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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0250
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WITTHEILUNGEN

DER Iv. K. CENTRAL- COMMISSION

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Herausgegeben unter der Leitung des Präsidenten der k. k. Centml-Connnission Sr. Excellenz Karl Freiherrn V. Czoernig.

Redaeteur: Karl Weis s.

N- 9._v. Jahrgang,_September 1860.

Hochosterwitz in Kärnthen.

Beschrieben von J. Sch eia: er.
(Mit 1 Tafel.)

I.

Geschichte und Beschreibung des Schlosses.

Das herrliche Land Kärnthen, so reich an alten kirch-
lichen Gebäuden, an Burgen und Schlössern, besitzt unter
den letzteren an Hochosterwitz eine der vorragendsten,
merkwürdigsten Erscheinungen auf diesem Gebiete.

Dieses Schloss ist so oft beschrieben worden, dass eine
neue Darstellung desselben gewagt erscheint; aber theils
haben die verschiedenen Beschreiber einander so bequem
und getreu nachgeschrieben, theils den geschichtlichen
oder eigentlich romantischen Standpunkt hei der Beschrei-
bung so unverhältnissmässig vorwalten lassen, theils sich so
poetisch mit Naturschönheiten beschäftigt, dass dem Dar-
steller vom archäologischen Standpunkte allerdings noch
manches Neue zu sagen erübrigt. Von dieser letzteren
Richtung ausgehend , schicke ich die Bemerkung voraus,
dass ich mich auf Details der Geschichte des Schlosses, zu
welchen ohnehin diese Blätter keinen Raum geben, nicht
einlassen, und vorzugsweise die von Georg Freiherrn von
Khevenhiller um das Jahr 1580 unternommenen Bauten mit
Rücksicht auf die damalige Angriffs- und Vertheidigungs-
weise im Auge behalten werde.

Man hat sehr oft und scheinbar mit Grund Hochoster-
witz die kärnthischeRieggersburg und umgekehrt Rieggers-
burg das steirische Osterwitz genannt. — Beide Bauwerke
haben manche Ähnlichkeit. Beide liegen auf isolirten, mehr
oder weniger schwer ersteigbaren Höhen, beide haben
ein altes Hoclischloss und weite neuere Aussenwerke,
beide geräumige Gärten und Wiesenplätze innerhalb der
Befestigung, beide einen bequemen Haupt- und einen engen

steilen Nebenzugang, hei beiden wurden riesige Arbeiten
dem Zwecke der Vertheidigung geweiht1), bei beiden end-
lich finden wir, wenn gleich in Osterwitz minder, den
Nachtheil naher, daher gefährlicher Anhöhen, und dennoch
hinkt der Vergleich bedeutend!

Während Rieggersburg auf einem gestreckten Berge
thront, dessen eine Seite sanft abgedacht, die andere schroff
abstürzend ist, erhebt sich Osterwitz auf einem von allen
Seiten steil aufsteigenden Kegel. Während daher Rieggers-
burg innerhalb seiner Werke ein weites wenig geneigtes
Gelände birgt, mit Getreide, Wein und Obst bepflanzt, iiat
Osterwitz meist nur kleine, von allen Seiten steil abfallende
Plateaus mit Gras bewachsen, dagegen aber bedeutend
mehr Gesträuch und Waldbäume. — Während Rieggers-
burgs Vorwerke ein bastionirtes System neuerer Fortifica-
tion mit auf schweres Geschütz berechneten Wällen voll-
endet zeigen, weiset Osterwitz mehr die ältere Befestigungs-
weise mit verhältnissmässig dünnen, für Kleingewehr be-
stimmten Mauern und nur hie und da zufällig unregelmässige
hastionartige Vorsprünge. Die tiefen in hartes Gestein
gebrochenen Gräben endlich, welche das Hochschloss von
Rieggersburg umgehen, fehlen in Osterwitz gänzlich.

In Einem treffen die beiden Bauwerke leider zusammen,
nämlich in dem bisherigen Erhaltungszustände, und in die-
sem Einen trennen sie sich wieder, da Osterwitz nur dem
Zahn der Zeit, älterer Vernachlässigung und der Gering-
fügigkeit der zu seiner Erhaltung bestimmten Mittel theil-
weise erlag, Rieggersburg aber in neuester Zeit nicht
nur der Vernachlässigung, sondern auch dem unglückseli-
gen Transplantations-Systeme durch Ausreissen von Thü-
ren, Öfen, Zimmerdecken u. s. w. zum Opfer fällt, welche

!) Nicht leicht ist die Geschichte irgendwo so übel weggekominen, als he
der Osterwitzer Maultasch-Historie

i) Sogar die Verwendung türkischer Sklaven zu Bauarbeiten fand hei
beiden Statt.

V.

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