Grabdenkmäler.
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des Grabdenkmales beginnt schon am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts mit dem grofsen
Sarkophag des Daniele Biraghi in S. M. della Passione, dem bezeichneten Werk des
Andrea Fusina (1495),J) dessen Gegenstück das Castellmuseum im Denkmal des Bischofs
Bagaroto (bestellt 1517) besitzt.2) Allein unter den lombardischen Bildhauern dieser
Zeit verfügte nur ein einziger über einen wirklich monumentalen Stil, Caradosso, und
dieser war seit langem auf anderen Gebieten aufserhalb Mailands beschäftigt. Die Wander-
lust und die Zersprengung der für den Mailänder Hof thätigen Künstlerschaar nach dem
Sturz des Machthabers führte bei vielen naturgemäfs auch zu einer Aenderung ihrer bis
dahin nationalen Stilweise. Cristoforo Solari folgt schon bei seinem „Christus an der
Säule“ (Sacristei des Mailänder Domes) und bei seinem Adam mehr der römischen Hoch-
renaissance, Andrea Bregno gehört dieser ganz an,3) selbst Antonio della Porta und
Pace Gazini haben nach der Trennung von ihrer Heimath ihre Kunst allmählich gewandelt.
In Venedig, Rom und Sicilicn, in Ligurien, in Frankreich und in Spanien entfaltet diese
lombardische Plastik der Spätzeit neue Blüthen. Die gemeinsame Herkunft aber kann
selbst ohne urkundliche Belege nie ganz verkannt werden, so lange man die Certosa bei
Pavia als das glänzendste Museum der lombardischen Sculptur zu würdigen und stilkritisch
zu nutzen weifs.
1) Vergl. Mongeri, S. 251 f.
2) Aehnlich das Wandgrab des Giov. Tolentino in S. M. Incoronata. Vergl. Mongeri, S. 196.
3) In solcher Loslösung von der Lombardei und selbst auch im Anschlufs an römische Vor-
bilder kann als dessen Vorgänger Ambrogio da Milano, der Hauptschöpfer der plastischen Deco-
rationen des Palastes von Urbino und des Roverella-Monumentes in S. Giorgio bei Ferrara, gelten, der
auch in Fano und Spoleto thätig war.
Abb. 98. Grabstein auf dem Kirchhof der Certosa bei Pavia.
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des Grabdenkmales beginnt schon am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts mit dem grofsen
Sarkophag des Daniele Biraghi in S. M. della Passione, dem bezeichneten Werk des
Andrea Fusina (1495),J) dessen Gegenstück das Castellmuseum im Denkmal des Bischofs
Bagaroto (bestellt 1517) besitzt.2) Allein unter den lombardischen Bildhauern dieser
Zeit verfügte nur ein einziger über einen wirklich monumentalen Stil, Caradosso, und
dieser war seit langem auf anderen Gebieten aufserhalb Mailands beschäftigt. Die Wander-
lust und die Zersprengung der für den Mailänder Hof thätigen Künstlerschaar nach dem
Sturz des Machthabers führte bei vielen naturgemäfs auch zu einer Aenderung ihrer bis
dahin nationalen Stilweise. Cristoforo Solari folgt schon bei seinem „Christus an der
Säule“ (Sacristei des Mailänder Domes) und bei seinem Adam mehr der römischen Hoch-
renaissance, Andrea Bregno gehört dieser ganz an,3) selbst Antonio della Porta und
Pace Gazini haben nach der Trennung von ihrer Heimath ihre Kunst allmählich gewandelt.
In Venedig, Rom und Sicilicn, in Ligurien, in Frankreich und in Spanien entfaltet diese
lombardische Plastik der Spätzeit neue Blüthen. Die gemeinsame Herkunft aber kann
selbst ohne urkundliche Belege nie ganz verkannt werden, so lange man die Certosa bei
Pavia als das glänzendste Museum der lombardischen Sculptur zu würdigen und stilkritisch
zu nutzen weifs.
1) Vergl. Mongeri, S. 251 f.
2) Aehnlich das Wandgrab des Giov. Tolentino in S. M. Incoronata. Vergl. Mongeri, S. 196.
3) In solcher Loslösung von der Lombardei und selbst auch im Anschlufs an römische Vor-
bilder kann als dessen Vorgänger Ambrogio da Milano, der Hauptschöpfer der plastischen Deco-
rationen des Palastes von Urbino und des Roverella-Monumentes in S. Giorgio bei Ferrara, gelten, der
auch in Fano und Spoleto thätig war.
Abb. 98. Grabstein auf dem Kirchhof der Certosa bei Pavia.
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