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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 21.1978

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Nr. 3
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Kolling, Alfons: Die Antikensammlungen der Bundesrepublik Deutschland (Forts.), [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33075#0048

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Vom ausgegrabenen Mauerwerk blieben offen und wurden konserviert der südöstliche
Trakt, der Mitteltrakt mit dem Mosaik und das Peristyl. Das Mosaik erhielt im Jahre 1874
einen Schutzbau. Einige Fehlstellen wurden schon damals restauriert. Die benötigten
Steinchen stellte die keramische Fabrik Villeroy u. Boch, Mettlach, her und verlegte sie
auch. Das war für Mettlach die Geburtsstunde der Fabrikation von Kleinmosaik.
Kriegsschäden erforderten i. J. 1960 eine erneute Restaurierung. Der Schutzbau bekam
einen museal genutzten Vorraum und für seine Galerie eine Menge Anschauungsmaterial.
Das ganze Mosaik mußte vom einsturzgefährdeten Boden aufgenommen und auf einem
neuen Unterbau verlegt werden. Es ist aus kompliziert aneinandergesetzten, regelmäßig
verteilten geometrischen Figuren zusammengesetzt. In den Rauten, Trapezen, oblongen
Streifen und Quadraten erscheinen vielfältige pflanzliche Muster, Rosetten und Knoten,
vor allem aber reizvoll angeordnete und variierte Flechtbandmuster. Der künstlerische
Reiz ist wesentlich von dieser harmonisch ineinandergewirkten Kassettierung bestimmt.
Das Auge wird immer wieder von neuen Winkelmustern überrascht. Noch stärker beein-
drucken den Betrachter die Bildfelder, sechs achteckige Medaillons (ein siebtes war zer-
stört) und ein Quadrat, auf denen Szenen aus dem Amphitheater dargestellt sind. Der in
den Saal Eintretende sieht im ersten Medaillon zwei Musikanten, einen Wasserorgelspiel er
und einen Hornbläser. Es ist die obligatorische Kapelle, welche mit ihrem Spiel die Kämpfe
eröffnete und untermalte. Es folgt das quadratische Feld mit der Darstellung eines Kampfes
zwischen Secutor und Retiarius, der klassische Gladiatorenauftritt auf Leben oder Tod.
Ein Schiedsrichter überwacht die Kampfregeln.
In den Medaillons links und rechts davon erscheinen Panther und Speerkämpfer, sowie
Fechter mit Stock und Peitsche. Es folgt eine um den Brunnen angeordnete Gruppe:
„Kampf mit dem Bären“, „Tiger und Esel“, „Wärter und Löwe“. Das letzte, verlorene Bild
ist durch eine an die Entdeckung und Restaurierung erinnernde Inschrift ersetzt.
Der achteckige Brunnen steht in einem Quadrat, das in Größe und Anordnung ein Pen-
dant zum Gladiatorenbild ist. In den Ecken erscheinen Pelten. Für die Wasserversorgung
war eigens ein Stollen gemauert, durch den die Druckrohrleitung verlief. Als Wasserspeier
darf man sich einen mit vielen Löchern versehenen steinernen Pinienzapfen vorstellen, der
auf einer in der Mitte des Beckens stehenden, durchbohrten kleinen Säule saß und in viel-
fachem Strahl das Wasser ins Becken sprühte.
Die groben und eingängigen geometrischen Muster der Randstreifen kontrastieren deut-
lich zu den kleinteiligen Mustern des von den Wänden losgelösten eigentlichen Schmuck-
feldes. Es entsteht der Eindruck, als sei über Fliesen ein Teppich gelegt.
Der Palast und sein Mosaik entstanden im 2. Jahrhundert n. Chr. Nach Funden zu
urteilen, die anläßlich der Restaurierungsarbeiten des Jahres 1960 gemacht wurden, war er
noch im 4. Jahrhundert bewohnt. Dann verfielen die Mauern. Im 7. Jahrhundert, in frän-
kischer Zeit, wurde in der Ruine ein Friedhof angelegt.
Dr. Alfons Kolling

In den letzten Nummern wurde versucht, einen Eindruck von den großen Antikensammlun-
gen zu vermitteln. Doch auch bei vielen Stadt- oder Heimatmuseen lohnt sich ein Besuch.
Museuin Alzey, Schloß: Geöffnet: Sa, So 10-12 Uhr. Vor- und Frühgeschichte, Lat6ne-
sammlung, Grabungs- und Lesefunde, Waffen, Keramik.
Brunnen- undHeinwtmuseumBad Vilbel: Geöffnet: Mi, Sa 15 — 17, So 10—12, 14-17 Uhr.
Steinzeitliche, römische und mittelalterliche Funde.
Prähistorisches Heimatmuseum und Höhlenmuseum Blave: Volksschule. Vor- und Frühge-
schichte, Höhlenfunde aus der ältesten Steinzeit.
Heimatmuseum Blaubeuren: Klosterhof. Geöffnet: täglich 9-12, 14-17 Uhr. Paläontolo-
gische Funde aus den Juraformationen, altsteinzeitliche Höhlenfunde.

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