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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 3): Die Erbauung der steinernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24551#0019
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16

Drittes Capitel.

einer ungeraden Anzahl von Bögen herzustellen, sondern es richtet sich dies nach
den obwaltenden Umständen, wodurch aber nicht selten Abweichungen von dieser
Regel veranlaßt werden, was dann gewöhnlich aus Kosten des architektonischen
Effects geschieht.

Was die Größe der Bögen betrifft, so hängt diese einmal von örtlichen
Umständen ab, ferner aber auch von der Wahl des Baumaterials, welches zu
der ueu anfznführenden Brücke verwendet werden soll. Für Flüsse, die keine
bedeutenden Hochwasser haben und keine Eisgänge mit sich führen, genügen
kleinere Bögen, welche bei gleicher Brückenlänge weniger kostspielig sind als
die großen Bögen, sofern die Beschaffenheit des Bodens der Art ist, daß die
Fundation einer größern Anzahl von Mittelpfeilern nicht einen noch größern
Kostenaufwand herbeiführen würde. Solche Flüsse aber, die nicht allein eine
größere Stromgeschwindigkeit haben, sondern auch zeitweiligen bedeutenden An-
schwellungen und Eisgängen ausgesetzt sind, darf man nicht durch eine große
Anzahl von Mittelpfeilern einengen, sondern muß in solchen Fällen die
Bögen möglichst groß anorduen, damit einmal die Eisschollen oder andere
schwimmende Körper nicht durch die Pfeiler ausgehalten werden und ferner auch
beim Hochwaffer keine zu bedeutende Aufstauung entstehe, was immer nur
zum größten Nachtheil des Bauwerkes und seiner Fundamente stattfinden würde.
Außerdem würde auch in solchen Fällen die Fundirnng einer größern Anzahl
Mittelpfeiler nicht allein einen größern Kostenaufwand erforderlich machen,
sondern auch mit weit mehr Schwierigkeiten verbunden sein.

§. 7. Von der Form der Bögen.

Was die Form der Bögen betrifft, so kann diese sehr mannigfach sein und
hängt sie vorzüglich von der Weite und Höhe ab, welche man den Bögen zu
geben beabsichtigt. Die Höhe der Bögen ist aber wieder abhängig, einmal
von der Höhe der Ufer, welche durch eine Brücke verbunden werden sollen,
auderntheils aber auch von der Höhe der Anschwellung des Flusses. Sind die
User nur flach und gestatten sie keine Fortsetzung der Brückenstraße, so ist zu
überlegen, ob und wie viel der zur Brücke führende Damm erhöht werden darf,
wobei natürlich Rücksicht auf die in unmittelbarer Nähe liegenden Straßen und
Gebäude genommen werden muß. Ferner ist aber, wie schon erwähnt, die
Höhe der Bögen auch von der Höhe der Anschwellungen abhängig. In allen
Fällen muß daher die Höhe der Bögen so groß angenommen werden, daß der
Scheitel der innern Gewölbefläche nie vom Wasser erreicht werde. Im vorigen
Capitel wurde die Stauhöhe H + v bestimmt und sollte man eigentlich immer
bei flachen Bögen die Anfänge derselben auf eine Höhe — H + v setzen. Bei
Halbkreisbögen ist solches aber nicht anwendbar, denn dadurch würde die Brücke,
namentlich bei flachen Ufern, eine zu bedeutende Höhe erhalten, weshalb man
hier die Anfänge der Bögen auf eine Höhe gleich 2/3 bis höchstens % von
H + v festsetzen sollte. Hieraus geht nun hervor, daß man die Höhe der
Brückenbögen in jedem Falle als gegeben ansehen kann, indem sie sowohl von
 
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