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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0064
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59

und von jenen aus der Zeit der fränkischen Kaiser Habsburg
Baden weil er, Kyburg, Hohen-Egisheim, Kästenbur g,
Trifels, Rüdesheim, Wartburg und Fleck enstein, von den
Städtebefestigungen aus der Zeit der fränkischen Kaiser der Sual-
hof in F rankfurt a. M., Strassburg und Komb u r g beschrieben
und theihveise illustrirt. In gleicher Ausführlichkeit sind von den
Burgen und Städtebefestigungen Frankreichs und Englands aus jener
Epoche die charakteristischen Merkmale und Eigenthümlichkeiten
hervorgehoben. Im Schlussabschnitte gibt sodann der Verfasser
einen übersichtlichen Blick der fortificatorischen Errungenschaften,
welche die Kreuzfahrer aus dem Oriente mitgebracht und die unter der
Bezeichnung: Zwinger, Erker, Umgang, Vorhof und Mantel näher be-
kanntsind. Schon aus dieser, in dürftigen Umrissen gegebenen Anzeige
dürfte den Freunden der mittelalterlichen Kunst die hohe Wichtig-
keit und die Unentbehrlichkeit dieses Werkes für das Studium der
Profan-Arehitectur einleuchtend sein und wir erfüllen daher nur eine
Pflicht, wenn wir dasselbe auf das Wärmste anempfehlen. Die tiefere
wissenschaftliche Einsicht in die Anfänge des mittelalterlichen Bur-
genbaues möge sodann den Anlass geben, den in Österreich vorhan-
denen Denkmalen näher nachzuforschen, und es wäre gewiss für
jeden, der sich mit diesem Zweige der Archäologie beschäftigt, ein
grosses Verdienst, das in Bezug auf derartige österreichische Bauten
bestehende Dunkel aufzuhellen und eine Lücke auszufüllen, welche
der Verfasser des vorstehenden Werkes durch den Mangel an vor-
handenen Vorarbeiten offen gelassen hat.

Karl Weis s.

Fresken des Schlosses Runkclstein bei Bozen. Gezeichnet und
lithographirt von Ignaz Seelos, erklärt von Dr. Ignaz U.
Zingerle. Herausgeben von dem Ferdinandeum in Innsbruck.

Seit Joseph von Görres auf die Wandgemälde von Runkelstein
aufmerksam gemacht und Schwanthaler seine Hochschätzung der-
selben in das Fremdenbuch des Schlosses Tirol geschrieben hatte,
wurde dieser alten Bilder so oft und in solcher Weise gedacht, dass
jeder Freund deutscher Kunst und Literatur eine Veröffentlichung
derselben wünschen musste. Diesem Verlangen ist der Ausschuss des
Landesmuseums zu Innsbruck, der sich um vaterländische Kunst und
Wissenschaft schon so viele und so glänzende Verdienste erworben,
auf die liberalste Art entgegengekommen. In einer wahren Pracht-
ausgabe liegen nun die Runkelsteiner Fresken von Ignaz Seelos treu
und sorgfältig nachgezeichnet, von Dr. Zingerle mit Sachkenntnis
erklärt vor uns. Das Schloss Runkelstein, das am Aussransre des
Sarnthale liegt und früher den Herren von Wanga und Villanders
gehörte, kam im Jahre 1391 an die reichen und kunstsinnigen Brüder
Nikolaus und Franz Winkler. Unter ihnen gestaltete sich der beschei-
dene Burgstall zu einer stattlichen Hofburg, in deren weiten Räu-
men Kunst und Poesie mit Liebe gepflegt wurden. Damals wurde das
erweiterte Schloss mit den sinnigen Wandgemälden geschmückt, die,
wenn auch verblasst und theihveise zerstört, uns doch heut zu Tage
noch ein glänzendes Zeugniss geben von der Bildung und dem
Geschmacke seiner damaligen Besitzer. Den Werth und Gehalt dieser
Bilder würdigte schon Kaiser Max I. dadurch, dass er das Schloss
Runkelstein „mit dem Gerne!“ erneuern liess „von wegen der guten
alten Istory“.— Wir verweisen hinsichtlich der ferneren Geschichte
dieses Schlosses und seiner Bilder auf den von Dr. Zingerle
geschriebenen Text S. 1 und 2 und geben zu den Bildern selbst über.
Das erste Bild führt uns königliche Personen vor, die sich am Ballspiele
erlustigen. Die Stelle der Bälle vertreten aber zwei Äpfel, deren einen
eine mit einem Diadem geschmückte Dame gegen einen im Hemde stehen-
den Herrn wirft, der in einer eben nicht anständigen Stellung sich
befindet. Die Frau mit dem Balle soll die in Sage und Geschichte oft
genannte Landesfürstin Margaretha Maultasche, der Herr im Hemde
ihren untüchtigen Gemahl Johann von Böhmen darstellen. Das Bild

