hauptsächlichsten Schriflsteller, ihre historische oder philosophische oder poetische
Bedeutung, die Eigenart ihrer Sprache, ihre literarische Abhängigkeit und das Neue
gegenüber den älteren Autoren und allenfalls weitere wichtige Aspekte zur rechten
Bewertung gewürdigt werden. Diese Darlegung soll aber ganz in lateinischer Sprache
erfolgen und die Schüler selbst sollen dafür ein Textbuch der lateinischen Literatur-
geschichte besitzen - wo ein solches in lateinischer Sprache geschriebenes Buch noch
fehlt, kann der Professor das Wichtigste lateinisch diktieren oder eigene lateinische
Scripta verteilen. In diesem Bereich sollen sich die Lehrer aber nicht mit allzuviel
Erudition (Vielwissen) allzubreit auslassen, sondern wirklich nur immer das bieten, was
entsprechend wesentlich für das Leben ist.

Zeitschriftenschau

Hermes 90 (1962), Heft 1

Aufsätze:

Bruno Snell: Pindars 8. Paian über die Tempel von Delphi. S. 1-6. Weitere Ergän-
zungen. — Karin Alt: Zur Anagnorisis in der Helena. S. 6-24. Untersuchung der
Erkennungssituation (unter vergleichender Heranziehung der anderen euripideischen
Anagnorisis-Tragödien und schließlich auch der „Ägyptischen Helena“ Hofmanns-
thals) „mit dem Vorsatz, Euripides ernst zu nehmen“; Euripides wollte nämlich
„gewiß kein reines Märchenstück schreiben, sondern vor dem Hintergrund des Phan-
tastischen geschieht die psychologische Zeichnung durchaus mit der Tendenz zum
Realismus, der, auch wenn er ins Drastische und Komische reicht, dennoch ernst

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