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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0066
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MITTHEILUNGEN

DER K. K. CENTRAL- COMMISSION

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halb- oder ganzjährig alle
k.k. Postämter d, Monarchie, wel-
che auch die portofreie Zusen-
dung der einzelnen Hefte besorgen.
— Im Wege des Buchhandels sind
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an den k. k. Hofbuchhändler
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--

Herausgegeben uoler der Leitung des Präsidenten der k.k. Central-Commission Sr. Excellenz Karl Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Karl TV eis s.

N- 3. V. Jahrgang. März 1800.

Rafaels „Apollo und Marsyas“.

Von Prof. R. v. Eitelberger 1).

Der „Apollo und Marsyas“ des Herrn Morris Moore
würde nie so grosses Aufsehen und so viel Polemik erregt
haben, wenn er nicht das Glied einer grossen Kette von
Anklagen bilden würde, welche gegen die Verwaltung der
Nationalgallerie in London von dem Eigenthümer desselben
erhoben wurden. Diese Anklagen gehen in eine ziemlich weite
Zeit zurück. In den „Times“ vom 26. October 1846 erschien
ein mit „Verax“ gezeichneter Brief „On the injuries to cer-
tain pictures in the National Gallery“, denen bald eine Reihe
anderer folgten, die sich über die Art des Ankaufes und
der Restauration einer grossen Zahl von Gemälden von Rubens,
Holbein, Guido Reni, Velasquez u. s. f. mit eben so grosser
Schärfe als Sachkenntniss aussprachen. Diese Briefe bil-
deten den Anfang einer grossen Fehde, die im Jahre 1853
die Verwaltung der Nationalgallerie vor das englische Par-
lament führte. Die Briefe an die „Times“ und der Protest
vor dem Parlament sind selbstständig erschienen, erstere
unter dem Titel „The abuses of the National Gallery with
lettres of A. G of the Oxford graduate“ etc. by Verax.
(London, William Pickering, 1847, 114 S. 8.), der an-
dere unter demTitel „Protest and Counter-Statement against
the report from the select Committee on the National Gal-
lery, ordered by the House of Commons, to be printed
4th of August 1853“, London 1855 (3. Ausgabe 124 S.
8.). Beide Schriften sind sehr lehrreich; sie machen uns
mit einem scharfsinnigen Kunstkenner, einer tüchtigen
kunstgebildeten Feder bekannt, und führen uns in die Art
und Weise ein, wie umsichtig, aber auch wie erfolglos En-
queten der Art vor dem englischen Parlament geführt werden.
Denn trotzdem, dass ein unter dem Vorsitze des Colonel
Mure aus sechzehn Parlamentsmitgliedern zusammen-
gesetztes Comite die Richtigkeit der von Herrn Morris Moore

O Vortrag, gehalten in der Abend - Versammlung des Wiener Alterthums-
vereines vom 3. Februar 1. J.

vorgebrachten Anklagen anerkannt hatte und die Verwal-
tung der Nationalgallerie auf zwei Jahre suspendirt wurde,
sollen die Dinge heut in London ziemlich ebenso stehen, wie
vor derZeit als Verax zum ersten Male in den „Times“ auftrat.

In der englischen Nationalgallerie sind eine Reihe von
bedeutenden Kunstwerken durch eine schlechte Restauration
verdorben worden; unechte Bilder, darunter ein angeblicher
Holbein, wurden um enorme Preise angekauft. Aus den in
den genannten Broschüren angeführten Thatsachen geht
unzweifelhaft hervor, dass englisches Nationaleigenthum
beschädigt, englische Gelder schlecht verwendet wurden.

Die Errichtung einer Nationalgallerie in London hat
sicher jeder Kunstfreund freudig begrüsst; aber die Art
und Weise, wie diese Gemälde erworben wurden, hat mehr-
mals eine gerechte Entrüstung hervorgerufen.

Wir haben in Österreich mehrfache Proben davon
erlebt.

Die Geschichte der Erwerbung der Bilder von P. Peru-
gino aus der Gallerie Melzi, des P. Veronese aus dem Pa-
laste Pisani in Venedig, die Versuche, die an verschiedenen
Orten Lombardo-Venetiens, in Bergamo u. a. Orten gemacht
wurden, um Bilder, welche im Besitze der Kirchen oder
öffentlichen Anstalten sind, für die englische National-
gallerie gegen die bestehenden Landes- und Kirchengesetze
zu erhalten, werfen einen Schatten auf das grossartige
englische Institut, den, so lange öffentliche Moral aufrecht
steht, niemand wegzuscheuchen im Stande sein wird. Auch
wird in dem Bezahlen von übermässigen Preisen, wie dies
durch England in die Mode gekommen ist, niemand einen
Fortschritt in unserer Kunsterkenntniss wahrnehmen, der
da sieht, dass diese hohen Preise oft mehr dem Namen als
dem wirklichen Wertlie eines Bildes gelten. Doch das
sind Dinge, die hier nur einleitend mit wenigen Worten
berührt werden können. Wir haben es hier nur mit jenen

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Y.
 
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