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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.21913#0342
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MITTHEILUNGEN

DER K. K. CENTRAL- COMMISSION

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Herausgegeben unter der Leitung des Präsidenten der k. k. Central-Commission Sr. Excellenz Karl Freiherrn v. fzoernig«

Redacteur: Karl Weis s.

Nl= 12. v. Jahrgang. December 1860.

Die Rundbauten zu Scheiblingkirchen, Pnlkau und Zellerndorf in Niederösterreich.

Von Dr. Ed. Freiherr v. Sacken.

(Mit einer Tafel.)

Die in Österreich so häufig verkommenden mittelalter-
lichen Rundcapellen, deren Bestimmung in diesen Blättern
schon wiederholt und ausführlich besprochen wurde1)» zer-
fallen im Allgemeinen in zwei Classen: in einzeln stehende,
die selbstständige Kirchen (Dorfkirchen oder Schlosscapel-
len) sind, und solche, die neben einer Pfarrkirche stehen,
mit einem Gruftraume von der Grösse des Rundbaues zur
Aufbewahrung der Gebeine versehen — Karner a).

Von der ersteren Gattung ist vielleicht das bedeu-
tendste Denkmal die Pfarrkirche zu Scheiblingkirchen.
Dieser drei Meilen südlich von Wiener-Neustadt gelegene
Ort hiess ursprünglich Buchberg und gehörte zur Graf-
schaft Pitten. Der Name Scheiblingkirchen ist wahrschein-
lich ein von der runden Gestalt der Kirche, die wegen
ihrer Seltsamkeit auffallen musste, hergeleiteter Vulgärname,
der mit der Zeit den eigentlichen Namen verdrängte1 2 3).

Die Kirche wurde um 1160 von einigen Einwohnern
des benachbarten Dorfes Gleissenfeld gegründet und war
den Heiligen Rupert und Maria Magdalena geweiht. Im
Jahre 1189 erhielten Wülfing und Wolfker von Gleissen-
feld vom Salzburger Erzbischöfe Albert II. für die von
ihrem Vater und Verwandten gegründete Capelle die Bestä-
tigung der ihr schon von den früheren Erzbischöfen Eber-
hard (1147—1164) und Konrad (1164—1166) ertheilten
Privilegien, nämlich die Exemtion von der Pfarre Pitten,
die Erlaubniss einen Priester an der Capelle zu bestellen,
das Recht der Begräbniss für die Hausleute und der Taufe

1) Bd. I, 1856, S. 53 und Bd. HI, 1858, S. 263.

2) Die ebenfalls allein, von der Pfarrkirche entfernt stehende Capelle in
Petronell ist die einzige mir bekannte, die möglicherweise ein Bapti-
sterium war.

3) S. Wurm br and, Collect, genealog. histor,, pag. 32.

V.

eines Kindes am Ostersonntag und eines am PfingstsonntagJ).
Die Kirche bestand also schon im Jahre 1164, da Erzbischof
Eberhard eine solche Urkunde für dieselbe ausstellte.

Später war sie Pfarrkirche, denn im Jahre 1361
schenkte die Herzogin Katharina von Österreich (Gemahlin
Rudolfs IV.) dem Pfarrer Rapotny ein Haus und die Fischerei
in der Nähe der Kirche und des Pfarrhofes, und Rudolf IV.
bestätigte 1365 dem Pfarrer das Jagd- und Fischereirecht.
Die Kirche wird nur mehr als dem heil. Rupert geweiht
angeführt, später allein der heil. Maria Magdalena, wie
noch jetzt. Die Pfarre ging in der Folge wieder ein und
sank zum einfachen Beneficium herab , das im XVII. Jahr-
hundert nach Neustadt übertragen erscheint und der Pfarre
Pitten unterstand. Gegenwärtig besteht hier wieder eine
Pfarre des Stiftes Reichersberg.

Die Kirche ist ein Rundbau von ansehnlicher Grösse;
die Apsis stellt sich im Grundriss als ein Halbkreis mit ver-
längerten Schenkeln dar (Taf. X, 1). Aussen sind am Haupt-
bau acht, an der Apsis zwei flache Mauerverstärkungen
oder Lisenen (Taf. X, 2), auf denselben Halbsäulen,
welche bis zum Kranzgesimse hinauflaufen, angebracht.
Letztere haben steile attische Basen mit sehr starkem
unterem Wulst, hoher, flacher Hohlkehle und plumpen Eck-
warzen (Fig. 1); die meist sehr beschädigten Capitäle
erscheinen in der Hauptform theils aus dem Würfel-, theils
aus dem Kelchcapitäle hervorgegangen, in einfacher Weise
durch tiefe Furchen in rohe Blattformen gebracht, die kaum
ein vortretendes Relief bilden (Fig. 2). Der wenig geglie-
derte Decksims besteht bei den Halbsäulen der Rotunde aus

1) Diese Urkunde wird im Kloster Reiehensberg am Inn, zu welchem
Scheiblingkirchen als Pfarre gehört, aufbewahrt. Gedruckt in den Berich-
ten des Aiterthums-Vereiues in Wien, Bd. I, S. 45.

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