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Meyer, Gustav [Hrsg.]
Lehrbuch der schönen Gartenkunst: mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.19763#0020
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18

Der römische oder italienische Gartenstyl.

Landlebens in Fülle darbot, wie es mit der von Setien, Albanien, Tibur,

yila des römischen Kaisers Hadrian und das Umgeben der Residenz

aes Kaisers Nero mit natürlichen Prospekten, Wiesen. Teichen u. s. w„

lag daher gewifs nichts ferner, als die Idee einer Nachahmung der Natur

im Sinne der heutigen Gartenkunst und hiermit die Idee einer Anbahnung

einer neuen Richtung der letetn*«, „ i. j. j- a i

MlUeB- Denn was zunächst die Anlegung

von Ph.losophengängen in den öffentlichen Gärten*) der Griechen anlangt,

so war dieses nichts ander»« ^

,..„,.., , uueits, als ein Umgeben der Altäre und Tempel
(als Wohnorter der die Nnt u

Pflanzungen und eben solr-1 Z beheiTSchenden Göttev) mit k«nstlosen
wobei man einfach die R« , &h ^ ^ PaSsenden Zubeh5r'

liehen Nachahmung de- !f lafsiSkeit vermied, was hinter einer eigent-
vprhiilt <>« «;„i ., 1 ■Natlu" gewifs noch weit zurück bleibt. Aehnlich

remau es, SICIl ini( j ,T

gärten des Kaisers H • ÜahmunS des Thales von Tempe in den Lust-
iiefs, wie ans A Y an' welche 7 Meilen ™ Umfange hatten. Dieser
von schönen Knn^ Spaitianus in "Vita Hadriani o berichtet, eine Menge
Reiches in jje llnstwei"ken > welche er bei der Bereisung seines weiten
auffand, nacl^i '2' 131 n* Chr-m Asien und Griechenland

^schaffen und Giht™ seinei' Villa (bei Tibur in Latium- jetzt Tivoli)
die AI™,! 01t aui>stellen - und was nicht transportabel war — wie

° -tiKaueuue und <1q« t .
Pl'ytaneum ^yceuni mit ihren berülimten Gärten zu Athen, das

Thal vonV"K P,°eCile eben ^selbst, eine Canope Unterägyptens und das
ahmung "de " TheSSalien ~ in CoPie dortllin versetzen. In der Nach-
hwi.. • f letztereu ist durchaus keine eigentliche Kunstthätigkeit, kein
künstlerisches Sfiio«1

als ein blofse " 1 ästlletischen Grundsätzen, sondern nichts weiter

Verfahr ° ^ .erteasen gegebener Verhältnisse und ein rein mechanisches
ve,.«+ i!e" ,ZU ei'blicken> was eben nichts weiter voraussetzt, als dafs man
verstehe den Erdboden i« a-

R;illm, , c" m die vorgeschriebene Form zu bringen und

öaume an den geephpnm, 0i ,,

führung von P »teilen unregelmäfsig einzusetzen. Die Aus-

Rom welche r°8Pekten um einfache Residenz des Kaisers Nero zu
alten Roms erricht e^6m Feuei'sbrunst verwüsteten Theile des

künstlerischen M t* ' "Monomischen, mcht aber aus garten-

ständige Land ' h ^ 6 P™^11, Indem Nero nämlich, was jeder ver-
Kultur setzte " 1 getnau haben würde, die Umgebung des Hauses in
wo solche der 0 • ^ WieSen' Teiche> Aecker und Wälder da anlegte,
iciikeit und Lage nach gut gedeihen und Gewinn ab-

—j

Präneste, dem Thal von Umbrien und der Küste von Baja besonders der
Fall war, und wo denn auch bald eine Ueberfüllung mit Villen stattfand,
waren eine Hauptbedingung für die Lage römischer Villen und ihrer
Gärten; wo daher diesen Bedingungen von Natur nicht entsprochen war,
baute man entweder nicht, oder suchte, wie es Nero im grofsartigen
Mafsstabe gethan, der Gegend nacli ökonomischen Principien ein wohn-
liches und fruchtbares Gepräge zu geben

Der Reiz der römischen Gärten lag denn auch weniger in ihrer
inneren luxuriösen Einrichtung*), sondern vorzüglich in der die Aussicht
beherrschenden Lage und in ihrem Kontrast als Vordergrund zur um-
liegenden Landschaft.

