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tafel abgebildeten Reigentanz langbekleideter Weiber auch
auf derselben Vase wie die nackten Frauen bei der Ekphora
angebracht wähnte. Zugestimmt haben Dümmler besonders
solche Gelehrte, die in religionsgeschichtlichem Zusammenhang
der weiten Verbreitung der rituellen Nacktheit nachgegangen
waren, wie Weinhold1) und Samter.-) Und in der Tat lassen
sich ohne ernstere Schwierigkeiten sämtliche genannte Dar-
stellungen als Wirklichkeitsbilder verstehen.
Was zunächst die spinnenden Frauen betrifft, so ist es
doch leicht glaublich, daß eine athenische Frau oder Sklavin
sich im Innern ihrer abgeschlossenen Behausung gelegentlich
ihres Peplos entledigte, wie es heute z. B. sogar noch bei
den Arktikern Sitte ist. Finden wir doch auch unter den
Tanagräischen Terrakotten des 5. Jahrhunderts völlig nackte
Frauen vor einem Kochtopf oder Backofen sitzen.3)
Unschwer erklärt sich fernerhin auch die Nacktheit der
Frauenfigiirchen, die dem Toten mitgegeben wurden. Das
Schiffsche Grab in Thera ist durch Waffen sicher, das am
Dipylon durch eine große Weinkanne wenigstens wahrschein-
lich als das eines Mannes gekennzeichnet; aus Kamiros sind
mir entsprechende Fundtatsachen nicht bekannt. Von dieser
Seite liegt also jedenfalls kein Grund vor, nicht an sterbliche
Frauen zu denken, die den Toten wenigstens im Abbilde
preisgegeben wurden, gerade wie wir es in Ägypten sicher
(S. 25), anderswo, besonders in den Inselgräbern sehr wahr-
scheinlich fanden (S. 62). Mit den Inselidolen haben die vor-
J) Abhandlungen der Berliner Akademie 1896 S. 17.
2) Festschrift für 0. Hirschfeld S. 253; so auch Thovez, Atti della
Accad. d. Lincei IX 1901 S. 64 ff.
3) Winter, Typen der figürl. Terrakotten I S. 35 Nr. 4, 11 ; Archäol.
Anz. X 1895 S. 130 Nr. 42.
tafel abgebildeten Reigentanz langbekleideter Weiber auch
auf derselben Vase wie die nackten Frauen bei der Ekphora
angebracht wähnte. Zugestimmt haben Dümmler besonders
solche Gelehrte, die in religionsgeschichtlichem Zusammenhang
der weiten Verbreitung der rituellen Nacktheit nachgegangen
waren, wie Weinhold1) und Samter.-) Und in der Tat lassen
sich ohne ernstere Schwierigkeiten sämtliche genannte Dar-
stellungen als Wirklichkeitsbilder verstehen.
Was zunächst die spinnenden Frauen betrifft, so ist es
doch leicht glaublich, daß eine athenische Frau oder Sklavin
sich im Innern ihrer abgeschlossenen Behausung gelegentlich
ihres Peplos entledigte, wie es heute z. B. sogar noch bei
den Arktikern Sitte ist. Finden wir doch auch unter den
Tanagräischen Terrakotten des 5. Jahrhunderts völlig nackte
Frauen vor einem Kochtopf oder Backofen sitzen.3)
Unschwer erklärt sich fernerhin auch die Nacktheit der
Frauenfigiirchen, die dem Toten mitgegeben wurden. Das
Schiffsche Grab in Thera ist durch Waffen sicher, das am
Dipylon durch eine große Weinkanne wenigstens wahrschein-
lich als das eines Mannes gekennzeichnet; aus Kamiros sind
mir entsprechende Fundtatsachen nicht bekannt. Von dieser
Seite liegt also jedenfalls kein Grund vor, nicht an sterbliche
Frauen zu denken, die den Toten wenigstens im Abbilde
preisgegeben wurden, gerade wie wir es in Ägypten sicher
(S. 25), anderswo, besonders in den Inselgräbern sehr wahr-
scheinlich fanden (S. 62). Mit den Inselidolen haben die vor-
J) Abhandlungen der Berliner Akademie 1896 S. 17.
2) Festschrift für 0. Hirschfeld S. 253; so auch Thovez, Atti della
Accad. d. Lincei IX 1901 S. 64 ff.
3) Winter, Typen der figürl. Terrakotten I S. 35 Nr. 4, 11 ; Archäol.
Anz. X 1895 S. 130 Nr. 42.