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Zylindern: Delaporte a.a.O., z. B. 496, 437, 441; einen
hohen Zylinder trägt eine Bronze aus Beirut, die mit der
auf Tf. II im Stil zusammenzustellen ist1) (Form 86); auf
dem oberen Rande ist ein Kranz (vgl. S. 31) angebracht.

Der hettitische „Polos" scheint in der Hauptsache ein
weiblicher Kopfputz zu sein2), doch tragen ihn in späterer
Zeit auch Götter, woraus ein Rückschluß erlaubt sein wird:
z. B.Zeus Kariös, Sandon usw. (S. 92f.); ein auf einem Löwen
stehender Gott, also hettitisch beeinflußt, aus persischer
Zeit, der bei Greßmann, Altorientalische Texte und Bilder
II S. 73 abgebildet ist. In Mesopotamien hat ihn z. B. der
König (S. 21). Aus anderen Gegenden zähle ich noch auf
— eine erschöpfende Behandlung dieser orientalischen Kronen
ist im Rahmen dieser Arbeit, die vom griechischen Polos
ausgeht, nicht beabsichtigt — eine Bronze aus Gezer bei
Macalister a.a.O. Tf. 211 Nr. 4, Zeit 1800—1400' („man;
cylindrical crown"), und den schon S. 20 erwähnten Kopf
der Tridaknamuschel.

Es fehlt im Orient die kretische „Mütze" (S. 14), wäh-
rend wiederum der hohe Zylinder im kretisch-mykenischen
Kultur kreis nicht vorkommt. Am ähnlichsten sind sich die
niedrigen Kronen, besonders für die Zacken- und Spitzen-
ornamentierung der Sphingenkrone möchte man fremden
Einfluß annehmen; bei der Elfenbeinsphinx aus Argos3)
scheinen es wirklich Federn zu sein. Mit dem fremden
Material (S. 19) pflegen auch die Vorlagen der Ornamen-
tierung übernommen zu werden. Aber andrerseits ist die
Entwicklungsreihe in Kreta so lückenlos, daß man keine
fremde Einwirkung anzunehmen braucht. Für die phoini-

x) Collektion Hoffmann, Paris 1888 Nr. 367.

2) Das Geschlecht der Figuren auf den Zylindern ist oft schwer
zu bestimmen; das Relief aus Biredjik in London (Perrot-Chipiez IV
S. 551 Fig. 278) stellt wahrscheinlich eine Frau dar; cf. W. Jensen
Hettiter und Armenier S. 56f. Anm. 1; 165. Die „Krempe" ist wohl
als schlechte Wiedergabe von Hörnern zu erklären, cf. L. Heuzey,
Les origines de l'art, Paris 1891 S. 173; doch könnte sie auch von
der spitzen Mütze übertragen sein.

3) B. C. h. XXVIII 1904 S. 386.
 
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