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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0251
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246 —

Gegenstände dann anderswo aufgestellt werden, wohin sie
nicht passen.

Endlich trennen sie sich auch wieder in dem, dass
Osterwitz in seinem jetzigen Eigenthümer einen treuen
opferwilligen Schutzherrn gefunden hat, der den festen
Entschluss aussprach, das Schloss mit gewissenhafter Beob-
achtung des Zeitgemässen herzustellen, — ein Loos, wel-
ches der armen Rieggersburg nicht blühen dürfte.

Wann der ursprünglich wahrscheinlich mit Gehölz
bedeckte, bei sechshundert Schuh über die Thalsohle an-
steigende Triaskalk-Kegel, der heute das mächtige Osterwitz
trägt und der eben so wahrscheinlich in der Mitte weit
reichender Bergwaldungen lag, zuerst von jenem Gehölze
gereinigt und zu menschlicher Wohnung benützt wurde,
dies zu erforschen, liegt ausser der Aufgabe dieser Blätter.
Seine weitausschauende Lage dürfte schon sehr früh ange-
lockt haben, ihn als Warte, und seine Steilheit, ihn als
wehrhaften Platz zu benützen. So wenig die Römer in der
Regel sehr hoch gelegene Orte zur Anlegung ihrer Stand-
lager, Castelle, Villen oder anderer Ansiedlungen benützten,
so scheint doch der im Schlosshofe eingemauerte Römer-
stein um so mehr darauf hinzudeuten, dass sie hier oder in
unmittelbarer Nähe gehauset haben, als früher hier mehrere
ähnliche Steine, darunter ein auf den Mithrasdienst bezüg-
licher vorhanden gewesen sein sollen. Wie dann später die
Römerwarte zu dem slavisehen Namen Osterwitz kam, ist
unbekannt. Schon 890 wird es als salzburgisches Eigen
genannt, im späteren Mittelalter als Lehen der Schenke von
Osterwitz vom Erzstifte Salzburg; noch später kam es an
den Landesherrn, und aus Maximilian des Ersten Zeiten,
der das alte feste Haus zu einem Sitze für sein Zeughaus
machen Hess, oder wenig früher mag der ältere Bau des
Hochschlosses herrühren1), — aber bald geht die Burg
unter des ritterlichen Kaisers Urenkel Erzherzog Karl von
Steiermark an die Khevenhiller über. Von dem ersten Be-
sitzer aus dieser Familie, Georg Freiherrn von Kheven-
hiller, rührt der zwischen den Jahren 1575 und 1582 unter-
nommene, theilweise auch noch später fortgeführte gross-
artige Bau der Thorthürme und anderer Vertheidigungs-
werke her, dessen Centrum das Jahr 1580 bildete, und den
zum Tlieil italienische Arbeiter, schon damals als genügsame
und geschickte Bauhandwerker geschätzt2 3), ausführten. Zu
dieser Zeit war Osterwitz Aufenthaltsort des protestanti-
schen Pastors Gotthard Christalnig, Verfassers der kärn-
thischen Collectaneen, die später Megiser ausbeutete. Seit-
her hat Osterwitz, einige hohe Besuche ausgenommen,
wenig Denkwürdiges erfahren. Kaiser Joseph II. zog das im
Schlosse befindliche Geschütz ab; es scheint daher entweder
kaiserliches oder vielleicht ständisches gewesen zu sein,

0 Sonderbar genug' ist an dem ganzen Gebäude kein Spitzbogen zu finden.

2) Welche tüchtige Meister und Schriftsteller in der Fortification Italien
damals zählte, ist bekannt und es darf in dieser Beziehung nur z. B. auf

Sanmicheli hingedeutet werden.

wie es damals keine Seltenheit war (und auch in Rieggers-
burg vorkam), dass der Landesherr oder die Stände an
Besitzer von Schlössern, deren Erhaltung für des Landes
Wold wichtig galt, Geschütze, andere Waffen und selbst
Munition ausliehen. Die Franzosen besetzten im Jahre 1809
das Schloss, führten beim Abzüge viel Geschütz und einen
grossen Tlieil der Rüstkammer mit, beschränkten sich aber
auf die AngriflWafFen und verübten auch sonst keinen
bedeutenden Vandalismus an den Gebäuden.

In noch neuerer Zeit verfiel Manches durch Mangel an
consequenter Ausbesserung und durch Bequemlichkeit. Man
ersetzte die Zugbrücken durch stehende, nahm Thorflügel
als entbehrlich weg, und das Innere des Schlosses, welches
schon in den Siebzigerjahren ziemlich verödet war, wurde
beinahe unbewohnbar und nur in einem geringen Tlieil für
den einzigen Bewohner, einen zur Reinigung der Waffen
bestimmten Schlosser, erhalten, den gegenwärtig ein Schloss-
wärter mit seiner Familie ersetzt.

Zum Glücke für das merkwürdige Denkmal des Alter-
thums, dem der Bau des Schlösschens Niederostenvitz im
Thale im siebzehnten Jahrhunderte am meisten geschadet
haben mag, erhielt es an seinem gegenwärtigen Verwalter,
Herrn Joseph Polei, einen wahrhaft liebenden und treuen
Pfleger, der mit der erst im Jahre 1818 zur Erhaltung des
Schlosses ausgeworfenen, wahrhaft lächerlichen Summe
jährlicher achtzig Gulden Conventionsmünze in merkwür-
diger Weise zum Besten des Ganzen wirthschaftete und so
wenigstens den Untergang abwendete.

Man wird fragen, warum ich bei den geschichtlichen
Notizen über Ostenvitz gar nicht von jener Periode sprach,
welche zum Rufe des Schlosses wenigstens eben so viel,
wenn nicht mehr beitrug, als seine herrliche Lage und sein
denkwürdiger Bau, von der Belagerung durch Margaretha
Maultasch ?

Von ihr hat Freiherr Gottlieb von Ankershofen,
der gütigste Richter in kärnthischen Geschichtsfragen (in
den Schriften des historischen Vereines für Innerösterreich,
Graz 1848, p. 110—131) für alle Zeiten genügend gespro-
chen und die von Chronisten und leider auch von Geschichts-
forschern einander so treulich nachgeschriebene, romanti-
sche Maultasch-Osterwitzsage trotz ihrer hübschen Details
und trotz ihrer im Steinbild, im Holzbild, in Rüstungs-
stücken, Ochsenhaut Ü u. s. w. vorhandenen Beweisstücke
so gründlich in das Gebiet der Sage und noch dazu der
grundlosen Sage zurückverwiesen, dass sie auf geschicht-
lichem Boden vollständig ausser Curs gesetzt erscheint.

Übrigens wäre es vergebliches Bemühen und eine
Art nutzloser vandalischer Härte, dem Schlosse Osterwitz
seine Beziehung auf Margaretha Maultasch durch Weg-

Man vergleiche analoge Sagen von der letzten Ziege in Karlstein und der
Kriegslist, die den Schneidern für die Ewigkeit die Wechselbeziehung zu
dieser Thiergattung zu/.og — und von ähnlichen Kriegslisten an ande-
ren Orten.
 
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