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Modus: Prace z historii sztuki — 10-11.2011

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Skrzyniarz, Sławomir: Die DAIMONIA im Chludow-Psalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.19092#0030

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der eine solche Schlussfolgerung bestatigen wiirde. Auch die Inschrift stellt fur
diese Abweichung keinen sicheren Halt dar.

Die Form 5aiu.óvia, neben der Nominativfunktion des Plurals, des Sub-
stantivs 8ai(ióviov, kann genauso gut von dem ihm verwandten Adjektiv
8cuu.óvioę (in erster Bedeutung: „von den Góttern abstammend, góttlich")
abstammen. In der hellenistischen Epoche bekam dieses Wort eine negative
Bedeutung und konnte in einigen Textzusammenhangen ais „nutzlos", „triige-
risch", „leer" oder „nichtig" verstanden werden8.

Im Angesicht des bereits Erwahnten scheint es sicherer anzunehmen, dass
die Absicht der Schópfer in der Unterscheidung der ais AAIMONIA beschrie-
benen Figuren von den Damonen lag oder zumindest die Einfiihrung einer
ikonographischen Doppeldeutigkeit gewesen ist. Diese Doppeldeutigkeit re-
sultiert daraus, dass das Fehlen der Flligel ein von den Damonen unterschei-
dendes Merkmal ist und es die Damonen gleichzeitig den Darstellungen der
heidnischen Kultfiguren angleicht, beispielsweise im Menologion des Basileos
II (Abb. 3)9 oder im Fresko der Himmelfahrtskirche in Dećani (Abb. 4)10.
Im Chludow-Psalter kommen die Motive dieser Art z.B. auf Folio 117r, un-
terhalb der Szene Taufe Christi vor (Abb. 5). Die Ahnlichkeit hat hier einen
allgemeinen, ikonographischen Charakter (der kiinstlerische Ausdruck der ehr-
wiirdigen, bekleideten Idole ist vollkommen anders), erlaubt jedoch, trotz der
Unterschiede, die vergleichbaren Figuren in dieselbe Kategorie einzureihen.

In der analysierten Miniatur haben wir also mit einer ikonographisch dop-
peldeutigen Vorstellung zu run: Die AAIMONIA kann man sowohl mit den
Damonen in Verbindung setzen (Nacktheit, aufgerichtete Haare, dynamische
Bewegung), ais auch mit Darstellungen von Idolen (fehlende Fliigel). Es bleibt
zu entscheiden, welche Identitat die iibergeordnete ist.

Der Schlussel zu diesem Problem befindet sich in dem zu Anfang zitierten
Textfragment, welches jedoch im Kontext des gesamten Psalms 95 angesie-
delt werden sollte. Der Inhalt dieses Psalms ist die Macht des wahren Gottes,
die unter anderem durch den Vergleich mit den heidnischen Gótzenbildern
gepriesen wird. Fur die Letzteren ist dieser Vergleich verstandlicherweise
vernichtend. Im Angesicht Gottes sind sie [tćx] 8oau.óvicc. Dieses Wort kommt
hier offenbar in der Bedeutung von „trugerischen, unwahren leeren und nich-
tigen Dingen" vor. Die Einfuhrung der damonologischen Bedeutung ware eine
uberraschende Stórung in der Textlogik. Ein fur diese Uberlegungen wesentli-

8 The Interpreter s Dictionary of the Bibie, Bd. 1, S. 817-818; G.W.H. Lampe, A Patristic
Greek Lexicon, Oxford 1987, S. 327-328.

9 C. Mango, Antiąue Statuary and the Byzantine Beholder, „Dumbarton Oaks Papers" 17,
1963, Abb. 16.

10 N.P. Śevćenko, The Life of Saint Nicholas in Byzantine Art, Torino 1983, Abb. 34.16.

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