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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 17.1974

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Nr. 4
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.33068#0070

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Zeitschrift-enschau

Rheinisches Museum 116 (1973): G. Petersmann, Die monologische Totenklage der
Ilias. Der Dichter der Ilias hat in seinem Lied Situationen geschaffen und sie derart
ausgeformt, daß in der unmittelbaren Konfrontation einer seiner Gestalten mit dem
Sterben eines Nahestehenden der Tod des Einen in solchem Maße konsequent nach der
inneren Linie des Geschehnisablaufes in das Leben des Anderen einzugreifen fähig
ist, daß er den Hinterbliebenen plötzlich in tragischer Weise vor dessen eigenes Schick-
sal und eigene Existenz stellt. In diesen Augenblicken des Leids reagiert der homerische
Mensch nicht in der kultisch gebundenen Weise der rituellen Totenklage, sondern der
Dichter schafft Raum für ein individuell verschiedenes Verhalten, in dem das Moment
der Spontaneität, das kultischen Klagen fehlt, die Fülle menschlicher Beziehungen
offenbart, die nun durch den Tod unterbrochen werden. S. 3-16. - D. J. Mosley,
Conon’s Embassy to Persia. S. 17-21. - F. Stoessl, Unkenntnis und Mißverstehen als
Prinzip und Quelle der Komik in Menanders Samia. Irrtum und Mißverstehen spielen
in der Neuen Komödie immer eine große Rolle. Aber gerade in der Samia, wo es
nicht um Aufklärung eines Grundirrtums durch Anagnorisis geht, hat Menander, wie
sich aus der sorgfältigen Durchinterpretation der Komödie ergibt, die Komik so vor-
zugsweise auf Mißkennen und Mißverstehen aufgebaut wie kaum jemals sonst. Das
Verfahren, das etwa in Plautus’ Aulularia auf die eine Szene 731ff. konzentriert ist,
zieht sich durch das ganze Stück und prägt jede Szene und jeden Dialog. Und die
Komik hat gleichzeitig den Ernst und die Tiefe, wie sie nur Menander seinen Schau-
spielen geben konnte: hinter der lächerlichen Oberfläche steht die Gefährdung, ja die
Tragik menschlichen Schicksals. Die Existenz der unschuldigen und hilfreichen Chrysis,
das Leben von Moschions Sohn, die Liebe Moschions und Plangons stehen auf dem
Spiel, und. ihre Rettung hängt an der endlichen Erkenntnis der Wahrheit. S. 21-45. —
S. Koster, De Terentiani codicis fragmento inedito (Phormio 63—105 und Hecyra 784—
813). S. 45-54. - B. Bader, Terenz Eunuchus 46—57. S. 54—59. - C. Monteleone, Cicero
Orator 7. S. 60—70. - H. Mette, Vergil, Bucol. 4. Ein Beispiel ,generischer' Interpre-
tation. Diese aufschlußreiche Dokumentation gibt zunächst eine relative Chronologie
der Bucolica und wendet sich dann buc. 4 zu, das auf das Jahr der Konsuln Cn. Asi-
nius Pollio und Cn. Domitius Calvinus (40 v. Chr.) datiert ist. Während Horazens
16. Epode die Stimmung vor der pax Brundisina im gleichen Jahr widerspiegelt, wird
hier in der gegenwärtigen ultima (ferrea) aetas der Beginn eines neuen Großen Welten-
jahres erwartet. Das Gedicht wird dann unter steter Bezugnahme auf Catulls Peleus-
gedicht (c. 64), vor allem dessen Mittelteil, durchgesprochen. Dabei ergibt sich für
Vergil: es kann sich nur um den eigens herausgegriffenen Teil eines Hochzeitsgedichtes
handeln. Bei dieser Hochzeit ist die Mutter die wesentliche Person. Als Kind wird
dem Typus des Hochzeitsliedes entsprechend ein Sohn erwartet. In der Zeitspanne,
in der das Gedicht entstanden ist (Antritt des Konsulatsantritt nach Abschluß des
Friedens bis zur Einsetzung der Suffektkonsuln gegen Ende des Jahres) war die
einzige Hochzeit von politischer Bedeutung die der Octavia und des Antonius. Das
aus dieser Ehe zu erwartende Kind mußte ein Friedenskind werden, mit dem sich
alle Hoffnungen verbinden konnten: garantierte es doch das Einvernehmen zwischen
dem jungen Caesar als dem Bruder der Braut und dem damals noch stärkeren Anto-
nius. Ob nun ein Sohn oder vielleicht doch eine Tochter geboren würde, konnte kein
Verfasser eines Hochzeitsliedes Voraussagen. Hier wurde eine Tochter geboren. Die
Ehe zerbrach dann, das Einvernehmen zwischen dem jungen Caesar und Antonius
desgleichen. Niemand konnte hinfort noch ein Interesse daran haben, welches Kind
Vergil nun wirklich gemeint hat. Aber auch für ihn selbst war dieses Kind nur ein
Symbol für die überschwengliche Hoffnung gewesen, die die vielgequälten Römer

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