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Erstes Capitel.

Die Klosterhöfe der Certosa.

Anzi noi pensiamo ehe sia lä, nella solitudine
di quei chiostri, ehe. si debba e si possa scrivere
la storia di questa scoltura. Magenta.
er in der Certosa bei Pavia klösterlichen Geist sucht, wird weder vor noch in
der Kirche, sondern in ihren beiden „chiostri“ am liebsten weilen. Die laute
Pracht des Kirchengebäudes weicht hier einer in sich nicht minder reichen und
dennoch äufserlich weit bescheideneren künstlerischen Sprache, und noch heute
ruht auf diesen stillen Höfen, von denen nur der kleinere ein Gärtchen, der
grofse eine ungepflegte Rasenfläche umgiebt, ein ganz eigener Zauber.
Die Gesamtwirkung beider Höfe ist ungleich. Der kleinere, der sich mit selbstän-
diger Mauer dem südlichen Langhaus der Kirche vorlegt und westlich vom Refectorium,
östlich von der heutigen „Sagrestia nuova“, südlich jetzt von dem Bibliothekssaal ein-
geschlossen ist, erscheint intim und anheimelnd, der südlich folgende „grofse“ Hof, dessen
drei freie Seiten die vierundzwanzig Zellen umgeben, majestätisch. Allein das ist lediglich
die Folge der so stark verschiedenen räumlichen Ausdehnung: die künstlerische Gestaltung
der Hofarcaden selbst trägt im allgemeinen den gleichen Charakter.
Dies erklärt sich auch aus den wenigen Angaben, welche hier eine nähere Datirung
gestatten.
Als am 19. März 1402 Antonio de’ Marchi da Crema im Auftrag des Karthäuser-
priors Bartolomeo da Ravenna ein ausführliches Bauinventar aufnahm, waren für die Kreuz-
gänge des grofsen Hofes noch nicht einmal die niedrigen Brüstungsmauern fertig.1) Von
vornherein hatte man hier Kreuzgewölbe beabsichtigt,2) allein die nach dem Tode Gian-
galeazzos eingetretenen Hemmnisse trafen auch diesen Theil der Bauanlage. Noch am
26. Mai 1451 spricht ein Schriftstück von dem „colompnis ligni“, auf denen die Holz-
dächer (tectamina) dieses Kreuzganges ruhten, an anderer Stelle freilich dann von ebenso
vielen „pilastri“ und „pilastrini“, wobei an einen Ersatz der Holzsäulen durch gemauerte
Pfeiler zu denken wäre.3) Im „kleinen Klosterhof“ werden schon 1451 neun Steinsäulen

1) Vergl. Beltrami, Storia documentata della Certosa di Pavia. I. Milano 1896. S. 211 u. Text S.95.
2) Ausdrücklich heifst es in dem Inventar: „Murus claustri magni .... super quo muro esse
et stare debent columpnelli volturarum andatorii dicti claustri.“ (Beltrami, a. a. O. S. 211.)
3) Vergl. Beltrami, a. a. O. S. 95 f. und die Reconstructionen S. 92 t.
 
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