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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 10.1865

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Petschnig, Hans: Über einige Kirchen in Steiermark
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Deckengewölbe der Kirche St. Marein bei Seckau
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https://doi.org/10.11588/diglit.25923#0220
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Hanns Petschnig. Über einige Kirchen in Steiermark.

noch heut zu Tage geschieht, die zum Messopfer benöthigten Gefässe während des Gottesdienstes auf
die Platte gestellt. Noch zieren mehrere polychromirte und vergoldete Wappen diese Capelle.
Der Reichthum der Architecturbeigaben übt einen überraschenden Eindruck aus, und würde
es in noch grösserem Masse tliun, wenn die ganze Capelle in den fehlenden und beschädigten
Theilen correct restaurirt, mit guten farbigen Fenstern versehen und durchweg polychromisch
behandelt worden wäre.
Der neu aufgestellte gotliische Altar, so wie die in Eichenholz geschnitzte rückwärts ange-
brachte Balustrade und die hölzernen Fenstermasswerke sind verunglückte Schöpfungen eines
Naturalisten, welche leider bei der Geistlichkeit willkommene Gäste sind und denen sich diese
weit eher anvertraut als einem Fachmanne.
Die in letzter Zeit wieder hergestellten Baldachine machen eine rühmliche Ausnahme, da
dieselben nach den vorhandenen alten mit grosser Aufmerksamkeit restaurirt wurden.
Trotzdem dass Untersteiermark gleichsam besäet ist mit Kirchen und Kirchlein, hat der
Archäologe doch nur eine geringe Ausbeute; die meisten stammen aus dem vorigen Jahrhundert
und entsprechen als Bedürfnissbauten eben nur dem nächsten Zweck. So sehr auch die Landschaft
durch diese Kirchen mit rotlien oder glänzenden Thurmdächern belebt wird — so ist der Forscher,
der reisende Architekt doch sehr bald enttäuscht, indem in diesen Bauten die FormlosUkeit und
der Mangel jeder Arcliitectur typisch eingehalten worden zu sein scheint.
Zum Schlüsse glaube ich daher noch der dreischiffigen Hallenkirche zu Neustift, auf einer
Bergabdachung vor Pettau, erwähnen zu müssen; sie verdiente ihrer schlanken Verhältnisse wegen,
die an Strassengel erinnern, eigens aufgenommen und plublicirt zu werden, so wie die geschnitzten
o'othischen Chorstühle in der Pfarrkirche zu Pettau.
o

Deckengewölbe der Kirche St. Marein bei Seckau.

(Mit einer Doppeitafel.)
Die „Mittheilungen“ gedenken im künftigen Jahre eine eingehende Beschreibung der Kirche
St. Marein bei Seckau, eines in mehrfacher Hinsicht interessanten Baudenkmales, zu bringen und
haben für diesen Zweck die Zusage eines der bewährtesten Schriftsteller auf dem Gebiete der
steierischen Geschichte gewonnen.
Vorläufig bringen wir auf derbeiliegenden, in Farbendruck ausgeführten Doppeltafel (X .) die
Abbildung von dem ober dem Presbyterium befindlichen Theile des Deckengewölbes der genannten
Kirche. Die Malereien dieses Plafonds gehören der Zeit kurz nach Vollendung des Baues der
Kirche überhaupt an; diese fand Statt 1445 durch den Baumeister Niclas von Admont, und die
nachfolgenden Jahrzehente benützte man, die Kirche nach und nach mehr zu schmücken; so ent-
standen 1463 die Deckengemälde im Presbyterium und 1490 — zehn Jahre nach Plünderung
der Kirche durch die Türken — die weit einfacher gehaltenen auf den Plafonds der zwei Schiffe.
Das Verdienst der Aufnahme dieser Malereien gebührt dem Herrn J. Tendier, Realitäten-
besitzer zu Leoben, welcher seine Aufgabe im Jahre 1850 zu Stande brachte. Die Abbildung
wurde von ihrem Verfertiger dem historischen Vereine für Steiermark abgetreten, kam von dort
an das Joanneum und wurde durch Vermittlung des Correspondenten der k. k. Centralcommission
für Baudenkmale Herrn Archivars Joseph Zahn der Redaction der „Mittlieilungen“ zum Zwecke
der Nachbildung bereitgestellt.
 
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