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Funktion einer Stadt erhielt, gespielt haben. Durch G. Buchners Grabungen bei
Lacco Ameno auf Ischia wissen wir, daß Pithekussai, eine vor der Mitte des 8. Jhs.
erfolgte chalkidische Gründung, 200 km Küstenlinie von der Tibermündung ent-
fernt, bereits vor 700 eine Stadt von ansehnlicher Größe und Bedeutung war. Den
archäologischen Niederschlag von Handels- und Kulturbeziehungen dieser Zeit zwi-
schen Griechenland und dem westüchen Mittelitalien haben wir in den kunstgewerb-
lichen Erzeugnissen verschiedenster Art vor uns. Könnte es auch gelingenaufzuzeigen
oder doch glaubhaft zu machen, wie diese das Kunsthandwerk betreffenden Kultur-
einflüsse zustande gekommen und vermittelt worden sind, so ist es uns doch ver-
schlossen, die eigentlich treibenden Kräfte des ungemein vielschichtigen und kom-
plexen Vorgangs der Stadtwerdung westmittelitalischer Siedlungen zu erfassen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß hier politisch begabte, weltaufgeschlossene und
willensstarke Einzelpersönlichkeiten vorauszusetzen sind, denen sehr wohl zuzutrauen
ist, daß ihnen das griechische Städtewesen bekannt war. Wenn demnach eine anregende
Vorbildhaftigkeit der griechischen Polis in Betracht zu ziehen ist, so handelt es
sich — wie die archäologischen Befunde anzudeuten scheinen — bei dem das poli-
tische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben ergreifenden und umgestalten-
den Prozeß der Stadtentstehung im westlichen Mittelitalien doch um eine organische
Weiterführung von Entwicklungstendenzen, die in der Früheisenzeitkultur selbst
wurzeln. Gewiß gab es im 8. Jh. bereits Könige, gleicherweise in den namhaften
etrurischen Orten wie in Rom. Es könnte gut sein, daß deren Stellung und Macht
im Zuge der Geschehnisse, die zur Entstehung stadtartiger Siedlungen führten, be-
gründet oder jedenfalls gefestigt wurde, wie umgekehrt diese Könige es wohl
waren, die jene Entwicklung wesentlich bestimmten.
 
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