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Regenbogen, Clemens; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Jan Thorbecke Verlag [Mitarb.]; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg [Mitarb.]
Das burgundische Erbe der Staufer (1180-1227): zwischen Akzeptanz und Konflikt — Mittelalter-Forschungen, Band 61: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.58976#0078
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III. Akteure

III. 1) Methodische Vorbemerkungen
Im Mittelpunkt des folgenden ersten Hauptteils werden die Personen stehen, die
während des Untersuchungszeitraumes den pfalzgräflichen Anspruch auf po-
litische Überordnung in Burgund verkörperten. Bei der Erforschung dieser
Akteure soll ihrer politisch-sozialen Stellung, ihrem Rang nachgespürt werden.
Als Ausgangspunkt der Überlegungen dienen die Arbeiten von Jörg Pelt-
zer,351 deren Auffassung der Kategorie Rang als „eines hervorragenden Analy-
seinstruments für politisch-soziale Ordnungen"352 als auch deren Forschungs-
ansätze es für die vorliegende Untersuchung fruchtbar zu machen gilt. In diesem
Zusammenhang ist zunächst zu fragen, was genau unter Rang zu verstehen ist?
Rang an sich bezieht sich auf die soziale Identität eines Individuums.353 Er
verbindet den Einzelnen mit der ihn umgebenden sozialen Ordnung. Von sei-
nem egalitären beziehungsweise horizontalen Moment aus gesehen, wird der
Rang eines Individuums über „eine Beziehung der Gleichheit und damit Zu-
gehörigkeit" fassbar; von seinem hierarchischen oder vertikalen Moment aus
gesehen zeichnet er sich dagegen durch „eine Beziehung der Unter- bezie-
hungsweise Überordnung, also der Differenz und Nichtzugehörigkeit" aus.354
Anders ausgedrückt handelt es sich beim Rang einer Person um das Ergebnis
eines sozialen Prozesses. Eine Einzelperson vermag zwar einen Rang im Sinne
einer bestimmten sozialen Position zu beanspruchen oder sich gar anzumaßen,
für seine tatsächliche Anerkennung ist jedoch die Akzeptanz des beanspruchten
Ranges durch Andere, das heißt durch eine relevante Öffentlichkeit vonnöten.355
Denn erst die Umgebung entscheidet letztendlich über die reale Einnahme einer
beanspruchten Position innerhalb der politisch-sozialen Ordnung. Durch dieses
notwendige Zusammenspiel mit einem „Kontrollgremium" erwies und erweist
sich Rang gerade in hierarchischen, sich durch eine institutionalisierte Begren-
zung der prestigeträchtigen Positionen kennzeichnenden Gesellschaften356 als
eine prekäre Ressource. Der Rang eines Einzelnen konnte sehr leicht Gegenstand
eines öffentlich ausgetragenen, auf seine Verteidigung, Aufrechterhaltung oder
Verbesserung ausgerichteten Ringens werden.

351 Vgl. Peltzer, Introduction, S. 11-23; Ders., Der Rang der Pfalzgrafen, S. 22-44.
352 Ders., Der Rang der Pfalzgrafen, S. 436.
353 Vgl. Ders., Introduction, S. 14; Ders., Der Rang der Pfalzgrafen, S. 27.
354 Ders., Der Rang der Pfalzgrafen, S. 22.
355 Vgl. ebd., S. 27; Ders., Introduction, S. 14 und 22: „without communication there is no rank. The
rank of the individual is the result of public negotiation."
356 Vgl. Ders., Der Rang der Pfalzgrafen, S. 22.
 
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