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durch diesen Architekten vermessen und fundamenta
schon in parte, angelegt werden sumptu der Stadt War-
schau aus erweiterten öffentlichen Emkünften . Der Bau
der Läden kostete 20000 polnische Zloty. Rund um das
Rathaus wurden 36 Läden gebaut. Das schmuckvolle Tor
zu diesem Ladenbezirk wurde nach der Zeichnung dieses
Architekten, Tylman de Gameren, gebaut«.2

Der Beschluß zur Errichtung gemauerter, emheitlich
geplanter Marktbauten wurde wahrschemhch deshalb ge-
faßt, weil man mit vielfachem Nutzen für die Stadt
rechnete: das Bauwerk verringerte die Gefahr einer Leu-
ersbrunst, die die Holzläden immer leicht erfassen konnte,
trug zur städtebaulichen Regulierung des Marktplatzes bei
und bildete schließlich mit den Abgaben der Ladenmieter
eine Quelle für regelmäßige Einnahmen. Offensichtlich
beneideten die Ratsherren Maria Kasimira Sobieska als
Eigentümerin von Marieville um ihren guten Einfall.

Den ersten erhaltenen Entwurf zu den Marktbauten zeigt
Tilmans Zeichnung AT 493 recto (Abb. 246), die vom
9. August 1700 datiert istö Es ist einPlan des Marktplatzes,
auf dem der Grundriß des Gebäudes skizziert ist, das den
rechteckigen Hof rund um das Rathaus umschließt. Der
Bau ist hier kleiner und schmaler als der später ausgeführte
(Breite 7 Ellen); auf den Innenhof führen nur zwei Tore.
Den vergrößerten und (auf 13 Ellen) verbreiterten Bau
sieht man auf der Zeichnung AT 810, auf der die Südostek-
ke dargestellt ist. Ein genau ausgearbeiteter Grundriß gibt
über die innere Raumaufteilung in größere Läden mit nach
außen zu öffnenden breiten Laden und in kleinere mit
nach innen zu öffnenden Laden Aufschluß. Die größeren,
wahrscheinlich reicheren Läden besitzen zusätzlich Ein-
gänge auf der Hofseite, die durch schmale, auf die kleine-
ren Läden übergreifende Flure führen. Das Haupttor im
Süden flankieren langgestreckte Geschäftsräume, die zur
Durchfahrt hin geöffnet sind. Eine genaue Grundrißstudie
für das Haupttor in dieser Entwurfsphase sehen wir auf
der Zeichnung AT 647 verso, auf der auch dessen Aufriß
von der Hofseite her sowie das Pultdach des ganzen Baues
dargestellt ist.

In dem nächsten Entwurf auf den Zeichnungen AT 811
und AT 837 verso,4 die den Grundriß der Südostecke und
des Südflügels zeigen, sind die kleinen Flure liquidiert und
die Flächen der kleinen Läden vergrößert. Auf AT 837
verso ist noch geplant, die langgestreckten Räume neben
dem Haupttor in vier Läden gleicher Größe zu teilen, die
zur Durchfahrt hin Laden haben. Aus beiden Zeichnun-
gen ist zu schließen, daß der ganze Bau 32 größere und 40
kleinere Läden aufnehmen sollte. Wie die Front des
Gebäudes gedacht war, sehen wir auf der Zeichnung AT
643 verso (Abb. 247). Sie ist durch breite Lisenen geglie-
dert, die die Wandsegmente einfassen. Jedes Segment
nimmt emen Ladeneingang und ein Schaufenster auf. Eine
Attika mit Sockeln über den Lisenen verdeckt das Dach.

246. Tilman van Gameren, Entwurf für die Marktbauten rund
um das Rathaus der Altstadt von Warschau. AT 493 recto

Die letzte Zeichnung, AT 647 recto (Abb. 248), zeigt den
Entwurf zum Haupttor, das von Hermenpilastern einge-
faßt ist. Der das Tor abschließende und mit einem Relief
versehene Dreieckgiebel wird durch eine Statue bekrönt
(vielleicht Hermes). Auf den Postamenten der Attika sind
Vasen aufgestellt.

Mit nur kleinen Veränderungen wurde dieser Entwurf zu
den Marktbauten ausgeführt. Ansichten des Rathauses auf
Zeichnungen von Vogel (Abb. 245) und Norblin aus dem
18. Jahrhundert geben darüber Aufschluß, daß die Attika
zwischen den Postamenten noch eine Blendbalustrade
erhalten hatd

1 Warschau, AGAD, Archiwum publiczne Potockich, Nr. 167,
Brief 143.

2 Warschau, AGAD, Archiwum ekonomiczne warszawskie, Nr. 538,
S. 223.

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