Das Peterskloster in Hirsau, das 400 Jahre nach seiner Errichtung in dem Zeit-
raum von 1430—1530 eine zweite große Bauperiode erlebte, wurde samt dem edlen Re-
naissancebau des herzoglichen Jagdschlosses von Melac in eine Wüstenei verwandelt, die bis
vor 100 Jahren Behörden und Privaten als Steinbruch diente. Heute ist das ehrwürdige
Trümmerfeld, auf dem Ruinen, Baumgruppen (darunter die berühmte Ulme), Gärten und
ältere wie neuere Gebäude in buntem Wechsel stehen, eine Stätte voll unaussprechlichen
Stimmungszaubers').
Alpirsbach
Seit der Zerstörung von St. Peter in Hirsau und der barocken Überkleidung der Kloster-
kirche in Ellwangen ist das Münster in Alpirsbach die bedeutendste romanische Kirche unseres
Landes. Spurlos sind zwar die acht Jahrhunderte nicht an ihr vorübergegangen, aber das
Wesentliche ist noch, wie es war. Niemand, der sie betritt, kann sich der Gewalt dieser
überirdisch feierlichen und doch so einfach strengen und starken Architektur entziehen.
Das Kloster wurde von drei Grafen, deren einer ein Hohenzoller war, 1095 gegründet und
bestand bis zur Reformation. Die ganze Anlage der Kirche und des Klosters (Abb. 13)
hält sich ziemlich genau an die kluniazensisch-hirsauische Norm, die Kirche ist ein Hauptwerk
der Hirsauer Schule und vermag uns einen gewissen Ersaß für das in Hirsau selbst Unter-
gegangene zu geben. Zum Glück sind die Abmessungen eben noch groß genug, um die eigen-
artigen Wirkungen des großräumigen Stils, die wir aus der Rekonstruktion des neuen
Münsters in Hirsau nur ahnen, uns in unmittelbarer Anschauung zu vermitteln. Immer-
hin bleibt Alpirsbach hinter der Ausdehnung von St. Peter erheblich zurück und hat auch
im Schema leichte Änderungen eintreten lassen. Zwar der kleine Chor, dessen Westende
durch das charakteristische Pfeilerpaar statt der Säulen bezeichnet wird, und die Nebenchöre
fehlen nicht, aber die Türme, von denen nur der nördliche fertig gebaut ist, sind vom Ost-
ende des Langhauses an das der Nebenchöre gerückt und der große Vorhof mit den vor-
0 Auf Grund der verdienstlichen Quellen- und Bodenforschungen des Hirsciuer Pfarrers Or. K. Klaiber (vgl.
seine Schrift: Das Kloster Hirsau, 1886) hat P. Weizsäcker in den Blättern des Wüctt. Schwarzwaldvereins
1884, S. 67, einen kleinen Plan des Klosters veröffentlicht, den unsere Abb. 10 wiedergibt. Die Anlage ent-
spricht, wie gesagt, dem kluniazensischen Schema, nur in dem stärker umgebauten Westbau sind die alten Grund-
linien verwischt. Zur Erläuterung des Plänchens sei folgendes bemerkt: Nr. 13 ist die Kirche mit Vorhof 15 a
und Nordwestturm (Eulenturm) 27. Nördlich von der Kirche dehnte sich der Friedhof der Mönche 39 und
der Laienbrüder 38 aus. Die spätgotische Allerheiligenkapelle 28 stand an der Stelle dec alten Sakristei. Die
neben dem südlichen Nebenchor des Münsters eingezeichnete Sakristei 17a ist erst später von dem Kapitelsaal 17
mit romanischen Resten (Abb. 11) abgetrennt worden. Die Marien- oder Krankenkapelle 16 hatte ihren nor-
malen Platz am Kapitelsaal, 1508—16 wurde sie von Martin von Urach erneuert und im Oberstock ein schöner
Bibliotheksaal (jetzt Altertümersammlung) eingerichtet; die stattliche Kapelle dient heute als Ortskirche. An der
Stelle von 18 und 20 s befand sich einst Sprechsaal und Kammer, bei 20 c führte die Treppe zu dem über
17 s—20 gelegenen Dorment empor. In dem östlichen Winkel zwischen der Marienkapelle und dem Dorment
war das Krankenhaus, wahrscheinlich bei 23, untergebracht. Südlich am Kreuzgang lag das Refektorium 7s
und die Küche 6s, deren zweite Westmauer (bei 6) von der genannten Zweiteilung dec Küche herrllhren wird.
Don dem großen spätgotischen Kceuzgang (14), einem tüchtigen Werk des Peter von Koblenz, Martin von
Urach und Hans Spryß. stehen noch ansehnliche Reste. Zwei Tore (34 u. 1) führten in den ummauerten Kloster-
bezirk, 9 war die Mühle und Pfisterei. Die doppelt umrandete Baustelle 4s—c bezeichnet die Ruine des herzog-
lichen Schlosses, zu dem die Schloßküche 20b gehörte; iu 4c steht die Ulme.
