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Neuntes Capitel. Zur Stillehre der lombardischen Frührenaissance.

und in Busto-Arsizio, sowie im Vestibül des Monte di Pieta zu Cremona mafsgebend, und
welchen Umfang dieses Motiv in Bildern gewinnt, kann das Altarwerk des Buttinone und
Zonale in Treviglio bezeugen. In der Miniaturmalerei, den Intarsien und besonders natürlich
in den Textilien zählt es zu den beliebtesten Randmustern.
Solchem Reichthum gegenüber tritt seine Anwendung in der Florentiner Kunst
zurück, zumal diese das Bandwerk fast lediglich als Rahmen verwerthet und nur selten zu
Rund- und Zwickelfüllungcn ausbreitet.
So ist die Vorliebe der Lombardei hierfür in der That ein „nationaler“ Zug, der
bis zum altlongobardischen „Korbbodengeflecht“ zurückführt, dessen stilistische Eigenart
aber ebenfalls der unplastischen, flächenhaften Formenauffassung entspricht.
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Der historische und pragmatische Zusammenhang hebt alle diese Eigenheiten der
lombardischen Werke über die Bedeutung rein äufserlicher Kennzeichen empor. Sie spiegeln
stilbildende Kräfte im Sinne Gottfried Sempers: „Stil“ ist „die Uebereinstimmung einer
Kunstanschauung mit ihrer Entstehungsgeschichte, mit allen Vorbedingungen und Um-
ständen ihres Werdens“.
 
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