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Drittes Capitel.
Stile Bramantesco.

,,Fu . . utile al secolo nostro Bramante,
acciö . . facesse agli altri dopo lui strada sicura
nella professione dell’architettura.“ Vasari.

er gröfste Name in der Stilgeschichte der lombardischen Frührenaissancc ist
Bramante. In doppeltem Sinn ist er mit ihr verknüpft. Bramantes Mailänder
Thätigkeit bedeutet sowohl in seiner eigenen Entwickelung, wie in der Ge-
schichte der lombardischen Renaissance weit Mehr, als eine gelegentliche
Episode. Der Genius, der in nur fünfzehn Jahren in Rom einen neuen, auf
alle Folgezeit einflufsreichen Stil schuf, mufste sich auch bei der Entfaltung seiner Kraft,
auf dem Boden seines früheren Wirkens, als Pfadfinder bewähren.


Um so auffälliger, dafs die Aufgabe, seinen dortigen Arbeiten nachzuspüren, in
der älteren Kunstlitteratur von Vasaris „Vite“ bis zu Torres „Ritratto di Milano“ (1674)
entweder gänzlich vernachlässigt oder durch vereinzelte, einander vielfach widersprechende
Notizen nur erschwert worden ist; um so begreiflicher aber auch, dafs die neuere Kunst-
forschung gerade dieses Thema mit besonderem Eifer behandelt hat. Jetzt ist es das in der
Kunstgeschichte der lombardischen Renaissance weitaus am reichsten bestellte Feld.1)-—-Dafs
seine Früchte trotzdem wissenschaftlich noch nicht allseitig befriedigen, dafs bei der Frage
nach dem Antheil Bramantes an vielen einzelnen Bauten der Lombardei das Zünglein der

1) Aus der ausgebreiteten Bramante-Litteratur seien nur die folgenden drei zusammenfassenden
Arbeiten über Bramantes Mailänder Thätigkeit hervorgehoben, deren Kenntnifs im obigen voraus-
gesetzt wird: Henry de Geymüller, Les projets primitifs pour la Basilique de Saint Pierre de Rome.
Paris 1875 — So. Besonders S. 28 ff. Im folgenden: „Geymüller, Entwürfe“ citirt. W. v. Seidlitz, Bra-
mante in Mailand. Jahrb. d. Kgl. Preufs. Kunstsamml. 1887. S. 183 ff. Hans Semper, Donato Bramante
in R. Dohme, Kunst u. Künstler Italiens. I. Leipzig 1878.
Die übrige Litteratur bis 1887 ist in diesen Arbeiten angeführt. Die documentarischen Quellen
giebt, nach dem Manuscript des De Pagave, Casati (C. C.) in der Schrift: ,,Icapi d’ arte di Bramante da
Urbino nel Milanese. Milano 1870. Die jüngere Speciallitteratur, an der besonders auch Beltrami,
Carotti und Moretti betheiligt sind, ist im folgenden an der betreffenden Stelle erwähnt. Eine neue
eingehendste Behandlung der Bramante-Fragen ist von Dr. Paul Müller-Eberswalde zu erwarten, der
die Freundlichkeit hatte, dieses Capitel einer Durchsicht zu unterziehen.
 
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