schem Mittelalter und führen vielfach über das Fach Latein hinaus in fächer-
übergreifenden, transferorientierten Unterricht.
In Altphilologenkreisen ist heftig umstritten, ob die Thematisierung nicht zur
Auflösung der Grundstruktur des Faches (Überlieferung lateinischer Texte) führt.
Diese Problematik soll in der Zusammenschau weiter unten aufgegriffen werden.
Für jetzt genügt die Wiedergabe einiger Beobachtungen:
- Das Fach Latein scheint in den Langzeitkursen (sieben bzw. neun Jahre) eine drei-
stufige Struktur anzusteuern: Spracherwerb (Unterstufe), Autorenlektüre (Mittelstufe),
themenbezogene Problembehandlung (Oberstufe).
- Während einige Bundesländer (Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz) hauptsächlich Themen anbieten, behandelt Hamburg literarische
Gattungen. Bayern ordnet jedem Thema einen sog. Zentralautor mit Begleittexten zu,
Baden-Württemberg läßt zwischen bloßer Autorenlektüre, thematisch bestimmter Au-
torenlektüre und Sachthemen wählen.
- Eine Reihe von Themen verrät starken Gesellschäftsbezug, z. T. mit politischem Ein-
schlag. So bietet Hessen „Modelle und Motive ideologischer Sichtweise in lateinischen
Texten“ an, Niedersachsen „die Sklaverei im Altertum“, was man eigens als aktuell
und relevant bezeichnet.
- Das breite Angebot von Themen (Rheinland-Pfalz z. B. wird im Endstadium 31 ver-
schiedene Projekte ausgearbeitet haben) ermöglicht eine große Vielfalt aktuellen La-
teinunterrichts. Der bisher übliche, relativ enge Lektürenkanon wird geöffnet, die
Ansätze und Aspekte werden zahlreicher.
Zwischenbilanz der Curriculumreform
Wir blicken zurück. Was hat die Curriculumreform dem Lateinunterricht
gebracht? Fiaben sich Ffoffnungen erfüllt oder Befürchtungen bewahrheitet?
Ein Vergleich mit den Zielvorstellungen der Curriculumreform32 ergibt, daß
diese im Lateinunterricht im wesentlichen erreicht wurden. Die Aktualisierung
ist handgreiflich. Eine Fülle von aktuellen Themen, die auf der Kollegstufe be-
handelt werden können, belegt die Isomorphie von Antike und Gegenwart -
entgegen Robinsohn! Durch Verwissenschaftlichung der Lehrplanarbeit ist dem
Altsprachlichen Unterricht der Ausbruch aus der Isolation und der Anschluß an
die gegenwärtige Pädagogik und Psychologie gelungen. Welches andere Fach
kann z. B. eine empirische Überprüfung seiner Lernziele aufweisen33? Schließlich
tragen die unzähligen Entwürfe und Anregungen zu Themen, Autoren, Metho-
den und Lernzielkontrollen34 unzweifelhaft zur Verbesserung („Optimierung“)
des Lateinunterrichts bei. Der befruchtende Anstoß der Curriculumrevision wird
hier besonders deutlich, es kommt nur darauf an, die vielen Ideen qualitativ zu
sichten.
32 Klaus Westphalen: Curriculumreform - Möglichkeiten und Grenzen. In: Anregung 18
(1972), S. 53ff.
33 Lernziele und Fachleistungen (Anm. 9).
34 Der hessische Lehrplan für die Sekundarstufe I umfaßt z. B. 124 S., die Lehrpläne
für Sekundarstufe I und II in Nordrhein-Westfalen nicht weniger als 222 S., alle nur
für das Fach Latein!
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übergreifenden, transferorientierten Unterricht.
In Altphilologenkreisen ist heftig umstritten, ob die Thematisierung nicht zur
Auflösung der Grundstruktur des Faches (Überlieferung lateinischer Texte) führt.
Diese Problematik soll in der Zusammenschau weiter unten aufgegriffen werden.
Für jetzt genügt die Wiedergabe einiger Beobachtungen:
- Das Fach Latein scheint in den Langzeitkursen (sieben bzw. neun Jahre) eine drei-
stufige Struktur anzusteuern: Spracherwerb (Unterstufe), Autorenlektüre (Mittelstufe),
themenbezogene Problembehandlung (Oberstufe).
- Während einige Bundesländer (Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz) hauptsächlich Themen anbieten, behandelt Hamburg literarische
Gattungen. Bayern ordnet jedem Thema einen sog. Zentralautor mit Begleittexten zu,
Baden-Württemberg läßt zwischen bloßer Autorenlektüre, thematisch bestimmter Au-
torenlektüre und Sachthemen wählen.
- Eine Reihe von Themen verrät starken Gesellschäftsbezug, z. T. mit politischem Ein-
schlag. So bietet Hessen „Modelle und Motive ideologischer Sichtweise in lateinischen
Texten“ an, Niedersachsen „die Sklaverei im Altertum“, was man eigens als aktuell
und relevant bezeichnet.
- Das breite Angebot von Themen (Rheinland-Pfalz z. B. wird im Endstadium 31 ver-
schiedene Projekte ausgearbeitet haben) ermöglicht eine große Vielfalt aktuellen La-
teinunterrichts. Der bisher übliche, relativ enge Lektürenkanon wird geöffnet, die
Ansätze und Aspekte werden zahlreicher.
Zwischenbilanz der Curriculumreform
Wir blicken zurück. Was hat die Curriculumreform dem Lateinunterricht
gebracht? Fiaben sich Ffoffnungen erfüllt oder Befürchtungen bewahrheitet?
Ein Vergleich mit den Zielvorstellungen der Curriculumreform32 ergibt, daß
diese im Lateinunterricht im wesentlichen erreicht wurden. Die Aktualisierung
ist handgreiflich. Eine Fülle von aktuellen Themen, die auf der Kollegstufe be-
handelt werden können, belegt die Isomorphie von Antike und Gegenwart -
entgegen Robinsohn! Durch Verwissenschaftlichung der Lehrplanarbeit ist dem
Altsprachlichen Unterricht der Ausbruch aus der Isolation und der Anschluß an
die gegenwärtige Pädagogik und Psychologie gelungen. Welches andere Fach
kann z. B. eine empirische Überprüfung seiner Lernziele aufweisen33? Schließlich
tragen die unzähligen Entwürfe und Anregungen zu Themen, Autoren, Metho-
den und Lernzielkontrollen34 unzweifelhaft zur Verbesserung („Optimierung“)
des Lateinunterrichts bei. Der befruchtende Anstoß der Curriculumrevision wird
hier besonders deutlich, es kommt nur darauf an, die vielen Ideen qualitativ zu
sichten.
32 Klaus Westphalen: Curriculumreform - Möglichkeiten und Grenzen. In: Anregung 18
(1972), S. 53ff.
33 Lernziele und Fachleistungen (Anm. 9).
34 Der hessische Lehrplan für die Sekundarstufe I umfaßt z. B. 124 S., die Lehrpläne
für Sekundarstufe I und II in Nordrhein-Westfalen nicht weniger als 222 S., alle nur
für das Fach Latein!
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