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Meyer, Gustav [Hrsg.]
Lehrbuch der schönen Gartenkunst: mit besonderer Rücksicht auf die praktische Ausführung von Gärten und Parkanlagen — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.19763#0130
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VII. Abschnitt,

Ueber Anfertigung der Kostenanschläge und einige Bemerkungen über die Unterhaltung der Anlagen.

Fast ein Jeder, welcher die Absicht hat eine Arbeit von nicht un-
erheblichen Kosten ausführen zu lassen, will in der Kegel diese, wenn
auch nur annäherungsweise, festgestellt haben, theils um überhaupt zu
bcurtheilen ob die Ausgaben seinen Erwartungen und Kräften entsprechen,
theils auch um eine allgemeine Controle für die Ausführung der Anlage
und einen Anhalt für die Beurtheilung der Rechnungslegung zu haben,
üafs hiernach bei dem Anfertiger eines solchen Kostenanschlages eine
mehrjährige gründliche Praxis und das Vermögen vorausgesetzt werden
müsse, mit Leichtigkeit die besonderen Verhältnisse der Lokalität aufzu-
fassen, darf als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Da die Preise abhängig sind von dem in der Gegend üblichen Tage-
lohn, von 'der Beschaffenheit des Bodens, von dem Vorhandensein oder
dem Mangel des zu den Wegen und Pflanzungen erforderlichen Materialos,
von der Kostspieligkeit oder Billigkeit der Fuhrleistungen u. dergl. m.,
so müssen über alle diese Punkte an Ort und Stelle die nöthigen gründ-
lichen Ermittelungen zuvor stattfinden. Hiernach kann es denn kommen,
dafs einzelne Arbeiten in einer Gegend bedeutend theurer oder billiger
zu stehen kommen, als in einer anderen. Daher ist, wenn die Revision
eines solchen Anschlages nicht an Ort und Stelle stattfinden kann, dem-
selben ein Erläuterungsbericht voran zu stellen, worin die Gründe solcher
Erscheinungen und andere für nöthig erachtete, zum richtigen Verständ-
nisse des Anschlages dienende Aufklärungen mit Bezugnahme auf die dem
Kostenanschläge bei zu gebenden Pläne und Vorarbeiten enthalten sein
müssen.

Für die Uebersichtlichkeit des Anschlages selber ist es nöthig, ihn
in so viele Hauptabtheilungen zu zerlegen, als Hauptarbeiten vorkommen:
in Wasserarbeiten, Erdarbeiten, Wegearbeiten, Pflanzar-
beiten, Rasenanlage u. s. w., und schliefslicli eine Abtheilnng für
»Insgemein« aufzustellen, in welche alle diejenigen Leistungen und
Materialien aufgenommen werden, welche irgend einer der vorangehenden
Abtheilungen nicht ausschliefslich zu zuzählen sind, wie etwa die Anschaf-
fung und Unterhaltung der Geräthschaften, die Koston an Botenlohn,
Schreibmaterial u. dergl. m. Jede Hauptabtheilung zerfällt wiederum, je
nachdem es für die Uebersichtlichkeit wünschenswerth ist oder die Ver-
schiedenheit der darin aufgenommenen Arbeiten es erfordert, in mehrere
Unterabtheilungen oder auch nur in einfach fortlaufende Positionen, worin
die einzelnen Arbeiten, die Art ihrer Ausführung und deren Kosten
spoeiell nachgewiesen werden, so dafs dem Prüfenden mit dem Nachweis
der Kosten zugleich der ganze Operationsplan, soweit er von Einflufs auf
die Ausgaben ist, vorgeführt wird.

Wir haben an den bezüglichen Stellen dieser Schrift über die zweck-
mässige Anfertigung der solchen Kostenanschlägen beizugebenden Zeich-
nungen und über andere Vorarbeiten die nöthigen Anhaltspunkte gegeben
und erachten es daher nicht für nöthig, hier nochmals darauf zurück zu
kommen; es erscheint vielmehr hinreichend, liier nur noch die Form sol-
cher Anschläge mit Berücksichtigung der bereits angedeuteten Preise in
einigen Beispielen vorzuführen.

A. Beispiele zu Kostenanschlägen,
a. Schema zu einem Kostenanschlage über Chaussirung eines Fahrweges.

(Bögenformat.)

Kostenanschlag

zur Chaussirung der von der Berlin - Leipziger Landsträfse bei X. K. sieh abzweigenden Zufahrtsstrafse nach dem Park

und Schlosse des Herrn P. p. auf N. n.

(Dem Kostenanschläge geht ein kurzer Bericht an Jen Bauanfgeber voran, in welchem auf den Befehl zur Veranschlagung der Kosten der qu. Chaussirung Bezug genommen
und die Art der Ausführung des Befehles, ilie Anzahl und Bestimmung der dem Kostenanschläge beigelegten Zeichnungen, der Grund etwaniger Verzögerungen in der Ausführung.
Gründe für besondere hohe Preise für Materialien u. s. w. und endlich das Ergebnifs der Kostenveranschlagung angegeben wird.).

Die auf dem hierzu gehörigen Situations- und Nivellementsplane ihrer Lage nach näher bezeichnete, 6,28 Meter (20 Fufs) im Planum breite,
13,1 Centimeter (5Zoll) stark und ;i,70SMeter (12 Fufs) iucl. Bordsteine breit zu makadamisirende Wegestrecke hat eine Länge von '.109 Meter (265 Ruthen)
von durchgängig sehr sandigem Boden, welcher vor dem Aufbringen der Steinsohüttung in der ganzen Planumsbreite durch Beimischung einer 2,6 Centimeter
(1 Zoll) starken Lehmlage zu einiger Festigkeit gebracht werden mufs. Es befinden sich in dem Strafsenzuge zwei Anhöhen von 7,152 Centimeter
auf 1 Meter Steigung (11 Zoll auf die laufende Ruthe), welche nach dem Nivellementsprofile so durchstochen werden sollen, dafs auf den laufenden
Meter 5,S62 Centimeter (die laufende Ruthe nur S'/2 Zoll) Steigung kommen, worin die Masse des abzutragenden, in der hier angehängten
»Berechnung der Auf- und Abtragserde« speciell nachgewiesenen Erdquantums ihre Erklärung findet. Brücken und Durchlässe machen sich bei dem
überall starken Gefälle der Strafse nicht nothwendig. Für die Ausbesserung der vorhandenen Pflanzung, sowie für etwanige wünschenswerthe neue
Anpflanzungen und Besamungen an den 1 >/2 fachet Anlage angenommenen Böschungen der Durchstiche und Anschüttungen ist in Pos. 17, und für
Entschädigungen bei Gewinnung der Steine und anderer Materialen in Pos. 21 Bedacht genommen worden.
 
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