A) 2) Forschungsstand
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höchstens die Heirat Ottos I. und Ediths!" Dies gilt selbst für die Darstellungen zum
deutschen Frühmittelalter, die von englischen Historikern verfasst wurden.^ Auch in
den Katalogen zu den großen Mittelalterausstellungen der letzten Jahre kommt das
Verhältnis des ostfränkisch-deutschen Reichs zu England nur am Rand vor!" Die einzi-
ge Ausnahme, eine Übersicht über die sächsisch-englischen Beziehungen im 10. Jahr-
hundert, wurde mit Joachim Ehlers von einem Experten für die westfränkische Ge-
schichte erarbeitet, der sich in Themenauswahl, Schwerpunktsetzung und Gliederung
an einem älteren Aufsatz von Karl Leyser orientierte!" Die in den letzten Jahrzehnten
selten gewordenen Untersuchungen zu angelsächsischen Themen aus der Feder
deutschsprachiger Historikerinnen und Historiker bezogen den Beziehungsaspekt
kaum mit einV Die weitgehende Marginalisierung der Altanglistik an den deutschen
Universitäten lenkte zudem den Blick weg von diesem Gegenstand. Somit gilt noch
immer die Diagnose, die Fritz Trautz 1965 formulierte: »Vom Sprachlichen her gesehen
gibt es da für die deutsche Seite keine Schwierigkeiten. Wohl aber fehlt es an einer grö-
ßeren Zahl von deutschen Mediaevisten, die sich mit dem englischen Mittelalter näher
beschäftigen.«^ Karl-Friedrich Krieger konstatierte im Jahr 2002: »Diese Feststellung
gilt auch heute noch.«' '
Diese Einschätzung teilt auch die englische Forschung: So werden im aktuellen
Forschungsüberblick zu den Beziehungen zwischen England und dem Kontinent im
10. Jahrhundert für die Zeit nach 1970 bis auf eine Ausnahme nur englische Arbeiten
genannt; dieser einzig erwähnte deutschsprachige Aufsatz habe überdies lediglich eng-
lische Forschungspositionen rezipiert!" Diese Bewertung ist durchaus zutreffend, denn
die Forschungsgeschichte verlief in England deutlich anders: Dort bestand im 19. und
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum ein Interesse an den Beziehungen zwi-
13 Als Beispiel für Handbücher zur Geschichte des Frühmittelalters vgl. zuletzt den neuen
Gebhardt zur Ottonenzeit, wo nur bei der Behandlung der Heirat Ottos I. und Ediths auf Be-
ziehungen des ostfränkisch-deutschen Reichs zu England eingegangen wird, vgl. Keller/Alt-
hoff, Zeit, S. 138-141, ebenso z.B. Fried, Weg, Schieffer, Karolinger, Beumann, Ottonen, Alt-
hoff, Ottonen oder Boshof, Salier. Dieser Negativbefund gilt auch für Handbücher zur
Reichsgeschichte, die explizit die »Ausbildung und Konsolidierung einer neuen staatlichen
Grundordnung in Europa«, so Hlawitschka, Frankenreich, S. 169, oder das »europäische Um-
feld«, so Prinz, Grundlagen, S. 45-54, einbeziehen. Auch in einer aktuellen Neuerscheinung
zum Königtum wird nur marginal auf das angelsächsische Königtum Bezug genommen, im
Register werden aus König Alfred (gest. 899) zwei verschiedene Könige gemacht: »Alfred der
Große von Wessex« und »Alfred, angels. König«, vgl. Jussen, Macht, S. 467.
14 Vgl. z. B. McKitterick, Frankish Kingdoms, oder Reuter, Germany, der ebenfalls nur die Hoch-
zeit von 929 erwähnt.
15 Vgl. z.B. die Frankenausstellungen in Mannheim und Paderborn, die Ottonenausstellungen
in Hildesheim und Magdeburg, die Salierausstellung in Speyer oder zuletzt die Ausstellung
zur Geschichte des ostfränkisch-deutschen Reichs in Magdeburg, vgl. Puhle/Hasse, Reich,
und Schneidmüller/Weinfurter, Reich.
16 Vgl. Ehlers, Sachsen. In einem Aufsatz zu den Auslandsbeziehungen in der Salierzeit wird
England kein einziges Mal erwähnt, vgl. Staab, Ausland.
17 Vgl. z. B. Jäschke, Wilhelm, Kleinschmidt, Migration, Kleinschmidt, Untersuchungen, Scharer,
Herrschaft, Vollrath, Königsgedanke, oder Vollrath, Synoden.
