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ERGEBNISSE

Der archäologische Fundstoff des 9. und 8. Jhs. von Rom ist, verglichen mit dem-
jenigen anderer Orte Italiens, umfangmäßig beschränkter und, gemessen an dem, was
wir an historischen Erkenntnissen von ihm erwarten, schmerzlich lückenhaft. Den-
noch scheinen bei eindringlicher Analyse des Yorhandenen unter Berücksichtigung
der chronologischen, topographischen und allgemein kulturgeschichtlichen Ver-
hältnisse einige für die frühe Entwicklung Roms wichtige Fakten erkennbar zu sein.

Das römische Gemeinwesen hatte im 8. Jh. ein beträchtlich großes Siedlungs-
areal inne, vom Palatin bis zu den Hängen des Esquilins und zur Quirinalhoch-
fläche. Gewisse Dichtezentren der Besiedlung mögen bestanden haben, denen aber
wohl nicht der Charakter selbständiger Siedlungen eigen war.

Um das Forumstal als Stätte des gemeindlichen Lebens — in seinem kultischen
und möglicherweise auch politischen Aspekt — freizuhalten, wurde das altehrwür-
dige Sepulcretum nördlich der Sacra Via, gegenüber dem Vestatempel, im 8. Jh.
als normaler Bestattungsplatz aufgelassen; lediglich Kleinkinder, eventuell nur solche
aus vornehmen Geschlechtern, durften weiterhin dort beigesetzt werden.

Wenn im Vergleich mit anderen gleichzeitigen Orten Mittelitaliens in Rom
eine auffallend strenge Ordnung im Grabritual festzustellen ist und ein Zug prunk-
vermeidender Schlichtheit besonders gegen das in Etrurien Übliche absticht, so
liegt es nahe, eine analog strenge Haltung auch außerhalb des Grabkultes als kenn-
zeichnend für diese Bevölkerung anzunehmen.

In wirtschaftlicher und kommerzieller Hinsicht brachte das 8. Jh. einen merk-
lichen Aufschwung, der zur verstärkten Aufnahme auswärtiger Handelsgüter, zur
Intensivierung weitreichender Handwerksbeziehungen und zur Ausbildung von
Spezialgewerben mit neuen Techniken und rationelleren Bearbeitungsweisen und
damit zu einer sozialen Differenzierung der Bewohner führte.

Deutüch faßbar ist eine soziale Oberschicht, eine Aristokratie.

Nehmen wir dies alles zusammen, so ist, meine ich, dem Schluß
nicht auszuweichen, daß die sich hier abzeichnende Entwicklung die
Herausbildung städtischer Wesenszüge bedeutete.

Sollte es nicht möglich sein, daß die spätrepublikanischen Gelehrten eine ent-
fernte Kunde von dieser Epoche des Wachstums, des wirtschaftlichen Aufblühens
und der kommunalen und vielleicht auch politischen Festigung des römischen Ge-
meinwesens hatten, die sie veranlaßte, die Gründung Roms in eben dieses 8. Jh.
zu verlegen ?

Es drängt sich natürüch die Frage auf, welche Rolle die griechischen Städte in
Unteritalien und Sizilien bei der Entwicklung, in deren Verlauf Rom Charakter und
 
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