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268. Warschau, Krasinski-Palast, Hoffassade, Giebel. Zustand 1945

Valerius war ursprünglich eine - heute mcht mehr existie-
rende, uns aber von alten Fotografien bekannte - Kartu-
sche mit dem Wappen der Krasinski angebracht, auf dem
der legendäre Rabe zu sehen war. Diese mit einem Lorbe-
erkranz eingefaßte Kartusche hoben an den Seiten zwei
Figuren der Fama empor, und oben bekrönte sie ein
geflügelter Putto. Die zu dem Wappen der Krasinski
gehörenden Motive - der Rabe und das Ftufeisen - sind
ebenfalls in die Lorbeer- und Eichengirlanden emgefloch-
ten, die unter den Mezzaninfenstern der Seitenrisalite
hängen. Schließlich sollten die zur Aufstellung auf der
Attika der Rücklagen vorgesehenen Vasen - das Attribut
der Fortuna - Zeugms einer vergangenen Zeit und gutes
Vorzeichen für die Zukunft sem, gleich den Vasen, welche
die Fenstereinfassungen im Obergeschoß des Mittelrisalits
schmücken und die wie Füllhörner mit Fruchtsträußen
gefüllt sind.

Das Programm der Hoffassade ist thematisch in der
ähnlich komponierten Dekoration der Gartenfassade fort-
geführt (Abb. 283-287). Das Relief im Tympanon stellt
hier den Triumph eines der vermeintlichen antiken Vor-
fahren der Familie Krasinski dar.11 Auf einem Streitwagen,

dessen vier Pferde ein behelmter Krieger am Zügel hält,
sehen wir einen Valerius sitzen (Abb. 284). In den weiten
Mantel eines Befehlshabers {paludamentum) gekleidet
stützt er seinen Arm auf einen halbmondförmigen Schild
('pelta). Seinen Helm schmückt die Figur eines Raubvo-
gels. Hinter der Quadriga, die soeben den im Hintergrund
sichtbaren Triumphbogen durchfahren hat, erscheint ein
Feldzeichen (signum militare) in Form eines runden Me-
daillons. Zu beiden Seiten schreiten - der Zeremonie des
antiken Triumphes gemäß - vier Fackelträger.

Die Darstellungen m den Ecken des Giebelfeldes bezie-
hen sich thematisch auf die Mittelszene. Auf der rechten
Seite sind zwei in weite Togen gekleidete, männliche
Figurenpaare zu sehen (Abb.285). Sie wenden sich dem
Wagen des Tnumphators zu. Der Altere im Vordergrund
hat seine Hand, m der er vielleicht ein Schreibrohr (cala-
mus) hielt, in die Richtung des Triumphwagens ausge-
streckt, sein jüngerer Begleiter schwenkt eine Schriftrolle.

11 Natüiiich war die Annalime, hier sei der Triumph Caesars nach der
Schlacht bei Munda dargestellt, falsch, wie zum ersten Mal Baranow-
ski, 1910, S.XIX, und nach 1hm u. a. Lauterbach, 1917, S. 80, Eich-
born, 1919, S. 53, Schellenberg, 1951, S. 10-12, derselbe 1954,
S. 427-428 ausgeführt haben.

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