Die Grenzen des Landgutes besetzte man in der Regel mit einer
wilden Hecke oder mit Buschwerk, um Grenzstreitigkeiten zwischen den
flirten zu vermeiden und dem Vieh Schatten zu gewähren; längs über-
tretender Gewässer führte man einen steilen Wall zum Schutze des Grund-
stückes auf, und wo man die Grenze frei liefs, wurde solche durch ein-
zelne Bäume bezeichnet, wozu man am liebsten Ulmen benutzte, an die

man Reben pflanzte.

Die Villa erbaute man in der Regel der Aussicht, gesundeii Luft
und geschützten Lage wegen und um zugleich einen guten Hintergrund
für die Gebäude zu gewinnen, gegen den unteren Theil eines Berg-
abhanges. Im Baustyl, in welchem der griechische Säulenbau mit dem,
den Etruskern entlehnten, Gewölbebau vereinigt ist, machte sich ein groß-
artiges Gepräge geltend. Nach ihrer Bestimmung, einer begüterten römi-
schen Familie während der schöneren Jahreszeit einen angenehmen und
bequemen Aufenthalt auf dem Lande darzubieten und die Räumlichkeiten
für die Oekonomie hiermit zu verbinden, zerfiel die Villa in drei Ab-
theilungen: in die Villa urbana, auch Pseudo-urbana oder Prae-
torium genannt, und in die Villa rustica und fruetuaria.

Die Villa urbana wurde mit der Hauptfront am liebsten südöstlich
oder östlich und gegen die vorzüglicheren Aussichten gerichtet, und ent-
hielt aufser allen Räumlichkeiten einer bequemen Stadtwohnung — als
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Speisesäle**) , Bibliothek, Bäder, garten-
ähnliche Höfe nach orientalischer Art, Weinlager und Vorrathskammer

„ ....... —o~---- o w ähnlicne noie uacu unou«"»«™. —------o-- —

werten konnten, erzeugte er zugleich eine wohnliche Umgebung unu ^ ^ Zimmer, von dem aus man ringsum

iia+iivi;nl. _____v _ _ i _ .-n------„l,,.l,u,i und auwi eure« lulu _ ,

—o-~ - —p~.......- , überraschen und

uatürlich aussehende Prospekte, welche da um so me ^ ^ ^

Bewunderung erregen mufsten, wo kurz zuvor noch a es entuCnen

war; Bicherlich aber waren sie nicht dazu bestimmt» ^ fo

Gärten zu ersetzen, höchstens ihnen nur als Hintergrun zu

, ••(•• nhpr einfache Garten
ist vielmehr anzunehmen, dal's regelmässige, »«<=i rpacitus. von

geringem Umfange an das Haus sich anschlössen: denn \^
dem wir die betreffende Nachricht") haben, erwähnt er ^ ^ ^
sondern sagt nur im Allgemeinen, dafs nicht hdelstemc i ^
Zierde dieser Residenz waren — dem damaligen Luxus en ««B^^ ^
dem die künstlich geschaffenen Saatfelder, Teiche u. S. w.,^
wohl nur gesagt sein soll, dafs solche in höherem Mafst

<XU<j11 i"-" —-----

die Aussicht hatte. Es schlössen sich daran an Bassins zum Baden im
Freien, Plätze für das Ballspiel und für gymnastische Uebungen und ein
verhältnifsmäfsig langer Säulengang an der Hauptfronte mit davor liegen-
der Terrasse und Garten. Zuweilen richtete man auch noch aufser den
gartenähnlich ausgeschmückten Höfen, ähnlich wie bei den städtischen
Wohnungen, einen kleinen von hohen Mauern umgebenen Raum, der sich
an eine Abtheilung der Villa eng anschlöfs, in ein kleines, reich mit immer-
grünen Laub- und Nadelhölzern besetztes Gärtchen (Viridarium) ein, welches
für den Genufs bei Lampenschein aufserordentlich angenehm seiu mufste.
Die Villa rustica und fruetuaria umfafsten die ökonomischen Gebäude,

nung verdienen als allo ,i..m.,io wie Ställe, Wohnungen für die freien Arbeiter und Sklaven, Aufbewah-

