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kann auch dort gelten, wo wir die Nacktheit der Frauen im
Götterkult treffen. Denn was den Toten recht, war natürlich
den Göttern billig. Ihnen gibt sich auch bei den Griechen
die Jungfrau hin.1) Letzte Spuren dieser Sitte sind uns er-
halten in dem tatsächlichen oder symbolischen Beilager mit
dem Xoanan eines Gottes2) und in dem Tempelschlaf.3) Aber
auch die öffentliche Darstellung in unbekleidetem Zustande
ist uns noch gut bezeugt. So erschienen nach Plutarch4) zu
Lykurgs Zeiten die spartanischen Jungfrauen bei feierlichen
Aufzügen und Tänzen nackt, wie es Plinius für die Frauen
der Briten überliefert (oben S. 7), und wie es noch im
6. Jahrhundert zwei Mädchenngürchen mit Ivymbala in den
Händen bezeugen (unten S. 14-2). Nacktheit der Priesterin
überliefert auch Aelian5) für einen heiligen Hain des Apollo.
Besonders lange dauert dieser Brauch in dem niederen Gebiet
des Aberglaubens, vor allem dem des Zaubers, wie uns schrift-
liche Zeugnisse6) und Bildwerke7) deutlich lehren. Auch im
deutschen Aberglauben spielt bis auf diesen Tag die Nacktheit
eine große Rolle.8)
In der späteren Zeit der geometrischen Kunst war die
barbarische Sitte der Nacktheit des Weibes bei öffentlichem
1) Gruppe, Griech. Mythologie II S. 914.
2) Dümmler, Philologus N. F. 56 1897 S. 22; Kl. Sehr. II S. 229 ff.
3) Deubner, De ineubatione S. 1 ff.
4) Lyc. c. 14; s. a. c. 15; Apopht. Lac. 227 E, zitiert von Dümmler
a. a. 0.
5) var. hist, 11, 2.
6) Gruppe, Griech. Mythol. II S. 896 Anm. 1; dazu Wessely, Denk-
schriften der Wiener Akad. Bd. 36 S. 45, F. 1 V. 26, F. 2 V. 87, F. 7 V. 173;
Lukian, asinus c. 12; Plinius, nat. hist. 28, 78; Geop. II, 42,3.
?) Lenormaut-de Witte, Elite cer. II Tf. 118; Roscher II S. 3166.
8) Weinhold a. a. 0.
kann auch dort gelten, wo wir die Nacktheit der Frauen im
Götterkult treffen. Denn was den Toten recht, war natürlich
den Göttern billig. Ihnen gibt sich auch bei den Griechen
die Jungfrau hin.1) Letzte Spuren dieser Sitte sind uns er-
halten in dem tatsächlichen oder symbolischen Beilager mit
dem Xoanan eines Gottes2) und in dem Tempelschlaf.3) Aber
auch die öffentliche Darstellung in unbekleidetem Zustande
ist uns noch gut bezeugt. So erschienen nach Plutarch4) zu
Lykurgs Zeiten die spartanischen Jungfrauen bei feierlichen
Aufzügen und Tänzen nackt, wie es Plinius für die Frauen
der Briten überliefert (oben S. 7), und wie es noch im
6. Jahrhundert zwei Mädchenngürchen mit Ivymbala in den
Händen bezeugen (unten S. 14-2). Nacktheit der Priesterin
überliefert auch Aelian5) für einen heiligen Hain des Apollo.
Besonders lange dauert dieser Brauch in dem niederen Gebiet
des Aberglaubens, vor allem dem des Zaubers, wie uns schrift-
liche Zeugnisse6) und Bildwerke7) deutlich lehren. Auch im
deutschen Aberglauben spielt bis auf diesen Tag die Nacktheit
eine große Rolle.8)
In der späteren Zeit der geometrischen Kunst war die
barbarische Sitte der Nacktheit des Weibes bei öffentlichem
1) Gruppe, Griech. Mythologie II S. 914.
2) Dümmler, Philologus N. F. 56 1897 S. 22; Kl. Sehr. II S. 229 ff.
3) Deubner, De ineubatione S. 1 ff.
4) Lyc. c. 14; s. a. c. 15; Apopht. Lac. 227 E, zitiert von Dümmler
a. a. 0.
5) var. hist, 11, 2.
6) Gruppe, Griech. Mythol. II S. 896 Anm. 1; dazu Wessely, Denk-
schriften der Wiener Akad. Bd. 36 S. 45, F. 1 V. 26, F. 2 V. 87, F. 7 V. 173;
Lukian, asinus c. 12; Plinius, nat. hist. 28, 78; Geop. II, 42,3.
?) Lenormaut-de Witte, Elite cer. II Tf. 118; Roscher II S. 3166.
8) Weinhold a. a. 0.