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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0034
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MITTHEILUN GEN

DER K. K. CENTRAL- COMMISSION

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HeraiMeseben unter der Leitung des Präsidenten der k. k. Central-Cominission Sr. Excellenz Karl Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Karl We i s s.

N- 2.

V. Jahrgang.

Februar 1860.

Ikonographische Studien.

Von Anton Springer.

I.

Bisherige Erklärungsversuche von mittelalter-
lichen Bildmotiven.

Wir danken der forschenden Thätigkeit der letzten
Jahre eine glänzende Erhellung mannigfacher Theile des
mittelalterlichen Kunstgebietes. Die Kenntniss der Denk-
male hat eine grosse Bereicherung erfahren, das Ver-
ständniss der auf einander folgenden Kunstweisen an Tiefe
wesentlich gewonnen. Es wurde nicht allein eine lange
Reihe wichtiger Thatsachen entdeckt, sondern auch durch
glückliche lind scharfsinnige Verbindung derselben die
Entwicklungsgeschichte mächtig gefördert. Doch fehlt noch
viel, dass diese Erhellung alle Strecken des mittelalter-
lichen Kunstgebietes gleichmässig träfe. Wollten wir den
Stand unserer Kenntnisse graphisch darstellen, wir würden
neben dicht bebauten Ländereien noch auf gar viele dunkle
Stellen stossen, in welche, wie auf alten Landkarten von
Afrika, höchstens die Phantasie willkürlich Namen ein-
geschrieben hat. Am besten ist es noch mit der Architectur
bestellt. Turbulenten Leuten zwar, die von der Veröffent-
lichung einer halb wahren und halb neuen Idee die unmit-
telbare Umwälzung der gesammten Wissenschaft erwarten,
erscheint der Fortschritt noch lange nicht rasch genug und
der Stumpfsinn der Forscher in hohem Grade beklagens-
werth. Wer unbefangenen Geistes ist, wird aber schwer-
lich jenen Klagen zustimmen, vielmehr die grössere
methodische Strenge, welche in den neueren Unter-
suchungen waltet, als die Bürgschaft für die gedeihliche
Zukunft der Wissenschaft freudig begriissen. Selbst die
durch die Leichtgläubigkeit und Unwissenheit älterer Kunst-
freunde so arg verwickelte chronologische Frage ist durch
die genauere Kenntniss der Provinzialbaugruppen der rich-
tigen Lösung nahe gebracht worden. Weniger glänzend ist
das Bild unseres historischen Wissens auf dem Gebiete der

ornamentalen Kunst. Woher stammen die einzelnen Deco-
rationsmotive, wie haben sich dieselben entwickelt, in wie
weit erscheint der Gebrauch eines Ornamentes an eine
bestimmte Zeit gebunden? Kann z. B. aus dem Vorhanden-
sein der Filigranverzierungen ein chronologischer Schluss
gezogen werden, lässt sich die Ornamentik des Mittelalters
ähnlich wie die Architectur in abgeschlossene Stylperioden
gliedern? Auf diese Fragen lautet die Antwort bis jetzt
ziemlich verworren, und doch ist namentlich hei der Alters-
bestimmung von plastischen Werken, Goldschmiedarbeiten,
Emailkästchen u. dgl. Sicherheit in Bezug auf jene Punkte
unentbehrlich. Schwerlich wären noch die Meinungen über
die Herkunft der „Basler goldenen Altartafel“
getheilt, wenn über den Charakter des Blattornamentes auf
dem Friese -— der Rückfall der Blattspitzen, die gezackten
Contouren, bilden nach meiner Überzeugung ein untrüg-
liches Kennzeichen des zwölften Jahrhunderts — ein festes
Urtheil begründet Aväre. Bei der Beurtheilung, wie weit
der Willibrodsehrein zu Emmerich zuriickzurüeken sei,
hebt Quast1) die gleiche Filigranarbeit hier und an den
Essender Kreuzen hervor und schliesst auch aus diesem
Grunde auf die Anfertigung des Emmericher Schreines
nicht im achten, sondern erst im zehnten oder eilften Jahr-
hunderte. Anderen erscheint dieses Merkmal durchaus
nichtssagend. Sollte aber in der That die Technik und
Zeichnung des Filigranwerkes von der frühkarolingischen
Zeit an bis in die frühromanische Periode unverändert
geblieben sein, wie die Gegner Quasts behaupten?2) * 3

!) Zeitschr. f. ehr. Archäol. II, 188.

3) Auch Didron (Ann. XVI, 87) meint, dass die Filigranarbeit allen Epo-
chen gleichmässig angehöre und erklärt seine Unfähigkeit, aus der Fili-
granarbeit allein, wenn nicht andere Momente hinzutreten, einen chrono-
logischen Schluss zu ziehen.

V-

o
 
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