»is aue damals an Landwohnungen und harten \ei * «

schwendete Pracht. rungsräume für Getreide und übst, Kelterungsräuine, Keller für die Auf

— tr«,,i,onorAurSf.liapii ii s w Auf dein Hofe der Rustic

Weinb 6lte AUSSiullt auf fi'u°htbai-e Felder, wohlunterhaltene Wiesen,
""erlnunt" beWaldete Geb5ree, freundliche Gewässer und das Meer, oder
____P^eme^Gegend, welche von Natur die Annehmlichkeiten des

*J Iii (' "

''abenden StaatBbü1!"d' "° in Ko!St-' der vepublikanisclien Verfassuns die wolü-
"'" Ze"gen ihrer tT We"i8 aut illre" Besitzu"g«n, sondern meist in den Städten lebten,
Kar n'oht an die Ve V' 1,eWUnderer i'irer Tugenden zu haben , dachte man last
i'ire öffentlichena" '°nerUng (ler Landhäuser durch Gärten und sind daher auch
den Männern von'Verdi ^ ^ VersammlunSs- «nä Erholungsörter für das Volk, worin
werth. Athen hatte ^™S' "m <len Staat De"kmäler errichtet wurden, der Erwähnung
den 1-ehrort Platon'a 1^' o5lf^gärten; der eine befand sich um die Akademie —
Feldherrn Kimon ai,geie^telchei in der '-weiten Hälfte des 5. Jahrhunderts unter dem
Aristoteles. _ Hei(le ^,a*"rde' (ler andere um das Lyceum — den l.ehrort des
enthielten Uebungsplätze, Lft^ IOh Serade Wege und Alleen regelmäfsig eingetheilt,
Terebinthen u. s. w. , ^nd und r«gelmäfgige Haine aus Platanen, Oliven, Ulmen,

Statuen ausgeschmückt; auch hau""' l6mpel" ' Altaren, Denkmälern, Thü'rmen und
gänge angelegt. — & 6 darin> wie Rutarchos erwähnt, Philosophen-

**) Die betreffende Stelle 1
Ceteruin Nero usus est patriae ruinis Tt •" ^ A,lnale" des Tacitus lib- 15 folgei,d :
et aumm miracnlo essent, solita pijdeni etT*™ 'l0mUm' <1,,a ha'ul Perinde gemmae
dum solitndinnm hunc sylvae, inae aperta 21 V'"gata' qUSm et St3g"a ** m°"
toribus Severe et Celere, quibus Ingenium et L*" Pr0SpeCtUS = m"gistris et macMn4'
"«et, per artem tentare, et viribus pdneipis Zl^'-' ^ ^
Meypr, UartPnliunst.

lilijgoi»»---- ----

bewahrung von Küchengewächsen u. s. w. Auf dem Hofe der Rustica
suchte man einen Brunnen mit beständig fliefsendem külilen Quellwasser
einzurichten; war es nicht möglich einen solchen herzustellen, so legte
man überdeckte Cisternen zur Gewinnung des Trinkwassers an. In der
Mitte des Hofes, welcher am liebsten gegen Südost gerichtet wurde, um
im Winter zeitig die Sonne aufzunehmen und im Sommer sich kühl zu
erhalten , befand sich ein Teich (piscina) , in den alles Regenwasser des
Hofes lief. Bei gröfseren Gütern legte man zwei Hofplätze, und in jedem
einen Teich an. Der Teich im inneren Hofe war in zwei Abteilungen
getheilt; der innere mit Säulen abgetheilte Raum desselben diente als
Fischteich, der äussere zum Schwimmen und Tränken des Viehes. Der
Teich im äusseren Hofe, auf dem die mit Buschwerk umpflanzten Dünger-
gruben sich befanden, diente zum Wässern von Wolfsbohuen und anderen
Dingen, die im Wasser weichen sollten ***).

*] Der Wetteifer in der luxuriösen Ausstattung der Baulichkeiten und Gärten
artete oft in Ueberfüllung aus. Als Beispiel der Art werden uns die Villen und Gärten
des Scaurus, Mäcenas, Lucullus und Hadrian genannt. —

**) Den Speisesal für den Sommer richtete man nach X. Varro (de re rust.
I 13) gern gegen Morgen, den für den Winter gegen die Nachmittagssonne.

***) Man vergl. Terelit. Varro »De re rust.« I, 13.

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