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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0162
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MITTHEI LUNGEN

DER K. K. CENTRAL- COMMISSION

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che auch die portofreie Zusen-
dongder einzelnen Hefte besorgen.
— Im Wege des Buchhandels sind
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Herausgegeben unter der Leitung des Präsidenten der k. k. CentraLCommission Sr. Excellenz Karl Freiherrn v. Czoernig,

Redacteur: Karl Weiss.

N- 6.

V. Jahrgang.

Juni 1860.

Über Spielkarten mit besonderer Rücksicht auf einige in Wien befindliche alte Kartenspiele.

Von R. v. Eitelberger.

III.

ln der hiesigen k. k. Ambraser Sammlung befin-
den sich mehrere alte Kartenspiele, die unter den deutschen
Kartenspielen eine ganz bedeutende Stelle einnehmen. Wir
geben von denselben eine kurze Beschreibung und zwar in
der Reihenfolge der Nummer des Inventars, mit welcher
sie bezeichnet sind.

Das Kartenspiel Nr. 193 des Inventars besteht aus
eilf Suiten, jede derselben aus zehn Blättern. Sie sind in
Holzschnitt ausgeführt, 3" 2"' breit, 6'' 1"' hoch, und schei-
nen aus einer Ulmer oder Augsburger Werkstätte hervor-
gegangen zu sein. Das Spiel war ein Zahlenspiel. Figuren
kommen keine anderen vor, als jene, welche auf dem Blatte 1
jeder Suite sich befinden. Diese stellen die Würdenträger,
des Reiches vor, dann folgen die Wappen (Fig. 1), und zwar
das Reichswappen, das der Churfürsten von Mainz, Cöln, Pfalz
Sachsen, Böhmen, von Braunschweig, Brandenburg, Schwa-
ben, Hessen, Lothringen etc. Da in der Reihe der geistlichen
Churfürsten Trier fehlt, so ist es wahrscheinlich, dass dieses
Spiel nicht vollständig ist, und dass ursprünglich 12 Suiten
gewesen sind. Zur Bezeichnung der Ziffern dienen die auf
der rückwärtigen Seite angebrachten Zeichen, und zwar
die Schelle, Kanne, Eichel, Fisch, Glocke, Krone, Blase-
balg, Schaff, Wappenschild, Klingel und Messer.

Diese sehr deutlich und kräftig in Holzschnitt aus-
geführten Zeichen kommen natürlicher Weise so oft vor,
als es eben die Reihenfolge in den Blättern bestimmt. Son-
derbarer Weise fehlt 10, dagegen kommt 3 doppelt,
einmal in der Weise, dass das Zeichen in der ersten Reihe
sich dreimal, in der zweiten sich zweimal wiederholt, dann
in der Weise, dass in der ersten Reihe das Zeichen sich
zweimal, in der zweiten einmal, in der dritten wieder
zweimal wiederholt.

V.

Eine ganz besondere Eigenthümlichkeit dieses Spieles
bilden die in lateinischer Sprache beigegebenen juridischen
Inschriften, so zwar, dass es scheint, als wäre dieses
Spiel für rechtsgelehrte Herren gemacht worden, die das
Vergnügen des Kartenspiels nicht ohne einenjuridischen Bei-
geschmack haben gemessen wollen, oder für Studenten, die
sich joci causa juristische Aufschriften und Phrasen durch
das Kartenspiel haben einprägen wollen. Um unsern Lesern
ein Beispiel von diesen ziemlich witzlosen Scherzen zu
geben, theilen wir ihnen die Aufschriften einer solchen
Suite mit.

Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Blatt
Schell 1— offenbar auch das erste Blatt des ganzen Spieles.
Auf der einen Seite desselben ist der Reichsadler auf einer
Fahne, welche von einem Herolde getragen wird, oberhalb
desselben finden wir folgende Aufschrift:

Mul Hans

Res est plena joci res est miranda profecto
Ordine si cunctas picto pictasmate leges
Et decreta patrum commemorare potes.

Darunter befinden sich theilweise abgekürzt die Worte
secunda penn, tertia pena, quarta pena, quinta pena,
sexta pena, septima pena.

Dieser Mul Hans, wie der kais. Rath Gustos Berg-
mann glaubt, bedeutet im schwäbischen Dialekte so viel
als Maul Hans — vielleicht ein Spitzname, den der Karteu-
schneider gehabt hat, und mit dem er sich auf dem Blatte
selbst bezeichnet.

Auf der anderen Seite ist in Holzschnitt eine Sau,
welche eine Schelle um den Hals hat, mit einem Ferkel
dargestellt; dieses Blatt hat die Aufschrift:

Du wieste Saw.

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