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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 10.1865

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Kenner, Friedrich von: Fundkarte von Aquileja
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https://doi.org/10.11588/diglit.25923#0122
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Dr. Friedrich Kenner. Fundkarte von Aquileja.

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Cliristentlium im vollen Aufblühen. Auch für die Veranschaulichung dieses so wichtigen Momentes
der Culturgeschichte ist Aquileja der berühmteste Ort der Monarchie.1
Wir schliessen mit dem Wunsche, dass es den Herausgebern der „Fundkarte“ noch viel-
fach vergönnt sein möge aus den Funden von Aquileja Ergebnisse zu Tage zu fördern, welche diese
Veranschaulichung bewirken und so die Erinnerungen der Stadt in jener Weise ehren, wie es
ihr gebührt, als einer der ältesten in Österreich, die zugleich für die Cultur so vieler seiner Länder
eine imvenressliclie Bedeutung- hat.
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1 Dieses Urtheil bestätigte sich uns bei einer Prüfung des schon oben (S. 93, Note 7) genannten Manuscriptes von
Bertoli, welches ungedruckt geblieben ist und dessen genauere Durchsicht uns durch die k. k. Central-Commission ermöglich
wurde. Es dürfte hier am Platze sein, einige Bemerkungen über das Manuscript mitzutheilen, da Bertoli’s Werk als die
einzige Sammlung von Fundobjecten aus Aquileja noch heute eine nicht zu läugnende Wichtigkeit für die Archäologie des
österreichischen Küstenlandes hat.
Das Manuscript besteht aus zwei Foliobänden von 461 und 344 Seiten und führt im II. Bande die heidnischen Alter-
thiimer von Nr. 666 bis 859, im III. Bande von Nr. 976 bis 1053. Den heidnischen folgen die christlichen Alterthümer und
zwar unter Nr. 860 bis 975 im II., und unter Nr. 1054 bis 1131 im III. Bande nach. — Unter den ersteren sind die
Inschriften die wichtigsten; doch sind sie mit Ausnahme mehrerer meist fragmentirter Numern von untergeordnetem Werthe,
nicht mehr neu und waren dies auch zur Zeit der Abfassung nicht, da Bertoli die grossen Sammelwerke von Gruter und Muratori
so wie einzelne Detailpublicationen in ausgedeh ntem Masse benützt hat. Neben den Gelübdesteinen (an Belenus II 9, III 9, 10,
15, an die Spes und Venus Augusta UI 18, an Noreja [aus Görz] III 97, und „Iunonibus sacrum“ III 32) sind die Mehrzahl Grab-
steine, darunter Fragmente in griechischer Sprache und ein lateinischer hervorzuheben sind, welcher, wenn auf die Copie
Verlass ist, in den Vornamen (Pletiai, Mariai, Primai) voraugusteische Ausgangsformen zeigt. — Die plasti s ch e n Arbeiten
in Stein (Venus-Torso II 72, 73, Amor und Psyche, Belief II 12, Knabe im Mantel II 102, Hercules als Kind die Schlangen
erdrückend III 43, Todesgenien II 94, Jupiter Dolichenus, Fragment II 121) und in Bronze (Statuetten von Jupiter, Pallas, Mercur,
Eros u. s. w.) sind weder in antiquarischer noch in kunstgeschichtlicher Beziehung von besonderem Werthe.
Die christlichen Alterthümer folgen in derselben den Stoff zersplitternden zufälligen Ordnung; sie sind Bauwerke
(Baptisterien von Aquileja II 204 und Pirano [Belief des Brunnens] III 240, der Patriarchenpalast III 222, eine der torri Sarvor-
gnane III 238), ferner Sarkophage; unter diesen sind der später als Grab eines angesehenen Christen im IV. Jahrhundert
benützte Sarg eines römischen Sclaven II 219, dann jene der Patriarchen Gaston und Bainaldo della Torre II 253, 256 zu
nennen. Die Beliefs, wie der Altarstein aus S. Martino in Cividale, aus dem VIII. Jahrhundert (aus Bubeis 319 aufgenom-
men), der tragbare Marmoraltar aus dem Castell Salvarolo (die Inschrift bezieht sich auf den Patriarchen Montelongo) und der
Deckel des Psalteriums von Cividale (XII. Jahrhundert) sind aus der Sammlung Calogerana I 46 entlehnt. Als unedirt bezeichnet
Bertoli eine Elfenbeintafel aus Cividale, byzantinisch (Kreuzigung Christi mit trauernden Sol und Lima über den Kreuzbalken). —
Die altchristlichen Inschriftsteine kommen meist als Bruchstücke vor, daher ihr Werth kein erheblicher ist; die mittelalterlichen
Grabsteine der Patriarchen Friedrich (f 897), Poppo (f 1042) II 219, Marcus Barbus (1390), Nicolaus Donatus (1497) u. s. w.,
dann die Denkschrift des P. Udalrich auf die Zurückführung der vor den Avaren geflüchteten Reliquien (1121, II 200) und
Consecrations-Inschriften von Kirchen sind aus Sammelwerken abgeschrieben worden. — Einen beträchtlichen Baum nehmen
Münzen und Siegel ein, die entweder auf die Patriarchen und deren Familien, oder auf geistliche Körperschaften, oder auf
Städte der Umgebung Bezug haben; von ersteren werden 23 Varietäten, von letzteren im II. Bande 33, im III. 26 Stücke
mitgetheilt. — Unter den Geräthschaften ist das interessanteste ein im Schotter des Tagliamento gefundenes bronzenes
„Labarum“ (in Form des Monogrammes des Namens Christi) II 167, I Fuss im Durchmesser haltend. — Endlich werden noch
einige Urkunden veröffentlicht und einzelne archäologische Differenzpuncte in Excursen behandelt. — Die eingefügten Feder-
zeichnungen sind durchaus unkünstlerisch und schwerfällig.
 
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