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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0190
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MITTHEILUNGEN

DER K. K. CENTRAL- COMMISSION

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Herausgegeben unter der Leitung des Präsidenten der k. k. Central-Commission Sr. Excellenz Karl

Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Rar! Weiss.

V. Jahrgang.

Juli 1860.

Zur Costümgeschichte des Mittelalters.

Von Jakob Falke.

L

Die männliche Stopft rächt.

I. Abschnitt bis zum XII. Jahrhundert.

Es ist meine Absicht in dieser Zeitschrift einzelne
Abschnitte der mittelalterlichen Costümgeschichte einge-
hend zu besprechen. Da ich einerseits Bilder zur Erläute-
rung hinzufüge und andererseits den rein archäologischen
Gesichtspunkt festhalte, so habe ich keineswegs blos zu
wiederholen, was ich bereits in meinem Buche (die deut-
sche Trachten- und Modewelt. LeipziglSäS, 2. Bd.) gesagt
habe. Auch will ich nicht läugnen, dass ich durch fortgesetzte
Studien manches zu berichtigen oder wenigstens genauer
festzustellen vermag. Anderes wird dafür wieder wegfal-
len müssen, wie das der veränderte Zweck mit sich bringt.

Ich werde meinen Gegenstand, den Anforderungen und
Grenzen dieser Zeitschrift gemäss, auf das christliche
Mittelalter beschränken. Die heidnisch-germanische Zeit
wird nur den nothwendigen Ausgangspunkt der Unter-
suchung bilden. Deutschland gibt uns den Mittelpunkt; die
übrigen Länder des christlichen Abendlandes auszusehlies-
sen, liegt keineswegs in der Absicht, vielmehr gehören sie
mit einer gewissen Notlnvendigkeit dazu. Doch ist es
schwer, und bei der Allgemeinheit der Trachten und der
Mode schon im Mittelalter vielleicht unmöglich, jedem das
Seine zu geben. Vollständigkeit, die Angabe einer jeden
Form strebe ich nicht an; wir bedürften mehr als ein Buch
dazu. Es wird genügen, die Grundformen und die daraus
abgeleiteten Richtungen in möglichst reicher Weise zu
verfolgen. Auch schliesse ich zunächst die eigentliche
Kriegstracht aus und was zum Ornate, zur Amtstracht
geworden ist. —

In Bezug auf die männliche Kopftracht heidnischer
Zeit — wir betrachten sie hier allein als Bedeckung, Haar

V.

und Bart specieller Untersuchung vorbehaltend — tritt uns
zunächst der bemerkenswerthe Umstand entgegen, dass
die alten Schriftsteller, dass Cäsar, Tacitus und die anderen
alle, die vom Costüme gelegentliche Notizen gehen und
von der Farbe und der Ptlege des germanischen Haares so
mancherlei zu erzählen haben, der Kopfbedeckung eigent-
lich gar keine Erwähnung thun. Und nicht viel besser
machen es in den nächstfolgenden Jahrhunderten, in der
Zeit der Völkerwanderung, der Merovinger und Karolinger
ihre Nachfolger, mögen sie nun ihrer Abkunft nach den
Römern, Griechen oder den germanischen Völkerschaften
angehören. Nicht einmal Einhard und der Mönch von St. Gal-
len, die doch KaiTs des Grossen und seiner Franken Klei-
dung ausführlich beschreiben, unterrichten uns über diesen
Gegenstand. War wirklich Hut oder Haube in ältester Zeit
etwas so Seltenes? Hat sich die griechisch-römische Bar-
häuptigkeit auch in die deutschen Wälder fortgesetzt ? Oder
wie sonst sollen wir uns dieses Schweigen erklären?

Vielleicht geben uns die bildlichen Quellen, so arm
und selten sie auch sind, doch einigen Aufschluss. Wir
haben deren für die älteste Zeit nur die Triumphsäulen
Trajans und Antonins, und obwohl jene es nur mit Daciern
und Sarmaten zu thun hat, diese ausser ihnen mit den öst-
lichen Völkerschaften Germaniens, bei denen immernoch
die Frage nach der Allgemeingültigkeit übrig bleibt, so
bieten sie doch Anhaltspunkte dar, die uns einige Schlüsse
erlauben. So z. B. wenn wir auch von behosten Markoma-
nen und Quaden absehen wollen, oder wenn es streitig sein
kann, ob diese wirklich an den betreffenden Stellen
gemeint sind, so haben wir doch auf der Trajanssäule (Tat.
43. 49. BartotiJ, wie mir scheint, unzweifelhaft deutsche
Hülfstruppen, die mit den Römern gegen die Dacier kämpfen.
Für diese sowohl, wie für die genannten deutschen Völ-
kerschaften und die Dacier ist Barhäuptigkeit als die Regel

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