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raum von 1430—1530 eine zweite große Bauperiode erlebte, wurde samt dem edlen Re-
naissancebau des herzoglichen Jagdschlosses von Melac in eine Wüstenei verwandelt, die bis
vor 100 Jahren Behörden und Privaten als Steinbruch diente. Heute ist das ehrwürdige
Trümmerfeld, auf dem Ruinen, Baumgruppen (darunter die berühmte Ulme), Gärten und
ältere wie neuere Gebäude in buntem Wechsel stehen, eine Stätte voll unaussprechlichen
Stimmungszaubers').
Alpirsbach
Seit der Zerstörung von St. Peter in Hirsau und der barocken Überkleidung der Kloster-
kirche in Ellwangen ist das Münster in Alpirsbach die bedeutendste romanische Kirche unseres
Landes. Spurlos sind zwar die acht Jahrhunderte nicht an ihr vorübergegangen, aber das
Wesentliche ist noch, wie es war. Niemand, der sie betritt, kann sich der Gewalt dieser
überirdisch feierlichen und doch so einfach strengen und starken Architektur entziehen.
Das Kloster wurde von drei Grafen, deren einer ein Hohenzoller war, 1095 gegründet und
bestand bis zur Reformation. Die ganze Anlage der Kirche und des Klosters (Abb. 13)
hält sich ziemlich genau an die kluniazensisch-hirsauische Norm, die Kirche ist ein Hauptwerk
der Hirsauer Schule und vermag uns einen gewissen Ersaß für das in Hirsau selbst Unter-
gegangene zu geben. Zum Glück sind die Abmessungen eben noch groß genug, um die eigen-
artigen Wirkungen des großräumigen Stils, die wir aus der Rekonstruktion des neuen
Münsters in Hirsau nur ahnen, uns in unmittelbarer Anschauung zu vermitteln. Immer-
hin bleibt Alpirsbach hinter der Ausdehnung von St. Peter erheblich zurück und hat auch
im Schema leichte Änderungen eintreten lassen. Zwar der kleine Chor, dessen Westende
durch das charakteristische Pfeilerpaar statt der Säulen bezeichnet wird, und die Nebenchöre
fehlen nicht, aber die Türme, von denen nur der nördliche fertig gebaut ist, sind vom Ost-
ende des Langhauses an das der Nebenchöre gerückt und der große Vorhof mit den vor-
0 Auf Grund der verdienstlichen Quellen- und Bodenforschungen des Hirsciuer Pfarrers Or. K. Klaiber (vgl.
seine Schrift: Das Kloster Hirsau, 1886) hat P. Weizsäcker in den Blättern des Wüctt. Schwarzwaldvereins
1884, S. 67, einen kleinen Plan des Klosters veröffentlicht, den unsere Abb. 10 wiedergibt. Die Anlage ent-
spricht, wie gesagt, dem kluniazensischen Schema, nur in dem stärker umgebauten Westbau sind die alten Grund-
linien verwischt. Zur Erläuterung des Plänchens sei folgendes bemerkt: Nr. 13 ist die Kirche mit Vorhof 15 a
und Nordwestturm (Eulenturm) 27. Nördlich von der Kirche dehnte sich der Friedhof der Mönche 39 und
der Laienbrüder 38 aus. Die spätgotische Allerheiligenkapelle 28 stand an der Stelle dec alten Sakristei. Die
neben dem südlichen Nebenchor des Münsters eingezeichnete Sakristei 17a ist erst später von dem Kapitelsaal 17
mit romanischen Resten (Abb. 11) abgetrennt worden. Die Marien- oder Krankenkapelle 16 hatte ihren nor-
malen Platz am Kapitelsaal, 1508—16 wurde sie von Martin von Urach erneuert und im Oberstock ein schöner
Bibliotheksaal (jetzt Altertümersammlung) eingerichtet; die stattliche Kapelle dient heute als Ortskirche. An der
Stelle von 18 und 20 s befand sich einst Sprechsaal und Kammer, bei 20 c führte die Treppe zu dem über
17 s—20 gelegenen Dorment empor. In dem östlichen Winkel zwischen der Marienkapelle und dem Dorment
war das Krankenhaus, wahrscheinlich bei 23, untergebracht. Südlich am Kreuzgang lag das Refektorium 7s
und die Küche 6s, deren zweite Westmauer (bei 6) von der genannten Zweiteilung dec Küche herrllhren wird.
Don dem großen spätgotischen Kceuzgang (14), einem tüchtigen Werk des Peter von Koblenz, Martin von
Urach und Hans Spryß. stehen noch ansehnliche Reste. Zwei Tore (34 u. 1) führten in den ummauerten Kloster-
bezirk, 9 war die Mühle und Pfisterei. Die doppelt umrandete Baustelle 4s—c bezeichnet die Ruine des herzog-
lichen Schlosses, zu dem die Schloßküche 20b gehörte; iu 4c steht die Ulme.
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