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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 17.1974

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Nr. 2
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Kahlenberg, Käthe: Caesar oder Erasmus: Überlegungen zur lateinischen Lektüre am Gymnasium
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Höring, E.: Lateinlehrer und Reformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.33068#0034

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In der Diskussion wies ein Redner auf die Bestrebungen des „Latin vivant“
hin; ferner forderte er, daß man auf Vermittlung von „Werten“ und das „genus
sublime“ nicht verzichten dürfe. Prof. Fuhrmann gab daraufhin zu verstehen,
daß er die klassische Periode durchaus nicht ersetzen wolle, sondern aus didak-
tischen Gründen als Einführungslektüre einen Weg vorschlüge, der die Interessen
der jugendlichen Schüler berücksichtige. Kahlenberg

Zur Diskussion gestellt
Sind Lateinlehrer so, wie sie in einer neuen empirischen Untersuchung
dargestellt werden? Die Redaktion würde Stellungnahmen zu dem
folgenden Bericht begrüßen.

Lateinlehrer und Reformen
Im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wird an einem Projekt „Schulleistung“
gearbeitet. „Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, an Schülern des Gymnasiums den
Ertrag des Schulbesuchs in Zusammenhang mit wichtigen schulischen und außerschuli-
schen Bedingungen möglichst umfassend zu analysieren“ (Seite 5).
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde eine Untersuchung der schul- und un-
terrichtsbezogenen Einstellungen von Gymnasiallehrern durchgeführt, weil es denkbar
sdieint, daß diese Einstellungen einen Einfluß auf Lernerfolge und Schulschicksal von
Gymnasiasten haben. Die Untersuchung wurde veröffentlicht von Helga Zeiher
unter dem Titel „Gymnasiallehrer und Reformen“ (Texte und Dokumente zur Bil-
dungsforschung. Veröffentlichungen aus dem Projekt Schulleistung, Band 1), Stuttgart
(Ernst Klett Verlag) 1973.
Grundlage der Untersuchung sind Einstellungsmessungen an 1130 Gymnasiallehrern
aus allen Ländern der BRD, die Deutsch-, Englisch- oder Mathematikunterricht ertei-
len. Ihre Einstellungen wurden in 9 Problemkreisen untersucht: Reformbereitschaft,
Modernistische (kritiklose) Reformbereitschaft, Autoritäre Distanz, Begabtenauslese,
Fachwissenschaftliche Orientierung, Methodische Unterrichtsvorbereitung, Betonung des
Stoffwissens, Gemeinschaftsbetonter Unterricht, Berufszufriedenheit.
Der folgende Auszug aus dieser in jeder Hinsicht lesenswerten Veröffentlichung be-
schreibt die Abweichungen derjenigen Lehrer, die neben einem der drei angegebenen
Fächer auch Latein unterrichten, von der durchschnittlichen Einstellung aller Lehrer:
Lateinlehrer „äußerten sich beträchtlich mehr autoritär distanziert als die Gesamt-
heit der übrigen Lehrer. Außerdem zeigten sie größere grundsätzliche Abneigung gegen
die Reform des Gymnasiums und neigten stärker zu einer engen Anlehnung ihres
Unterrichts an die Systematik und das Grundwissen ihrer Fachwissenschaft.“ (Seite 214f.)
Die Autorin erklärt den statistischen Befund wie folgt:
„Das Unterrichtsfach Latein hatte zentrale Bedeutung im herkömmlichen Gymnasium
und wird heute mit diesem in Frage gestellt. Dies mag zum verstärkten Festhalten der
Lateinlehrer am tradierten Gymnasium führen, mit dem auch die eigene berufliche
Situation erhalten werden soll, sowie zu einer durch die Unsicherheit der eigenen Lage
genährten Stärkung autoritärer Tendenzen. Unsicherheit entsteht vermutlich auch im
Unterricht selbst. Da Latein eine tote Sprache ist, wird versucht, seine Stellung im

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