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ROM UND VEJI

Es dürfte ausgeschlossen sein, daß die Annalisten bezüglich der geschichtlichen
Beziehungen zwischen Rom und den Etruskern in der Zeit vor der Tarquinier-
herrschaft sich auf irgendwelche tatsächlichen Oberlieferungen stützen konnten.
Dennoch sind die antiken Erzähler der römischen Frühzeit sicherlich im Recht,
wenn sie von Anfang an mit einem Verkehr, einem friedhchen und einem kriege-
rischen, zwischen Rom und der Bevölkerung jenseits des Tibers rechnen. Daß die
Bewohner Etruriens insgesamt die Latiner bedroht hätten und von diesen als ge-
meinsamer Feind empfunden worden wären, wie es Livius hinstellt, ist natürlich
unglaubwürdig und projiziert deutlich Verhältnisse des 5. Jhs. in die ferne Vorzeit.
Gewiß richtig ist indes, daß für Rom der am nächsten gelegene Etruskerort, das in
der Luftlinie nur 15 km entfernte Veji, in der Früheisenzeit am meisten Bedeutung
hatte. Es ist daher angebracht, hier das Verhältnis Roms zu Veji im 9. und vor
allem im 8. Jh. näher ins Auge zu fassen.

Die einstmals geäußerten Zweifel an dem etruskischen Charakter Vejis in histo-
rischer Zeit sind durch die Entdeckung zahlreicher etruskischer Inschriften, die bis
ins 7. Jh. zurückreichen, beseitigt, und siedlungs- und kulturgeschichtlich ist das,
was wir archäologisch im 9. und 8. Jh. in Veji vor uns haben, ganz ebenso der
Anfang des historischen, das heißt des etruskischen Veji, wie die frühlazialen Zeug-
nisse vom Boden Roms die Anfänge des historischen Rom verkörpern.

Das Gelände von Veji ist ein etwa nierenförmiges, rund 2 km langes, in der
Mitte rund 1 km breites Plateau, das auf allen Seiten von tief eingeschnittenen
Tälern mit steilen Hängen umzogen wird (Beilage 1, 2). Im Südosten dieses Pla-
teaus, durch eine schmale Schlucht von diesem getrennt, schließt die besonders
steil aufragende, wenig mehr als 300 m in der Längsausdehnung messende Akro-
poüs, die ,Piazza d’Armi‘, an. Die antiken Nekropolen ziehen sich im Kranz um
dieses Stadtplateau herum 97. Früheisenzeitliche Pozzo- und Fossagräber sind bei
der Grotta Gramiccia (im Nordwesten), beim Casale del Fosso (rund 400 m weiter
westlich), nahe dem Monte Campanile in der Valle la Fata (an der Südseite des
Stadtplateaus), auf dem Colle Vacchereccia (im Nordosten) und im westlich an-
grenzenden Bezirk Picazzano (Quattro Fontanili), vereinzelt auch noch weiter west-
lich bei der Ponte di Formello und wahrscheinlich auch südlich der ,Piazza d’Armi‘
zutage gekommen. Auf dem Plateau selbst sind nirgends früheisenzeitliche Gräber

97 G. A. Colini, NSc. 1919, 3ff. v. Duhn a. O. I (1924) 386ff. E. Stefani, NSc. 1929,
330ff.; 1934, 422ff R. U. Inglieri, NSc. 1930, 67f. Ä. Äkerström, Studien über die etrus-
kischen Gräber (1934) 13ff. C. A. Ambrosetti, NSc. 1954, lff. J. Palm, Opusc. Archaeol.
7, 1952, 50ff. J. Ward-Perkins, BSR. 29, 1961, 24f.
 
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