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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0218
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MITTHEILUNGEN

DER K. K. CENTRAL- COMMISSION

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Herausgegeben unter der Leitung des Präsidenten der k. k. Central-Commission Sr. Excellenz Karl Freiliefm v. Czoernig.

Redacteur: Karl Weis s.

N- 8._ V. Jahrgang._AlUJllSt 1860.

Zur Costümgeschichte des Mittelalters.

Von Jakob Falke.

I.

Die männliche Kopftracht.

II. Abschnitt. Vom XII. Jahrhundert bis gegen die Mitte des XIV.

In dieser kurzen Periode, welche die Blüthezeit des
Mittelalters umfasst, gestaltet sich unser Gegenstand wesent-
lich anders. Hatten wir bis dahin über Mangel an Quellen
zu klagen, welcher das Bild nicht vollständig werden Hess,
so liegt uns jetzt in Miniaturen, Glasmalereien, Sculpturen
u. s. w. ein hinlängliches Material vor, und wrenn im ersten
Jahrtausend eine Form mit grosser Entschiedenheit als die
herrschende vortrat, so wird es gegenwärtig schwer, die
Fülle der Kopfbedeckungen in Classen zu bringen, eine
Schwierigkeit, die sich noch gegen den Ausgang des Mit-
telalters , in der Periode der Willkür und Regellosigkeit,
bedeutend steigert. Indess können wir für jetzt noch die
Gesammtheit der Formen auf drei Arten zurückführen, wenn
sich auch dafür nicht immer das gemeinsame Vorbild nach-
weisen lässt. Demnach betrachten wir erstens alle die im
eigentlicheren Sinne des Wortes Hüte genannten Kopf-
bedeckungen von festerer Gestalt, die sich mehr oder
weniger an den abgekommenen oder verwandelten Spitzhut
anlehnen, sodann die ganze Schaar der weicheren Hau-
ben und Mützen und endlich drittens den Kopfschmuck,
der als Schapel die eigentliche Bedeckung zu vertreten
hat. Diesen drei Arten scldiessen wir noch einige Formen
der Bauern oder überhaupt des niederen Volkes an.

Folgen wir zunächst dem Spitzhut weiter in seiner
Geschichte, so halten wir uns nicht an seine ursprüngliche
Form, die der phrygischen Mütze, in welcher er wohl im
XII. und XIII. Jahrhundert bei Reisenden (Hefner I, 45),
Bürger und Bauern, auch wohl sehr sporadisch im hohem
Stande, noch ein Nachleben führt und namentlich für die
heiligen drei Könige bis in's XIV. Jahrhundert hinein fast

V.

zur festen Norm geworden zu sein scheint. Uns interessiren
vielmehr die Fälle, in denen er selbst formell zur Geschichte
geworden ist und sein Urbild nur noch von fern her andeutet.

Unter diesen wollen wir zunächst den sogenannten
Herzogshut wenigstens berühren, obwohl er streng ge-
nommen als Rangeszeichen von dieser Arbeit ausgeschlossen
ist. Aber da er sich mit Sicherheit an den Spitzhut anschliesst
und auf die hohe Bedeutung desselben zurückweiset, dürfen
wir ihn nicht übergehen. Wir finden ihn im XII. und XIII. Jahr-
hundert ganz den Veränderungen entsprechend, die über-
haupt mit dem Spitzhut vorgingen; die Umbiegung der Spitze
nämlich verschwand und der Rand legte sich zur Krämpe
um. Das wenigstens erkennen wir aus den schlechten Zeich-
nungen der Bilder des Sachsenspiegels in der Heidelberger
Handschrift, nach denen wir ihn hier unter Fig. 22 mittheilen

(Fig- 22.) (Fig. 24 ) (Fig. 23.)

(Kopp, a. a. 0. S. 77 und 119). Seine Farbe ist gelb. Wir
sehen ihn hier noch mit einer Art Kronenreif, dem Schapel
(eirculus), umgeben. Ähnlich heisst der den österreichi-
schen Herzogen 1156 verliehene Hut ducalis pileus cir-
cumdatus serto pinnito (Kopp, a. a. 0.). Wie viel Verän-
derungen auch später der Herzogshut nach Verschiedenheit
von Zeiten und Örtlichkeiten angenommen haben mag, den-
noch vermag er seinen Ursprung nicht zu verläugnen, wie
das z. B. der Hut des venetianischen Dogen mit völliger
Bestimmtheit zeigt. Fig. 23 gibt ihn nach Vecullio, Habiti,
p. 78 wieder.

An den Hut des Herzogs schliesst sich zunächst der
Hut des Schultheissen, von welchem die Bilder der ge-
nannten Handschrift des Sachsenspiegels mehrere Beispiele

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