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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Rogge, Jörg [Bearb.]
Fürstin und Fürst: Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter ; [Referate, die vom 20. bis 23. März 2002 im Rahmen eines Symposiums mit dem Titel "Fürstin und Fürst. Rollenverständnis, Handlungsspielräume und Konfliktverhalten in den Geschlechterbeziehungen des hohen und fürstlichen Adels im Mittelalter und am Beginn der Frühen Neuzeit in europäischer Perspektive" im Erbacher Hof (Mainz) vorgetragen und diskutiert worden sind] — Mittelalter-Forschungen, Band 15: Ostfildern, 2004

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Babendererde, Cornell: Das Begängnis einer Fürstin als öffentliches Ereignis. Zum Tod der Gräfin Margarethe von Henneberg (†13. Februar 1509)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34729#0311

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Cornell Babendererde

gen eingebunden, welchen Stellenwert hatte eine Trauerfeier für eine Fürstin über-
haupt in der Öffentlichkeit der mittelalterlichen ständischen Gesellschaft? Diese
Fragen sollen im folgenden anhand der Begräbnis- und Begängnisfeierlichkeiten für
die Gräfin Margarethe von Henneberg im Jahre 1509 behandelt werden. Für diese
Fürstin ist die Quellenlage in bezug auf diese Feierlichkeiten besonders günstig, ein
Umstand, der im übrigen für nur wenige weibliche Angehörige eines Fürstenge-
schlechts im Spätmittelalter gilt.“
Die Grafen von Henneberg-Schleusingen wurden 1310 in den Rang einer
gefürsteten Grafschaft erhoben. Damit erhielten sie das Recht, an Reichsversamm-
lungen und an Beratungen am Königshof teilzunehmen, dennoch behielt das Land
seinen alten Rechtsstatus als Grafschaft. Die volle Anerkennung der Reichsfürsten-
schaft gelang den Hennebergern erst 1442/1445. Trotz dieser Erhebung, ihrer unein-
geschränkten Landesherrschaft und ihren schon vorher auszumachenden Heirats-
verbindungen zu anderen Fürstengeschlechtern wuchs ihre Bedeutung nie über
regionale Grenzen hinaus. Im Jahre 1583 starb das Geschlecht mit dem Tod des Gra-
fen Georg Ernst aus.12
Gräfin Margarethe von Henneberg-Schleusingen, eine geborene Herzogin von
Braunschweig-Wolfenbüttel, hatte nach dem Tod ihres Mannes Graf Wilhelm III.
fünfzehn Jahre lang die vormundschaftliche Regierung in den hennebergischen
Landen übernommen, bis ihr Sohn Wilhelm 1495 auf dem Reichstag zu Worms mit
der Grafschaft belehnt wurde. Sie verstarb im Alter von 58 Jahren am 13. Februar
1509 auf ihrem Witwensitz zu Mainberg.
2.1. Das politische und verwandtschaftliche Beziehungsnetz
einer verstorbenen Fürstin im Spiegel der Notifikationen
Unmittelbar nach dem Tod einer fürstlichen Person wurde dieses Ereignis im Herr-
schaftsbereich, an Verbündete und Verwandte bekanntgegeben. Die Notifikationen
wurden in der Regel am selben Tag geschrieben. Einladungen zum späteren Begäng-
nis wurden davon gesondert verschickt. Formal folgten die Notifikationen einem
festgesetzten Briefschema13 und enthielten als Elemente die Trauer der Hinterbliebe-

11 Diese Tatsache vermag kaum zu überraschen und entspricht den Erfahrungen, die ich im Rah-
men meiner Dissertationsarbeit, in der das Begräbnis und Totengedenken der Wettiner, der
Landgrafen von Hessen, der Grafen und späteren Herzoge von Württemberg und der Grafen
von Henneberg im Zentrum stehen, bei der Quellenrecherche gemacht habe.
12 Günther Wölfing, Die Grafen von Henneberg, ihre regionale und nationale Bedeutung, in:
Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins 11, 1996, S. 17 ff.; Eckart Hen-
ning, Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen im Zeitalter der Reformation (Mittel-
deutsche Forschungen; 81), Köln 1981, S. 3 ff.
13 Seit dem Hochmittelalter wurden durch eine Briefstillehre die formelhaften Bestandteile eines Brie-
fes immer genauer festgelegt. Der Stil war bestimmt von ständischen, sozialen und beruflichen Dif-
ferenzierungen, aber auch vom Briefinhalt; Franz-Josef Schmale, IV. Lateinisches Mittelalter, Art.
1. >Brief<, in: Lexikon des Mittelalters 2, München/Zürich 1983, Sp. 652 f. Auch die Anreden wur-
den im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts weiter ausgeschmückt und nach dem Stand gestaffelt;
siehe Eckart Henning, Titulaturenkunde. Prolegomena einer »neuen« Hilfswissenschaft für den
Historiker, in: Heroldstudien 4: Festschrift zum 125jährigen Bestehen des HEROLD zu Berlin, hg.
von Bernhart Jähnig/Knut Schulz, Berlin 1994, S. 297. Die Briefsteller enthielten Briefmuster
für die verschiedensten Lebenssituationen; vgl. zu den deutschen Briefstellern auch Georg Stein-
 
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