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Amelung, Einzelverkauf 161/2). Danach kann man an der
Sitte nicht zweifeln, trotzdem keine Hochzeitsdarstellung die
Mauerkrone zeigt.

Da nun der Polos keine eigentliche Brautkrone ist und
auch der Zusammenhang zwischen Polos und Mauerkrone,
den Dragendorff annimmt, nicht vorhanden ist (S. 47), so
treffen m. A. die antiken Erklärungen das Richtige; Braut
und Vestalin übernehmen die Mauerkrone von der Götter-
mutter: gerade einige Zeit vor den Pharsalia hat Kaiser
Claudius die Beschränkung des Kybelekultes aufgehoben
und die Eeste offiziell gefeiert1).

2. Die jüngere Zeit.

Schon um die Wende des 6. zum 5. Jahrh. wird der
Polos, der ja überhaupt, wie gezeigt (S. 69), kein notwen-
diges Requisit ist, immer seltener gegeben, wie man z. B.
an den Tirynter Terrakotten beobachten kann2). Diese
Tendenz, unterstützt durch die Veränderung der Form, die
teilweise zum Verschwinden dieses ringförmigen Schmuckes
führt (S. 39f.), setzt sich fort und veranlaßt, daß sein Vor-
kommen in späterer Zeit sich auf verhältnismäßig wenige
Typen beschränkt.

Häufiger ist er in Kleinasien, was bei seinem östlichen
Ursprung ja nicht wundernimmt. Die überwiegende Mehr-
zahl der dortigen Götterbilder lernen wir durch die Münzen
der Kaiserzeit kennen, wobei es oft schwer zu entscheiden
ist, ob sie erst in dieser Zeit geschaffen sind oder älter sind.
Das Bild der Aphrodite von Aphrodisias ist sicher erst in
hellenistischer Zeit entstanden, wie Eredrich nachgewiesen
hat3). Dasselbe gilt für die Artemis polymastos von Ephesos,
von der sich in archaischer Zeit keine Spur findet4). Das

J) Cumont-Gehrich, Die orientalischen Religionen S. 66f.

2) Frickenhaus, Tiryns I S. 68.

3) Ath. M. XXII 1897 S. 361 ff. Br. M. coins Caria Tf. VII
1, 3, 4, 7 S. 39ff.

4) Hogarth, Excavations at Ephesus S. 323ff.; seine Leugnung
aber (S. 335), daß es überhaupt in Ephesos ein derartiges Bild ge-
geben habe, ist wegen der Darstellung auf ephesischen Münzen
unmöglich.
 
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