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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 21.1978

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Nr. 3
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Maier, Friedrich: Spracharbeit an Einzelsätzen - Relikt einer veralteten Methodik?
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https://doi.org/10.11588/diglit.33075#0043

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Spracharbeit an Einzelsätzen — Relikt einer veralteten Methodik?

Die „zusammenhängenden Texte“ haben die Übungsbücher des Sprachunter-
richts erobert; das ist gewiß nicht zu bedauern; mit guten Gründen wird allseits
für sie eingetreten. Die „Einzelsätze“, die vielgeschmähten, sind passe.
Sind sie es wirklich? Haben sie nicht wenigstens innerhalb des Lektüreunter-
richts, der unter anderen Gesetzen steht als der sprachliche Elementarunter-
richt, einen didaktisch vertretbaren Platz? Diese Frage läßt sich wohl, so mei-
nen wir, nur beantworten, wenn wir den „Lektüreunterricht“ recht verstehen.
Lektüreunterricht ist etwas anderes und mehr als Literaturunterricht. Es geht
nicht ausschließlich um Verstehen und Kennenlernen von Literatur (wozu nicht
unbedingt originalsprachliche Texte nötig wären). Lektüreunterricht ist als ein
Arbeitsvorgang zu begreifen, der unter der Spannung von Sprachbewältigung
und Inhaltserfassung steht. Wer lateinische Texte liest, muß sich mit Sprache
und Inhalten oder auf dem Weg über die Sprache mit den Inhalten beschäftigen.
Erst die Beschäftigung mit der Sprache macht die Lektüre zu einem Erfolg und
gibt den Schülern den vollen „Nutzen“.
Die Spracharbeit während des Lektüreunterrichts zielt auf vieles, vor allem
aber auf die Wiederholung, Sicherung und Vertiefung der Kenntnisse in der
Formenlehre und Syntax; dies ist zwar eine subsidiäre Aufgabe, sie ist aber — in
der jetzt schwierigen Situation des Lektüreunterrichts - eine notwendige Auf-
gabe. Die Lehrpläne fixieren sie als verbindliches Lernziel. Dafür wird sogar
eine eigene Unterrichtszeit veranschlagt. Herausgehoben ist der Bereich der
Syntax; die „Fähigkeit, syntaktische Strukturen zu analysieren und zu überset-
zen“ muß sich der Schüler zunehmend aneignen. Welche syntaktischen Struk-
turen sind dabei in erster Linie gemeint? Solche, die die lateinischen Texte vor-
rangig bestimmen, die sogenannten „Schwerpunkte der Syntax“. Hier stellen
sich nun eine didaktische und eine methodische Frage:
1. Welches sind die Schwerpunkt-Strukturen?
2. Wie läßt sich der „Umgang“ mit diesen Strukturen am wirkungsvollsten den
Schülern beibringen?
Für die Bestimmung der strukturellen Schwerpunkte der lateinischen Spra-
che hat sich ein nur gefühlsmäßiges, auf Vermutungen gegründetes Vorgehen als
untauglich erwiesen. Geeigneter dafür ist eine umfassende Häufigkeitsstatistik;
sie läßt einigermaßen verläßliche Aussagen darüber zu, welche Strukturen in
einem lateinischen Text normalerweise eine vorrangige, welche eine zweitran-
gige, welche gar eine drittrangige Rolle spielen. Damit ist auch ein Indikator ge-
wonnen, der anzeigt, was Schüler unbedingt beherrschen müssen, was die Leh-
rer demnach als Schwerpunkte behandeln sollten.
Die Behandlung der Schwerpunkt-Strukturen muß methodisch wohl über-
legt sein, wenn sie Wirkung zeigen soll. Arbeitsmaterial können nur originale

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