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gotischem Chorhaupt und querschiffartig ausgestaltetem, einst zweitürmigem Vorhallenbau
im Westen, dem noch ein jetzt zerstörter, durch Grabung festgestellter äußerer Vorhof an-
geschlossen war.
Zur Beurteilung des nicht leicht zu verstehenden Baus liefern die Schriftquellen wichtige
Anhaltspunkte. In der Urkunde der Übergabe des Klosters an den hl. Stuhl im Jahr 1102
(Wirt. Urk. Buch I, S. 334) heißt es: „Wenn nach dem Ableben des Abts unter den Lorcher
Mönchen sich kein würdiger findet, soll mit dem Rat der komprovinzialen Äbte von Hirsau,
Komburg und Zwiefalten ein geeigneter Nachfolger bestellt werden". Die ersten Mönche
sollen von Hirsau gekommen sein. Der erste Abt Harbert (ch 1124) war vorher Mönch in


Abb. 32. Kloster Lorch von Südwestern Obere Hälfte des Turmes neu

Nachfolger Jodokus (beide gehören der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an) umgegossen und wieder aufge-
hängt worden sei im größeren Turm des Chors neben den anderen Glocken. Damit ist der Vierungsturm gemeint.
Wo der kleinere Chorturm, wohl nur ein Dachreiter, sich befand, wird nicht gesagt. Eine Zeichnung aus dem
Anfang des 19. Jahrhunderts (in der Landesbibliothek in Stuttgart) zeigt einen nachmittelalterlichen Turm-
aufbau über dem Chorpolygon. War er ein Ersaß eines älteren Vorgängers? oder etwa des im Bauernkrieg
zerstörten Vierungsturms? Denn auch der Vierungsturm fiel zweifellos mit dem ganzen Oberbau der Kirche
im Jahre 1525 den Flammen zum Opfer. Erwähnt sei noch, daß auf dem Wandgemälde, das wohl in das
16. Jahrhundert zurückgeht, auf dem südlichen Vorhallepfeiler im Schiff das von dem Stifterehepaar dargebrachte
Münstermodell einen Vierungsturm besitzt. — Für die erste Zeit des Klosters muß mindestens ein Glockenstuhl
über der Vierung angenommen werden.
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