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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 3): Die Erbauung der steinernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24551#0097
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Flügelmauern, Auffahrten und Leinpfaden.

Bei der in Figur 521 dargestellten Brücke über die Dora, so wie auch bei
der in Figur 537 dargestellten Brücke sind die Auffahrten zur Brücke durch
das Heraustreten der Flügelmauern sehr wesentlich verbreitert. Am luxuriöse-
sten sind die Auffahrten jedoch an der Brücke zu Neuilly Figur 571 hergestellt.
Hier übertrifft die Breite dieser Auffahrten noch diejenige der darauf zusühren-
deu Fahrstraßen um ein Erhebliches. Die Auffahrten werden hier an beiden
Seiten durch mit den Stirnmauern parallel laufende Flügelmauern begrenzt
und an diese letztem stoßen alsdann unter einem rechten Winkel Futtermauern
au, die auf eine große Länge fortgeführt sind und den zur Brücke führenden
Erddamm stützen.

Diese hier angedeuteten Beispiele werden genügen, um das Angeführte zu
erklären. Ueberhaupt lassen sich im Allgemeinen keine Regeln darüber fest-
stellen, wie auch schon oben erwähnt wurde, sondern muß es stets dem be-
sondern Ermessen des Baumeisters anheim gegeben werden, wie und ans welche
Weise er diese Aufgabe unter besonderer Berücksichtigung der jedesmaligen
Oertlichkeit und der dabei sonst hervortretenden Umstände am zweckmäßig-
sten löst.

§. 25. Von den Leinpfaden.

Um die Communication längs der Ufer eines Flusses nicht zu unterbrechen,
ist es in manchen Fällen erforderlich, namentlich wenn die Schiffe durch Pferde
oder durch Menschen hinaufgezogen werden, einen Durchgang zu diesem
Zwecke hinter dem Widerlagspfeiler unter der Auffahrt zur Brücke anzubringeu.
Eine solche Anordnung findet man bei mehrern Brücken, als unter andern bei
den in den Figuren 529, 537 und 571 dargeftellten; diese Anordnung
setzt aber immer sehr flache User voraus und muß dabei der Widerlagspfeiler
schon immer so weit in das Flußbett hineintreten, daß eine solche Durchfahrt
oder ein Durchgang in demselben angebracht werden kann. Wenn nun auch
eine solche Einrichtung zur Herstellung einer Communication des Flußufers
oberhalb und unterhalb der Brücke zwar sehr bequem ist, so kann dieselbe doch
manche andere Nachtheile mit sich führen, welche namentlich erst zur Wirkung
kommen bei Hochwasser, indem alsdann durch das weite Hervortreten des Laud-
pfeilers die Durchflußöffnuug verkleinert wird und den schnellern Abfluß des
Wassers verhindert. Es ist daher jedenfalls viel zweckmäßiger und auch be-
quemer, wenn die Einrichtung so getroffen werden kann, daß der Leinpfad un-
mittelbar unter dem Landbogen der Brücke, also außerhalb des Widerlagspfei-
lers durchgeführt wird. Es wird zu diesem Zwecke eine Futtermauer unter
dem Landbogen und in solcher Entfernung von dem Widerlagspfeiler ange-
bracht, als der Leinpfad Breite erhalten soll. Der Raum zwischen dieser Futter-
mauer und dem Widerlager wird entweder mit Erde ausgefüllt oder überwölbt
und darüber alsdann der Pfad angelegt und gehörig gepflastert. Eine solche
Anordnung zeigt die in Figur 537 dargestellte Brücke.
 
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