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265. Warschau, Krasinski-Palast, Hoffassade, Giebel. Zustand vor 1939.

AnhangI

Die plastische Dekoration des Krasinski-Palastes

Thematik, literarische und hildnensche Vorlagen. Anteil
des Auftraggebers, des Architekten und des Bildhauers

Die Thematik der plastischen Dekoration des Krasmski-
Palastes ist aus der Geschichte der vermeintlichen antiken
Vorfahren des Bauherrn Jan Dobrogost Krasinski abgelei-
tet. Die Familie Krasinski, die in ihrem Wappen einen
Raben trägt, knüpfte in ihrer sagenhaften Genealogie an
das römische Patriziergeschlecht der Valerier an (gens
valeria), aus dem emige den Bemamen Corvinus trugen.

Die Entstehung dieses Beinamens stellt sich im Licht der
Legende folgendermaßen dar: Zur Zeit des Krieges gegen
die Gallier besiegte im Jahre 349 v. Chr. der junge Militär-
tribun Marcus Valerius im Zweikampf vor der Schlacht
emen vortreffhchen Gallier und entschied dadurch den

Ausgang der Schlacht und des ganzen Krieges. Der Sieg
des Römers wurde nach dem Willen der Götter durch die
unerwartete Hilfe eines Raben herbeigeführt, der sich auf
dem Helm des Marcus Valerius niedergelassen hatte und
von dort aufflatternd das Gesicht des Gegners mit seinen
Krallen und seinem Schnabel angriff. Jener berühmte
Zweikampf trug dem jungen Valerius die höchsten Wür-
den und Ämter der Römischen Republik ein und brachte
ihm den Beinamen Corvus oder Corvinus. Ihn gebrauch-
ten auch seine Nachfahren, unter welchen Marcus Vale-
rius Messalla Corvinus (64 v. Chr.-i3 n. Chr.), Feldherr
unter Augustus, Staatsmann, Literat und Kunstmäzen,
besonders herausragt.1 Der legendäre Zweikampf und
zahlreiche andere Begebenheiten aus dem Leben des er-
sten Corvinus, der im antiken Rom zum Helden erklärt

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