18 Trautz, Literaturbericht, S. 259.
19 Krieger, England, S. 11.
20 Vgl. Leyser, Introduction, S. 6-10.
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höchstens die Heirat Ottos I. und Ediths!" Dies gilt selbst für die Darstellungen zum
deutschen Frühmittelalter, die von englischen Historikern verfasst wurden.^ Auch in
den Katalogen zu den großen Mittelalterausstellungen der letzten Jahre kommt das
Verhältnis des ostfränkisch-deutschen Reichs zu England nur am Rand vor!" Die einzi-
ge Ausnahme, eine Übersicht über die sächsisch-englischen Beziehungen im 10. Jahr-
hundert, wurde mit Joachim Ehlers von einem Experten für die westfränkische Ge-
schichte erarbeitet, der sich in Themenauswahl, Schwerpunktsetzung und Gliederung
an einem älteren Aufsatz von Karl Leyser orientierte!" Die in den letzten Jahrzehnten
selten gewordenen Untersuchungen zu angelsächsischen Themen aus der Feder
deutschsprachiger Historikerinnen und Historiker bezogen den Beziehungsaspekt
kaum mit einV Die weitgehende Marginalisierung der Altanglistik an den deutschen
Universitäten lenkte zudem den Blick weg von diesem Gegenstand. Somit gilt noch
immer die Diagnose, die Fritz Trautz 1965 formulierte: »Vom Sprachlichen her gesehen
gibt es da für die deutsche Seite keine Schwierigkeiten. Wohl aber fehlt es an einer grö-
ßeren Zahl von deutschen Mediaevisten, die sich mit dem englischen Mittelalter näher
beschäftigen.«^ Karl-Friedrich Krieger konstatierte im Jahr 2002: »Diese Feststellung
gilt auch heute noch.«' '
Diese Einschätzung teilt auch die englische Forschung: So werden im aktuellen
Forschungsüberblick zu den Beziehungen zwischen England und dem Kontinent im
10. Jahrhundert für die Zeit nach 1970 bis auf eine Ausnahme nur englische Arbeiten
genannt; dieser einzig erwähnte deutschsprachige Aufsatz habe überdies lediglich eng-
lische Forschungspositionen rezipiert!" Diese Bewertung ist durchaus zutreffend, denn
die Forschungsgeschichte verlief in England deutlich anders: Dort bestand im 19. und
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum ein Interesse an den Beziehungen zwi-
13 Als Beispiel für Handbücher zur Geschichte des Frühmittelalters vgl. zuletzt den neuen
Gebhardt zur Ottonenzeit, wo nur bei der Behandlung der Heirat Ottos I. und Ediths auf Be-
ziehungen des ostfränkisch-deutschen Reichs zu England eingegangen wird, vgl. Keller/Alt-
hoff, Zeit, S. 138-141, ebenso z.B. Fried, Weg, Schieffer, Karolinger, Beumann, Ottonen, Alt-
hoff, Ottonen oder Boshof, Salier. Dieser Negativbefund gilt auch für Handbücher zur
Reichsgeschichte, die explizit die »Ausbildung und Konsolidierung einer neuen staatlichen
Grundordnung in Europa«, so Hlawitschka, Frankenreich, S. 169, oder das »europäische Um-
feld«, so Prinz, Grundlagen, S. 45-54, einbeziehen. Auch in einer aktuellen Neuerscheinung
zum Königtum wird nur marginal auf das angelsächsische Königtum Bezug genommen, im
Register werden aus König Alfred (gest. 899) zwei verschiedene Könige gemacht: »Alfred der
Große von Wessex« und »Alfred, angels. König«, vgl. Jussen, Macht, S. 467.
14 Vgl. z. B. McKitterick, Frankish Kingdoms, oder Reuter, Germany, der ebenfalls nur die Hoch-
zeit von 929 erwähnt.
15 Vgl. z.B. die Frankenausstellungen in Mannheim und Paderborn, die Ottonenausstellungen
in Hildesheim und Magdeburg, die Salierausstellung in Speyer oder zuletzt die Ausstellung
zur Geschichte des ostfränkisch-deutschen Reichs in Magdeburg, vgl. Puhle/Hasse, Reich,
und Schneidmüller/Weinfurter, Reich.
16 Vgl. Ehlers, Sachsen. In einem Aufsatz zu den Auslandsbeziehungen in der Salierzeit wird
England kein einziges Mal erwähnt, vgl. Staab, Ausland.
17 Vgl. z. B. Jäschke, Wilhelm, Kleinschmidt, Migration, Kleinschmidt, Untersuchungen, Scharer,
Herrschaft, Vollrath, Königsgedanke, oder Vollrath, Synoden.
18 Trautz, Literaturbericht, S. 259.
19 Krieger, England, S. 11.
20 Vgl. Leyser, Introduction, S. 6-10.