ist somit ein satyrisches Zeitbild, wie jenes im Kelleramte zu Meran,
dieselbe Landesfürstin betrifft. (S. Mittheilungen II, 324.) Das zweite
Blatt stellt einen mittelalterlichen Tanz vor, den acht Personen treten,
während zwei Spielleute ihn mit Musik begleiten. Die genannten
Gemälde sind wohl die ältesten auf dem Runkelstein. Ihre Gestalten
sind überschlank, die Bewegungen gezwungen und affectirt die
Gesiebter ohne natürlichen Ausdruck, die Umrisse sind mit schwärz-
lichen Linien gemacht. Grossen Werth haben beide Bilder für die
deutsche Culturgeschichte, namentlich für die Costümkunde. Von
grossem Interesse sind die vier folgenden Blätter, die uns acht der
im Mittelalter beliebten Triaden vorführen. Auf der Tafel HI sind die
drei besten heidnischen Könige: Hektar, Alexander Magnus, Julius
Cäsar, und die drei besten Juden oder Herzoge: Josue, David, Judas
dargestellt. Die Tafel II führt uns die drei besten Könige: Artus, Karl
den Grossen, Gottfried von Jerusalem und die drei besten Ritter:
Parzival, Gavan und Iwein vor. Auf dem Blatte I stehen die drei
besten Liebespaare (Wilhelm von Österreich und Aglei, Tristan und
Isolde, Wilhelm von Orleans und Amelei) und die Inhaber der drei
besten Schwerter (Dietrich von Bern mit Sachs, Siegfried mit Bal-
mung, Dietlieb von Steyr mit Weisung).— Das Wappen der Winkler
ist ober der Saalthüre angebracht und scheidet beide letztgenannten
Gruppen. Auf Blatt IV. begegnen uns die drei stärksten Riesen (ver-
muthlich Asprian, Ortnit, Struthan) und die drei ungeheuren Weiber
(wohl Hübe, Wodelgart und Rutze). Diese Triaden sind mit grosser
Kenntniss der deutschen Heldensage gemalt und entbehren selbst bei
roher Technik nicht einer gewissen Charakteristik.— Die folgenden
Tafeln (V—IX) geben uns Illstrationen des bekannten Rittergedichtes
Tristan und Isolde. Die in grüner Erde ausgeführten Gemälde stellen
folgende Scenen dar:

1. Tristan’s Kampf mit Morold (Tafel V).

2. Tristan’s Fahrt nach Develin (Tafel V).

3. Die Brautfahrt (Tafel V).

4. Der Drachenkampf (Tafel V)*

3. Der Splitter (Tafel VIII).

6. Tristan im Bade (Tafel VIII).

7. Den Minnetrunk (Tafel VIII).

8. Brangänes Treue (Tafel IX).

9. Verrathenes Spiel (Tafel VI).

10. Die Lauscher am Brunnen (Tafel VI).

11. Das Gottesgericht (Tafel VII).

Die Bilder geben uns einen schönen Beweis, mit welcher Hin-
gabe und Innigkeit man die herrliche Dichtung „Tristan und Isolde“
damals las und darzustellen bemüht war. Einige derselben, z.B. Tafel
VI, VIII, IX, zeigen ganz hübsche Gruppirungen, eine für die dama-
lige Zeit seltene Eigenschaft. Die 9 folgenden Tafeln stellen Bil-
der zu Pleier’s Gedicht: „Gare! vom blühenden Thal“ vor und geben
folgende Stellen: Melianz entführt die Königin Ginovre. Der Riese
Charabin widersagt in Ekunavers Namen dem Könige Artus. Garei
kommt zur Burg des Marschalls. Garei kämpft mit Gerhart, überlistet
den Zwergenkönig. Albewin reitet mit Zwergen an. Juzabel dankt
Herrn Gare] für ihre Befreiung. Garei kämpft mit dem Meerunge-
heuer Wlgnanos. Die Königin Laudamei emirfängt den siegreichen
Gare!. Laudameiens Vasallen huldigen dem Herrn Garei. Garei besiegt
den Helden Malseron. Der Riese Malseron kündet dem König Eku-
naver die Hilfe auf. Garei und Ekunaver kämpfen. Garei besiegt den
Spötter Rein. Die Könige Artus und Garei begrüssen sich. Siegesfest der
Tafelrunde. Garei reitet zur Burg zurück. — Dieser Bildercyklus und
die ihm beigegebenen Erklärungen haben schon desshalb einengrossen
Werth, weil wir darin zum ersten Male genauere Kunde von einem
bisher nur dem Namen nach bekannten Gedichte erhalten. Dr. Zin-
gerle theilt im Texte zahlreiche Fragmente des Gedichtes mit
gegenüberstehender Übersetzung und einen vollständigen Auszug des
Gediches mit. Was die Zeichnungen betrifft, so zeigen manche vielen
Sinn für Composition. Wir verweisen auf Tafel XVIII, XIII, X. Selbst
 
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