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Bihrer, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Begegnungen zwischen dem ostfränkisch-deutschen Reich und England (850 - 1100): Kontakte, Konstellationen, Funktionalisierungen, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 39: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34755#0015

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14

A) Einleitung

phien vor/ Somit existiert eine Forschungslücke für den Zeitraum zwischen der Mitte
des 9. und der Mitte des 11. Jahrhunderts, der nicht durch eine moderne Studie abge-
deckt ist.
Die Beschäftigung mit den Beziehungen zwischen England und dem ostfränkisch-
deutschen Reich im Frühmittelalter besitzt in der deutschen Geschichtswissenschaft
durchaus eine weit zurückreichende Tradition: Es bestand seit dem 19. Jahrhundert ein
großes Interesse an dem Verhältnis von England und dem ostfränkisch-deutschen
Reich im Mittelalter und in der Frühneuzeit - und damit auch im Frühmittelalter/ Ins-
besondere im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren diese Darstellungen oftmals von
einer Bewunderung für England getragen, zugleich wollte man die Vorgeschichte der
als gut und eng empfundenen oder zumindest erwünschten Verbindungen der Gegen-
wart schreiben/ Dabei herrschte immer eine nationale Perspektive vor, gleichwohl wur-
den auch Kontakte über die politisch-diplomatischen Beziehungen hinaus untersucht.
Daneben wurden zahlreiche regionale Studien vor allem zu den Nordseeanrainern und
zu Sachsen erarbeitet, und es entstanden selbst Schriften zum österreichisch-englischen
Verhältnis im Mittelalter/" Diese landesgeschichtlichen Arbeiten waren aber in geringe-
rem Maß von nationalstaatlichen Vorstellungen geprägt, sondern betonten meist die
guten und engen Verbindungen ihrer jeweiligen Region mit England. Mit dem NS-Re-
gime änderte sich diese jahrzehntelange Traditionslinie, nun versuchten zahlreiche
Forscher, englandfeindliche Positionen der Gegenwart durch eine angeblich seit dem
Frühmittelalter zwischen den beiden Völkern bestehende Feindschaft zu legitimieren."
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die wissenschaftliche Beschäftigung mit den
Beziehungen zwischen England und dem ostfränkisch-deutschen Reich vom 9. bis zum
11. Jahrhundert nicht in nennenswertem Maß wiederbelebt und stellen somit kein The-
ma der gegenwärtigen deutschen Mediävistik dar." Fast alle Handbücher und Gesamt-
darstellungen zu den späten Karolingern, den Ottonen oder den Saliern erwähnen

teren politikgeschichtlichen Studien zum Hochmittelalter vgl. Arnold, England, oder Schnith,
England.
7 Vgl. die »kriegs- und diplomatiegeschichtliche Untersuchung« von Trautz, Könige, zu den
Jahren 1272-1377 die »chronologisch orientierte Analyse der bilateralen Beziehungen der Mo-
narchen« von Reitemeier, Außenpolitik, S. 24, zu den Jahren 1377-1422, oder die Untersuchung
von »Sigmunds auswärtiger Politik« von Kintzinger, Westbindungen, zu den Jahren 1410-
1437.
8 Es entstanden zahlreiche Einzelstudien, regionale Untersuchungen und Überblicke, vgl. z.B.
Pauli, Kirchenmänner, von 1879, Schaible, Geschichte, von 1885, Wissowa, Beziehungen, von
1889, oder Hashagen, Einfluß, von 1938.
9 Einen Überblick über das Englandbild von der Antike bis heute bietet Niedhart, Einleitung:
Europa, S. 4-7. Kennedy, Rise, beschreibt monographisch die sukzessive Verschlechterung
der Beziehungen zwischen England und Deutschland bis zum Ersten Weltkrieg (1860-1914).
Bereits Schramm hatte in einem Aufsatz das Verhältnis der beiden Nationen von 1871 bis um
1900 untersucht, vgl. Schramm, Verhältnis, sein unter dem Titel »Deutschland und England
1815-1914« geplantes Buch (ebd., S. 136) aber nie geschrieben; zu Schramms Weitsicht vgl.
Muhs/Paulmann/Steinmetz, Brücken, S. 7-10, und umfassend Thimme, Schramm, S. 297-469.
10 Zu Sachsen vgl. z. B. Strasser, Sachsen, Drögereit, Hansezeit, oder Drögereit, Sachsen, zu Fries-
land und Flandern vgl. z.B. Toll, Beziehungen, Bense, Relations, Dept, Influences, Fenger,
Friesland, oder Grierson, Relations, und zu Österreich vgl. Wild, Beziehungen.
11 Vgl. z. B. Zatschek, England, anders aber z. B. noch 1938 Hashagen, Einfluß.
12 Zum Zurückgehen der mediävistischen Forschungen zur englischen Geschichte nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs vgl. die Übersicht bei Reitemeier, Außenpolitik, S. 16-17.
 
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