verlegt werden'). Neuerdings hat H. Christ (Romanische Kirchen in Schwaben und Neckar-
franken, I, S. 183) mit sehr beachtenswerten Gründen den ältesten Bestandteil der Stifts-
kirche zu Oberstenfeld im Bottwartal, die dreischiffige Krypta, dem 2.Viertel des 11.Jahr-
hunderts zugewiesen.
Diese Rückständigkeit unseres Landes sollte mit einem Schlag ein Ende nehmen durch das
Auftreten eines bedeutenden Mannes, des Abts Wilhelm von Hirsau, der, erfaßt von dem
Strom einer sich umwälzenden Zeit und tief ergriffen von den Gedanken der kluniazensischen
Reform, dem kleinen Schwarzwaldkloster eine einflußreiche Stellung im geistigen und kirchen-
politischen Leben Deutschlands gab.
St. Aurelius in Hirsau 1039—1071
Doch wir dürfen nicht vorgreifen. Als Wilhelm, ein Bayer, im Jahr 1069 aus dem Kloster
St. Emeram in Regensburg nach Hirsau berufen wurde, war er noch nicht der ausgesprochene
Vorkämpfer der klunia-
zensischen Bewegung wie
später. Er fand auf dem
rechten Nagoldufer ein
nahezu fertiges Kloster
vor, dasGrafAdalbertll.
von Calw auf der Stelle
einer verfallenen älteren
Anlage gestiftet hatte.
1039 war der Grund
zu dem neuen Aurelius-
münster gelegt worden
und sechs Jahre darauf
ein Mönchskonvent von
Einsiedeln in der Schweiz
eingezogen. 1071 fand
die Einweihung des Münsters statt. Es ist wichtig, sich bewußt zu bleiben, daß Wilhelm
auf diesen Bau keinen nennenswerten Einfluß mehr geübt haben kann. Der obere Teil des
Langhauses und die Osthälfte wurden 1583 abgetragen, aber die Ruine, auch so noch ein Besitz
von unschätzbarem Wert, läßt eine sichere Rekonstruktion der wichtigeren Bestandteile zu.
Der Grundriß (Abb. 1)?) zeigt, wenn wir von den erst nachträglich hinzugefügten Neben-
räumen des Chors absehen, eine dreischiffige Säulenbasilika mit Ouerschiff, Ostquadrat und
drei Apsiden, im Westen mit zwei Fronttürmen und dazwischenliegender innerer Vorhalle. Er
0 Westliche Querschiffe kennen wir nus dieser Zeit in Mainz, Mittelzell (Reichenau) und besonders im öst-
lichen Süddeutschland in Augsburg, Regensburg, Bamberg, Wie und woher diese Planform nach Murrhardt
kam, ist noch nicht festgestellt. (Die Reliquien des hl. Januarius, dem die Kirche geweiht ist, kamen im 9. Jahr-
hundert in den Besitz von Reichenau. Das Kloster Murrhardt wurde 993 von König Otto III. an den Bischof
von Würzburg gegeben.) Um- oder Neubau der Kirche im 12. Jahrhundert, gotische Veränderungen.
0 Einen noch mehr ins einzelne gehenden Grundriß geben Mühlbronner L Luidhardt in den Blättern des
Württ. Schwarzwaldvereins 1925 (Jahrgang 33) S, 139.
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franken, I, S. 183) mit sehr beachtenswerten Gründen den ältesten Bestandteil der Stifts-
kirche zu Oberstenfeld im Bottwartal, die dreischiffige Krypta, dem 2.Viertel des 11.Jahr-
hunderts zugewiesen.
Diese Rückständigkeit unseres Landes sollte mit einem Schlag ein Ende nehmen durch das
Auftreten eines bedeutenden Mannes, des Abts Wilhelm von Hirsau, der, erfaßt von dem
Strom einer sich umwälzenden Zeit und tief ergriffen von den Gedanken der kluniazensischen
Reform, dem kleinen Schwarzwaldkloster eine einflußreiche Stellung im geistigen und kirchen-
politischen Leben Deutschlands gab.
St. Aurelius in Hirsau 1039—1071
Doch wir dürfen nicht vorgreifen. Als Wilhelm, ein Bayer, im Jahr 1069 aus dem Kloster
St. Emeram in Regensburg nach Hirsau berufen wurde, war er noch nicht der ausgesprochene
Vorkämpfer der klunia-
zensischen Bewegung wie
später. Er fand auf dem
rechten Nagoldufer ein
nahezu fertiges Kloster
vor, dasGrafAdalbertll.
von Calw auf der Stelle
einer verfallenen älteren
Anlage gestiftet hatte.
1039 war der Grund
zu dem neuen Aurelius-
münster gelegt worden
und sechs Jahre darauf
ein Mönchskonvent von
Einsiedeln in der Schweiz
eingezogen. 1071 fand
die Einweihung des Münsters statt. Es ist wichtig, sich bewußt zu bleiben, daß Wilhelm
auf diesen Bau keinen nennenswerten Einfluß mehr geübt haben kann. Der obere Teil des
Langhauses und die Osthälfte wurden 1583 abgetragen, aber die Ruine, auch so noch ein Besitz
von unschätzbarem Wert, läßt eine sichere Rekonstruktion der wichtigeren Bestandteile zu.
Der Grundriß (Abb. 1)?) zeigt, wenn wir von den erst nachträglich hinzugefügten Neben-
räumen des Chors absehen, eine dreischiffige Säulenbasilika mit Ouerschiff, Ostquadrat und
drei Apsiden, im Westen mit zwei Fronttürmen und dazwischenliegender innerer Vorhalle. Er
0 Westliche Querschiffe kennen wir nus dieser Zeit in Mainz, Mittelzell (Reichenau) und besonders im öst-
lichen Süddeutschland in Augsburg, Regensburg, Bamberg, Wie und woher diese Planform nach Murrhardt
kam, ist noch nicht festgestellt. (Die Reliquien des hl. Januarius, dem die Kirche geweiht ist, kamen im 9. Jahr-
hundert in den Besitz von Reichenau. Das Kloster Murrhardt wurde 993 von König Otto III. an den Bischof
von Würzburg gegeben.) Um- oder Neubau der Kirche im 12. Jahrhundert, gotische Veränderungen.
0 Einen noch mehr ins einzelne gehenden Grundriß geben Mühlbronner L Luidhardt in den Blättern des
Württ. Schwarzwaldvereins 1925 (Jahrgang 33) S, 139.
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