248 Siebentes Capitel. Die Miracoli-Kirche, die ,,Loggia“ und kleinere Denkmäler Brescias.
Loggia, am ehesten dem Gaspare da Cairano zutrauen kann. Ob auch die reifen
Bronccreliefs des Grabmonumentes — am Fries Triumphzüge, am Sarkophag quadratische
Felder mit Passionsscenen — auf denselben Künstler zurückgehen, bleibt allerdings sehr
fraglich. Betont sei noch, dafs der Stil dieser Werke in den Thonreliefs im Fries des
Hofes der Casa Stanga zu Cremona, die ebenfalls schon stark antikisiren und sich der
Hochrenaissance nähern, sowie mit den besten Bildwerken der Porta Stanga im Louvre
viel Analoges besitzt.1)
Auf die nahe Verbindung, die zwischen den Renaissancedenkmälern Cremonas
und Brescias besteht, war schon wiederholt hinzuweisen, und auch die Künstlergeschichte
versagte die Erklärung hierfür nicht. Für den Zusammenhang der oberitalienischcn Re-
naissancekunst wichtiger aber ist die Verwandtschaft zwischen der Brescianer und der
venezianischen Frührenaissance, schon deshalb, weil dieses Verhältnifs im eigentlichen
Cinquecento noch an Kraft gewinnt. Als Beleg hierfür möge genügen, die reifen, schönen
Bildwerke des leider nur fragmentarisch erhaltenen2) Grabmonumentes des Altobello
Averoldo in der ersten Capelle rechts in SS. Nazaro e Celso anzuführen: auf dem Sarko-
phag die gelagerte Porträtstatue, ferner die Halbfiguren der „Spcs“ und „Fides“ und ein Relief
(der irdische Theil der Auferstehung Christi), dazu dann noch in der Sacristei die Halbfigur
der Madonna mit dem Kinde. Die Frauentypen antikisiren bereits in der Art Sansovinos,
und das Relief mit seinen starken Verkürzungen ist eine der reifsten Formen der lombar-
dischen Schulvorlage im venezianischen Stil. Den letzteren zeigt auch der vornehme, rein
ornamental gehaltene Sarkophag des Giovanni Pietro Averoldo oben in der dritten
Capelle rechts in der Carmeliterkirche.3) Seit dem zweiten Drittel des Cinquecento
steht die Brescianer Kunst völlig im Zeichen Venedigs.
bekannter Denkmünze. Der kunstsinnige Prior von S. Francesco, Francesco Sansone, hatte in Rom
unter Julius II. gelebt. Er ist der Stifter des intarsirten Chorgestühles von 1483, und des berühmten
Altarbildes Romaninos. Die mit guten Intarsien versehenen Schränke in der Sacristei sind 1511 von
„Philippus Soresinas“ ausgeführt. Unter den ganz renaissancemäfsigen Intarsien zeigen sie noch gothi-
sches Mafswerk!
1) Vergl. S. 103.
2) Der Sarkophagtheil steht jetzt in einer Nische der Fensterwand, die übrigen Sculpturen
sind 1809 geradeüber um den Opferstock angeordnet worden.
3) Venezianisches Gepräge hat auch der Sarkophag des Nicolo Orsini im Museo Civico.
Loggia, am ehesten dem Gaspare da Cairano zutrauen kann. Ob auch die reifen
Bronccreliefs des Grabmonumentes — am Fries Triumphzüge, am Sarkophag quadratische
Felder mit Passionsscenen — auf denselben Künstler zurückgehen, bleibt allerdings sehr
fraglich. Betont sei noch, dafs der Stil dieser Werke in den Thonreliefs im Fries des
Hofes der Casa Stanga zu Cremona, die ebenfalls schon stark antikisiren und sich der
Hochrenaissance nähern, sowie mit den besten Bildwerken der Porta Stanga im Louvre
viel Analoges besitzt.1)
Auf die nahe Verbindung, die zwischen den Renaissancedenkmälern Cremonas
und Brescias besteht, war schon wiederholt hinzuweisen, und auch die Künstlergeschichte
versagte die Erklärung hierfür nicht. Für den Zusammenhang der oberitalienischcn Re-
naissancekunst wichtiger aber ist die Verwandtschaft zwischen der Brescianer und der
venezianischen Frührenaissance, schon deshalb, weil dieses Verhältnifs im eigentlichen
Cinquecento noch an Kraft gewinnt. Als Beleg hierfür möge genügen, die reifen, schönen
Bildwerke des leider nur fragmentarisch erhaltenen2) Grabmonumentes des Altobello
Averoldo in der ersten Capelle rechts in SS. Nazaro e Celso anzuführen: auf dem Sarko-
phag die gelagerte Porträtstatue, ferner die Halbfiguren der „Spcs“ und „Fides“ und ein Relief
(der irdische Theil der Auferstehung Christi), dazu dann noch in der Sacristei die Halbfigur
der Madonna mit dem Kinde. Die Frauentypen antikisiren bereits in der Art Sansovinos,
und das Relief mit seinen starken Verkürzungen ist eine der reifsten Formen der lombar-
dischen Schulvorlage im venezianischen Stil. Den letzteren zeigt auch der vornehme, rein
ornamental gehaltene Sarkophag des Giovanni Pietro Averoldo oben in der dritten
Capelle rechts in der Carmeliterkirche.3) Seit dem zweiten Drittel des Cinquecento
steht die Brescianer Kunst völlig im Zeichen Venedigs.
bekannter Denkmünze. Der kunstsinnige Prior von S. Francesco, Francesco Sansone, hatte in Rom
unter Julius II. gelebt. Er ist der Stifter des intarsirten Chorgestühles von 1483, und des berühmten
Altarbildes Romaninos. Die mit guten Intarsien versehenen Schränke in der Sacristei sind 1511 von
„Philippus Soresinas“ ausgeführt. Unter den ganz renaissancemäfsigen Intarsien zeigen sie noch gothi-
sches Mafswerk!
1) Vergl. S. 103.
2) Der Sarkophagtheil steht jetzt in einer Nische der Fensterwand, die übrigen Sculpturen
sind 1809 geradeüber um den Opferstock angeordnet worden.
3) Venezianisches Gepräge hat auch der Sarkophag des Nicolo Orsini im Museo Civico.