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1133 ff., aufmerksam und spricht die Vermutung aus, daß der dortige Architekt, der Laie
Enzelin, in Komburg tätig gewesen sein könnte. Mir ist diese Annahme nicht unbedenklich.
Zu Würzburg hatte, soviel wir wissen, Komburg damals keine andere Beziehung als daß
es im Würzburger Sprengel lag. Methodisch sicherer dürfte es sein, sich im hirsauischen
Kreis nach einer Analogie umzusehen und da möchte ich auf die entschiedene Ähnlichkeit mit
dem gleichaltrigen, nur später fertig gewordenen Hirsauer Münster Petersberg bei Erfurt
(1103—1147) Hinweisen. Nun ist die Gliederung der Außenwände von St. Peter ver-
wandt mit Formen aus dem Elsaß, das bekanntlich die Lisene in Verbindung mit dem
Rundbogenfries (ein ursprünglich oberitalienisches Motiv) über alles liebte. Das Elsaß
hinwiederum gehörte zu der großen oberrheinischen Kunstprovinz, der auch die Hirsauer
Schule zuzurechnen ist. — Die Ummantelung der Hauptapsis ergab den schon von dem
großen Münster in Hirsau bekannten platten Schluß. Durch eine Nachgrabung in jüngster
Zeit wurde festgestellt, daß auch die Nebenapsiden einen Mantel trugen (vgl. Schaffhausen
und Neckartailfingen).
Lorch
Auf dem Frauenberg, einem der letzten Ausläufer des Welzheimer Walds, 50 m über
dem Städtchen Lorch an der Rems, liegen hinter der großenteils erhaltenen Ringmauer die
ansehnlichen Reste des Klosters Lorch (Abb. 32). Wir betreten eine jedem Schwaben und
jedem Deutschen durch die Erinnerungen an die große Zeit des staufischen Kaiserhauses teure
Stätte. Eine Stunde südlich ragt der Hohenstaufen, U/s Stunden östlich steht Gmünd, einst
die Stadt der Staufer. Friedrich I., Herzog in Schwaben und Franken, Schwiegersohn Kaiser
Heinrichs IV., Vater König Konrads III. und Großvater Barbarossas, stiftete das Kloster
auf eigenem GrundZ im Jahr 1102. König Konrad III. ließ, wahrscheinlich im Jahr 1140,
die in der Lorcher Dorfkirche bestatteten Gebeine seines Vaters und anderer Verwandten
in die Klosterkirche übertragen, die fortan als Grablege des staufischen Hauses diente. Nachher
wurden hier begraben König Heinrich ('s 1150), Herzog Konrad (Z 1196), Kaiserin Irene,
Philipps Gemahlin, die „Griechin Maria", wie sie in Lorch genannt wurde?), (1° 1208) u. a.
Die Konventsgebäude liegen nicht südlich, sondern östlich hinter der Kirche, eine Unregel-
mäßigkeit, die sich wie die Westlage in Großkomburg aus den Raumverhältnissen des etwa 230 m
langen, durchschnittlich etwa 75 m breiten Plateaus erklärt; auch die Überlieferung, daß hier
oben vor der Klostergründung eine Burg gestanden sei, erinnert an Komburg.
Das fast noch vollständig erhaltene Münster der hl. Marias ist eine dreischiffige romanische
Pfeilerbasilika mit östlichem Querschiff, abgegangenem Vierungsturm ^), einfachem Ostquadrat,
0 In dem wahrscheinlich noch aus dem 12. Jahrhundert stammenden Bericht cie tunckstione monaUorn Lorcb,
der in dem als Geschichtsquelle überaus wertvollen sog. Roten Buch von Lorch (s. über dieses Mehring, Stift
Lorch, Württ. Geschichtsquellen 12. Band, S. XXXIII) enthalten ist, heißt es: kriüsricus (der Stifter) eontulit
üune looum priuL saecularibus no^otiis mancipstum in bonorein . . . kvlariae.
?) In der Urkunde Wirt. U. B. II, S. 370, nennt sie sich selbst Naria, Oei gratis Komanorum rezüna auAusts.
b) Uber die Titelheiligen s. Mehring a. a. O. paZ> XX, 3.
0 Die spätromanische Verstärkung der Dierungspfeiler setzt die Absicht, einen Dierungstucm zu errichten,
voraus. Das „Rote Buch" S. 106 berichtet, daß die große Glocke, die seit alten Zeiten im rechten Seitenturm
(dem jetzt ausgebauten Südwesttucm) gehangen habe, unter Abt Nikolaus Schenk zerbrochen und unter seinem
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