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Auftreten stark zurückgedrängt worden. Das lehren uns die
Vasen, auf denen wir sie im Eeigentanz1) und vor allem bei
der Totenklage'2) bekleidet finden, sowie die den Toten mit-
gegebenen Figürchen, die Pappades (S. 80). Dies wäre der erste
Schritt auf dem Wege zur solonischen Aufhebung der alten,
wilden Trauergebräuche.3) Im Kultus hat sich die Nacktheit
noch lange, besonders im Peloponnes erhalten (unten S. 143).
In den Zusammenhang dieser Erscheinungen werden die
meisten nackten Frauengestalten der geometrischen Kunst
gehören. Nur in zwei Fällen haben wir bestimmten Grund,
Göttinnen zu erkennen. Erstens bei einer der zwei Gestalten
auf einer großen, mondsichelf ormigen Fibula im British Museum,4)
die nach Art der rroivia ■ßyocöv Wasservögel halten, voraus-
gesetzt, daß das Dreieck, welches auf den ersten Blick als
stark betontes weibliches Glied erscheint, nicht ein Schurz ist.
Doch spricht auch das Halsband für weibliches Geschlecht.
Hier wird also auf einem spätgeometrischen Bildwerk, das
auch sonst Spuren einer neuen Zeit aufweist, phönikischer
Einfluß anzuerkennen sein. Denn die tierhaltende Göttin ist
sonst immer von der mykenischen Zeit an bekleidet;5) nackt
und mit ausgestreckten Händen zwei Panther am Ohre fassend
erscheint sie nur auf einem der phönikischen Schilde aus der
J) Mon. dell' Inst. IX, 39, 2 (Perrot VII S. 175); Athen. Mitt. XVIII
1893 S. 113 (Perrot VII S. 222).
-) Amphora in Athen, Athen. Mitt. XVIII 1893 S. 101; Collignon-
Couve, Catal. des vases peints Nr. 199. Amphora in Berlin, Arch. Anz.
VII 1892 S. 100 Nr. 4; zur Datierung Wide, Jahrb. d. Inst. XIV 1899
S. 197. Böotische Hydria im Louvre, oben S. SO Anm. 2.
3) Plutarch, Solon c. 21.
4) Walters, Catalogue of bronzes S. 372 Nr. 3201.
5) Milani, Studi e materiali I, 192 ff.; Perrot VI S. 843 Nr. 12, 14,
S. 847 Nr. 7, S. 851 Nr. 2.
Auftreten stark zurückgedrängt worden. Das lehren uns die
Vasen, auf denen wir sie im Eeigentanz1) und vor allem bei
der Totenklage'2) bekleidet finden, sowie die den Toten mit-
gegebenen Figürchen, die Pappades (S. 80). Dies wäre der erste
Schritt auf dem Wege zur solonischen Aufhebung der alten,
wilden Trauergebräuche.3) Im Kultus hat sich die Nacktheit
noch lange, besonders im Peloponnes erhalten (unten S. 143).
In den Zusammenhang dieser Erscheinungen werden die
meisten nackten Frauengestalten der geometrischen Kunst
gehören. Nur in zwei Fällen haben wir bestimmten Grund,
Göttinnen zu erkennen. Erstens bei einer der zwei Gestalten
auf einer großen, mondsichelf ormigen Fibula im British Museum,4)
die nach Art der rroivia ■ßyocöv Wasservögel halten, voraus-
gesetzt, daß das Dreieck, welches auf den ersten Blick als
stark betontes weibliches Glied erscheint, nicht ein Schurz ist.
Doch spricht auch das Halsband für weibliches Geschlecht.
Hier wird also auf einem spätgeometrischen Bildwerk, das
auch sonst Spuren einer neuen Zeit aufweist, phönikischer
Einfluß anzuerkennen sein. Denn die tierhaltende Göttin ist
sonst immer von der mykenischen Zeit an bekleidet;5) nackt
und mit ausgestreckten Händen zwei Panther am Ohre fassend
erscheint sie nur auf einem der phönikischen Schilde aus der
J) Mon. dell' Inst. IX, 39, 2 (Perrot VII S. 175); Athen. Mitt. XVIII
1893 S. 113 (Perrot VII S. 222).
-) Amphora in Athen, Athen. Mitt. XVIII 1893 S. 101; Collignon-
Couve, Catal. des vases peints Nr. 199. Amphora in Berlin, Arch. Anz.
VII 1892 S. 100 Nr. 4; zur Datierung Wide, Jahrb. d. Inst. XIV 1899
S. 197. Böotische Hydria im Louvre, oben S. SO Anm. 2.
3) Plutarch, Solon c. 21.
4) Walters, Catalogue of bronzes S. 372 Nr. 3201.
5) Milani, Studi e materiali I, 192 ff.; Perrot VI S. 843 Nr. 12, 14,
S. 847 Nr. 7, S. 851 Nr. 2.