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Regenbogen, Clemens; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Jan Thorbecke Verlag [Mitarb.]; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [Mitarb.]
Das burgundische Erbe der Staufer (1180-1227): zwischen Akzeptanz und Konflikt — Mittelalter-Forschungen, Band 61: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.58976#0468
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VII. Exkurse

VILI) Das Urkundenwesen der Pfalzgrafen von Burgund
Im Zuge der vorliegenden Arbeit haben sich die von den verschiedenen staufi-
schen Herrschaftsträgem ausgestellten Urkunden als die mit Abstand wichtigste
Quellengattung erwiesen. Bisher nicht näher behandelt wurden indes die di-
plomatischen Aspekte dieser Urkunden. Was wird aus ihnen über den Grad der
Institutionalisierung der staufischen Herrschaft bekannt? Inwieweit verfügten
die Pfalzgrafen über ein ausgeformtes Kanzleiwesen?
Eine eingehendere Analyse auf Grundlage eines Schrift- und Diktatverglei-
ches sowie eine sachbezogene wie zeitliche Kontextierung des im Längsschnitt
vielgestaltigen pfalzgräflichen Urkunden wesens stellen immer noch Desiderate
dar. Lediglich Teilbereiche des Themas wurden schon untersucht. Im Falle der
Beurkundungen Kaiserin Beatrix' kann auf die diplomatischen Forschungser-
gebnisse Heinrichs Appelts, des Herausgebers der MGH-Edition der Diplomata
Friedrichs I. Barbarossa, zurückgegriffen werden.2308 Dem Werk Jean-Yves Ma-
riottes sind erste Beobachtungen an den Urkunden Pfalzgraf Ottos I. und
Pfalzgräfin Margarethes von Burgund zu verdanken,2309 Hermann Horst
schließlich eine Spezialstudie zum Urkundenwesen der beiden Meranierherzöge
Otto I. und Otto II., die allerdings deren burgundische Schriftstücke ausließ.2310
Kaiserin Beatrix
Nachdem die Gemahlin Friedrichs I. Barbarossa jahrzehntelang an der Seite ihres
Mannes nur vereinzelt - und zumeist mit Bezug zur Grafschaft Burgund - als
Intervenientin, Petentin, Zeugin und Mitsieglerin kaiserlicher Diplome in Er-
scheinung getreten war,2311 agierte sie in den letzten Jahren vor ihrem frühen Tod
1184 völlig selbstständig als Ausstellerin eigener Urkunden. Diese betrafen
ausschließlich Personen und Einrichtungen aus dem Bereich ihres politischen
Erbes, der Grafschaft Burgund. Wir wissen heute noch von elf Urkunden der
Kaiserin, darunter von zwei Deperdita,2312 während eines der noch vorhandenen
Exemplare unter Fälschungsverdacht steht.2313 Heinrich Appelt konnte sechs
dieser elf Urkunden ihrer „Kanzlei" zuordnen, namentlich den schon als Nota-
ren der Beatrix bekannten Magistri Amaldus und Daniel. Magister Amaldus gilt
als „zweifelloser Verfasser und Schreiber" von fünf Schriftstücken, so auch der in

2308 MGH DD F. I., Beatrix, S. 490-505.
2309 Vgl. Mariotte, Le comte de Bourgogne, S. 158-159.
2310 Vgl. Hermann Horst: Ueber das Urkundenwesen der Herzoge von Meranien Otto VII. und Otto
VIII. aus dem Hause Andechs, Diss. phil. masch. Wien 1923.
2311 Vgl. hierzu ausführlich Türck, Beherrschter Raum, S. 173-175.
2312 MGH DD B. *1 und *11.
2313 MGH D B. 10.
 
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